Teilnehmer mit langsamen Internet-Anschlüssen hatten ihre Kamera ausgeschaltet, um ihre Leitung zu entlasten. (Screenshot) Foto: Fritsche

Mehr als 120 Teilnehmer nutzten in der digitalen Jugendkonferenz am Dienstag die Chance genutzt, ihre Landtagskandidaten kennenzulernen und ihnen in der virtuellen Podiumsdiskussion – organisiert von Juks3, dem Jugendreferat Dunningen/Eschbronn und dem Kreisjugendring –­ Fragen zu stellen.

Schramberg/Dunningen - Schon 20 Minuten vor dem Start hatten sich Sonja Rajsp (Die Grünen), Stefan Teufel, MdL (CDU), Torsten Stumpf (SPD), Emil Sänze, MdL (AfD), Daniel Karrais, MdL (FDP) und Sven Pfanzelt (Die Linke) im virtuellen Diskussionsraum eingefunden und prüften Ton und Bild, genauso wie die Moderatoren. Natalia Nagel, Jugendmoderatorin des Landesjugendrings, und Fidelis Stehle, Vorsitzender des Kreisjugendrings, übernahmen diese Rolle.

Pünktlich um 19 startete die Jugendkonferenz unter dem Motto "Sag’s laut", zügig stieg die am Bildschirmrand sichtbare Teilnehmerzahl auf 124. In ihrer Begrüßung ermunterte Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr die Jugendlichen dazu, sich auch selbst politisch zu engagieren, auch als Kandidaten in der Lokalpolitik, und spielte auf den hohen Altersdurchschnitt im Schramberger Gemeinderat an.

Jugendrelevante Themenblöcke

Nach der Vorstellungsrunde der Landtagskandidaten wurden dann die jugendrelevanten Themenblöcke zur Diskussion gestellt. Einige Klassen der Beruflichen Schulen Schramberg und des Gymnasiums Schramberg hatte sich schon im Vorfeld Gedanken dazu gemacht.

Ein Wahlalter von 16 Jahren auch bei Landtagswahlen war das erste Thema: Rajsp und Stumpf waren ohne Einschränkungen dafür, Karrais nur bedingt ("passt nicht zur Strafmündigkeit von 18 Jahren"), Teufel und Sänze wollten es bei 18 Jahren belassen, Pfanzelt war auch für eine Senkung und brachte "Jugendgemeinderäte" ins Spiel. "Warum darf ich mit 16 schon Alkohol trinken, aber nicht wählen?", so die rhetorische Frage eines Teilnehmers.

Keine grundsätzlichen Unterschiede gab es bei "Schule und Ausbildung": Mehr Geld, Aufstiegschancen und Personal für Pflegeberufe müssen sein. Sänze forderte mehr Respekt der Gesellschaft für diese Arbeit. Statt Kommerzialisierung dieses Bereichs will er die Rückführung unter "staatliche Obhut". Ob Teufel mit Kultusministerin Susanne Eisenmann zufrieden sei, wollte Teilnehmer Ali wissen. Teufel blieb mit seinem nicht überraschenden Ja der einzige. Karrais und Stumpf kritisierten die mangelhafte Digitalisierung der Schulen, Rajsp und Pfanzelt die mangelnde Vorbereitung auf die zweite Corona-Welle, Sänze generell die "jahrelangen Experimente mit den Schulen".

Region im Blick haben

Teilnehmer Julian legte da nach und kritisierte das Aus für das Technische Gymnasium an der Berufsschule. Da müsse man die Region im Blick haben und die Mindestzahl 16 als fixe Hürde abschaffen, sagte Karrais dazu.

Nach kurzen Abstechern zu den Themen ÖPNV und Corona-Maßnahmen wurde die Frage breit diskutiert, wie man Schlüsselindustrien (und damit Ausbildungs- und Arbeitsplätze) in Baden-Württemberg halten kann. Schnell landeten die Kandidaten da bei der Antriebstechnik. "Der Verbrennungsmotor wird verteufelt, wir brauche ihn aber für die Übergangszeit", meinte Sänze. Karrais will nicht nur Batterietechnik, sondern auch Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe. "Nicht der Verbrenner ist das Problem, sondern was reinkommt", betonte Teufel. Pfanzelt kritisierte die Umweltschäden und schlechten Arbeitsbedingungen bei der Rohstoffgewinnung für Batterien, für ihn also nur eine Brückenlösung.

Soll man Cannabis legalisieren, war die letzte Frage des Abends. Pfanzelt verzog das Gesicht, er habe als Krankenpfleger im Drogenentzug gearbeitet. Sänze war dagegen, Stumpf und Teufel auch, medizinischer Indikation würden sie aber zustimmen, Karrais war in Grenzen dafür, aber nur mit Prävention und Beratung, auch Rajsp fand, man solle geringe Mengen für den Eigenbedarf entkriminalisieren, aber Prävention in den Mittelpunkt stellen.

Einig waren sich aber alle am Ende der Konferenz um 20.40 Uhr, zur Wahl aufzurufen. "Wählen heißt Mitentscheiden", betonte Karrais.