23-Jähriger will "zurück zur sozialen Marktwirtschaft". Als erstes würde er den Bereich Bildung angehen.
Der Wahl-O-Mat hat es ihm bestätigt: Zu 83 Prozent gibt es eine Übereinstimmung. Marco Hausner ist also von seiner politischen Ausrichtung her absolut auf dem richtigen Weg, wenn er am 14. März bei der Landtagswahl für die Partei "Die Linke" antritt.
Albstadt - "Die Wirtschaft ist für den Menschen da und nicht umgekehrt", sagt Marco Hausner. Deshalb will der 23-Jährige "zurück zur sozialen Marktwirtschaft". Die soziale Gerechtigkeit ist ein Hauptthema für den ledigen Kellner, der in Albstadt wohnt. So würde er, wenn er in den Landtag einziehen sollte, als erstes den Bereich Bildung angehen – und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel zu einem kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr, finanziert aus Steuergeldern.
Für die nächste Legislaturperiode des baden-württembergischen Landtags erhofft er sich, dass die erneuerbaren Energien im Land weiter ausgebaut werden, um so klimaneutral wie möglich zu werden. Dazu müsse auch die Kommunikation mit den Bürgern verbessert werden: "Wir müssen das Gespräch suchen."
Der Rechtsruck in Deutschland hat Marco Hausner bewogen, 2016 in "Die Linke" einzutreten, um Widerstand dagegen zu leisten. Seit Ende 2019 bringt er sich aktiver ein. Und als man ihn fragte, war er sofort bereit, als Kandidat bei der Landtagswahl anzutreten. "Ich möchte eine Stimme für die Jugend sein, jungen Input geben." So ist er in den Wahlkampf eingestiegen, der in Corona-Zeiten anders verläuft, hat Plakate aufgehängt, an einer Podiumsdiskussion teilgenommen, beantwortet Mails und versucht online, mit Menschen in Kontakt zu kommen.
Relativ früh hat sich Hausner für Politik interessiert. Als Siebtklässler verfolgte er Debatten im deutschen Bundestag, bewunderte dabei Gregor Gysi und identifizierte sich "am ehesten mit der Linkspartei". Sich ihr anzuschließen, war die logische Konsequenz: "Hier sehe ich meine persönliche politische Meinung am besten vertreten, ohne politische Abstriche machen zu müssen." Etwa im Bereich Bildung, in dem Hausner die Digitalisierung vorantreiben und für bessere Infrastruktur in Schulen sorgen möchte.
Auch in der Drogenpolitik laufe ziemlich viel falsch. So ist der 23-Jährige für eine Legalisierung von Cannabis. In Kontakt will er mit jungen Menschen kommen, ihnen zuhören, ihre Interessen aufgreifen, will jüngere Politik machen, etwa in Sachen Umweltschutz. Aus diesem Grund findet er die Pläne zum Ausbau der Bundesstraße 27 "nicht mehr zeitgemäß". Er sieht vielmehr die Zukunft auf der Schiene, da müsse die Infrastruktur verbessert werden. Und der Ausbau des schnellen Internets müsse voranschreiten. Seine Freunde, die im Studium sind, wüssten ihr Leid darüber zu klagen, wenn sie online Vorlesungen nicht verfolgen könnten, weil das Internet ausfalle.
"Viele Firmen gehen sonst kaputt"
Der "Kellner aus Leidenschaft" hofft, dass "Die Linke" in den Landtag einzieht, um dort soziale Themen voranzutreiben, etwa kleinen Unternehmen verstärkt unter die Arme zu greifen, weil sonst so "viele Firmen kaputt gehen". Hausner spricht aus eigener Erfahrung: "Es ist ein Horror, nicht arbeiten gehen zu können." Mit den Corona-Entscheidungen geht er konform, es dürfe aber nicht über die Köpfe hinweg entschieden werden. Das Parlament müsse in einem demokratischen Prozess mehr einbezogen werden. Dann seien Entscheidungen für Bürger verständlicher und nachvollziehbarer.
Sollte am Ende des Wahlabends am 14. März "Die Linke" zumindest fünf Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigen, wäre der 23-Jährige "zufrieden". Aber auch danach will er sich weiter politisch engagieren und weiter kommen, etwa auf Bundesebene. Langfristig kann sich Marco Hausner vorstellen, für den Bundestag zu kandidieren.
Bis dahin will er noch jede Menge Lebenserfahrung sammeln, um fundiert mitdiskutieren zu können. So strebt er eine Ausbildung zum Restaurantfachmann an und vielleicht sogar das Studium Hotelmanagement. Privat erlebt er gerade eine taufrische, junge Liebe, bei der die Wellenlänge stimmt, weshalb er bald mit seinem Lebenspartner zusammenziehen möchte.
Jetzt aber gelte es, alles daran zu setzen, dass "Die Linke" in den Landtag von Baden-Württemberg komme, um soziale Politik für die Menschen zu machen. "Das wäre auch ein Zeichen für den Bund", sagt Hausner.
Dann ließe sich möglicherweise auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz eine Zivilklausel durchsetzen, die besagt, dass auf diesem Sektor tätige Unternehmen nicht militärisch forschen und nicht an militärische Bereiche verkaufen dürfen. Wie schnell spezielle Produkte in falsche Hände geraten könnten, zeige das Beispiel Syrien, betont Hausner. Dorthin seien von 2002 bis 2008 rund 90 Tonnen Chemikalien geliefert worden, aus denen es möglich gewesen sei, Giftgas herzustellen.
Vertreter von zwölf Parteien sowie ein Einzelkämpfer treten bei der Landtagswahl im Wahlkreis 63 Balingen an. Wir stellen die Bewerber in einer losen Reihe vor.