Die weidende Kuh dient dem Klima und der Bauernzukunft, sind sich die Landwirte des Forums Pro Schwarzwaldbauern sicher. Foto: Forum Pro Schwarzwaldbauern

Die Folgen von Dürren und Unwettern treiben den Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn. Aber auch die Politik sorgt für Verdruss. Das wurde beim Forum Pro Schwarzwaldbauern erneut deutlich.

Was bedeutet die vom Bundeskanzler verkündete Zeitenwende für die Landwirte? Das war eines der Themen, über die das Forum Pro Schwarzwaldbauern um den Vorsitzenden Reimund Kuner diskutierte. Die Einsicht war, dass die Zeitenwende am Wettbewerb um den billigsten Produzenten nichts ändere. Immer weniger Schwarzwaldbauern könnten mithalten, heißt es in einer Pressemitteilung des Forums.

Austausch mit Vordenkern

Bei zwei Weidegesprächen in Urach und Schenkenzell beschäftigte man sich mit dem Graswuchs an den unterschiedlichen Standorten und den Herausforderungen der Dürreperioden für den Weidebetrieb. Bei einer Infotour in die Schweiz wurden zwei Höfe besucht, deren Bauern dem Mainstream des „mehr gleich billiger“ nicht mehr folgen, sondern sich an natürlichen Abläufen und an der Landschaft erfolgreich orientieren, was die Arbeit des Forums bestätigte.

Von der Begegnung mit zwei geistigen Vordenkern berichtete die stellvertretende Vorsitzende Erika Obergfell. Beim Erntedankgespräch erklärte der 80-jährige Tierzuchtprofessor Alfred Haiger, dass die Maximierung der Leistung „die Kuh zur Sau mache“ und damit zum Nahrungskonkurrenten. „Dabei hat die Kuh unsere Ernährungsbasis erweitert mit ihrer Fähigkeit Gras zu Milch und Fleisch zu veredeln.“ Haiger forderte den Wandel von der erdölabhängigen Petrokultur zu einer Agrikultur, die auf Photosynthese, Bodenfruchtbarkeit und naturgemäße Tierzucht und -haltung baue.

Der Wert des Graslands

In die gleiche Kerbe schlug am Internationalen Tag der Berge im Dezember auf dem Fohrenbühl Florian Leiber vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau. Er stellte die Frage, ob wir es uns leisten können, Grasland, das zwei Drittel der landwirtschaftlichen Fläche der Welt ausmache, unzureichend zu nutzen. Mit Studien belegte er, dass Milch und Fleisch vom Grünland nachhaltig sei im Gegensatz zur Fütterung vom Acker. Weil diese Erkenntnis für die Schwarzwaldbauern existenziell ist, forderte Leiber auf, „eine starke Geschichte“ vom Wert des Graslands zu erzählen.

Agrarreform und die Folgen

Auch auf aktuelle Themen blickte Reimund Kuner. Im Schatten von Corona wurde in der EU eine Agrarreform beschlossen, mit der sich die Administration des Landes nach eineinhalb Jahren noch schwertat bei der Antragstellung, von der die Bauern abhängig sind. Das Forum reagierte mit einem Brief an den Minister in Stuttgart. „Er antwortete nach acht Wochen mit Rechtfertigung der alten Widersprüche“, dass man kleine Betriebe besser fördere und die Wettbewerbsfähigkeit sowie Klimaschutz mit Labels für Tierwohl unterstütze.

Die Reaktion des Forums

Verwunderlich, dass die positive Wirkung des immergrünen Graslands auf das Klima bei der Umsetzung der Agrarreform nicht berücksichtigt wurde, finden die Bauern. Deshalb erarbeitete das Forum mit dem Deutschen Grünlandverband Vorschläge für Ökoregeln für das Grünland als größten CO2-Speicher.

Was die Bauern bewegt

Beim Rundgespräch ging es um die Frage, was Schwarzwaldbauern am meisten bewegt. Unisono sind sie neben den Folgen von Dürren und Unwettern von der politischen Tierwohldebatte verunsichert, weil Tierhaltung die Basis der Schwarzwaldbauern ist. Die auf Ställe reduzierte Tierwohldebatte wurde „Vergötterung der Technik“ genannt, weil die Betreuung der Tiere durch Bauern nicht anerkannt werde. Dazu verwies Siegfried Jäckle auf eine Studie aus Betrieben in den USA, die belegt, dass Kühe nicht in Laufställen länger durchhalten, sondern bei Weidegang und guter Betreuung.

Ausblick

Abschließend verwies Reimund Kuner auf das Erntedankgespräch am 27. September zum Thema: „Die Ernte neu denken – regenerativ statt degenerativ“ mit Botaniker und Gärtner Michael Beleites.