Ein besonderer Wahlkampf in Corona-Zeiten liegt hinter den Kandidaten. Foto: Otto

Der Gewinner um das Direktmandat ist alles andere als siegestrunken. Stefan Teufel wirkt vom Verlauf des Wahlabends mitgenommen. "Ich wollte das Direktmandat verteidigen, das ist mir gelungen, auch wenn es denkbar knapp war", sagt er.

Kreis Rottweil - Dass die CDU im Land insgesamt so schlecht abgeschnitten hat, verknüpft er damit, dass die Spitzenkandidatin der Union, Susanne Eisenman, ihre Stärken habe nicht ausspielen können. Zudem sei ihr Amt als Kultusministerin gerade in diesen Coronazeiten alles andere als ein Vorteil gewesen. Auch von Berlin habe es in den vergangenen Wochen keinen Rückenwind gegeben. Teufel macht Kritikpunkte bei der Impfstoffbeschaffung aus, die Corona-Regeln seien immer schwerer zu erklären gewesen. Der Einzelhandel habe unter dem Lockdown stark gelitten – all das habe der CDU geschadet.

Chance auf Zweitmandat für Grüne gering

Kurz nach dem Wahlkrimi und dem verloren gegangenen Duell um das Direktmandat im Wahlkreis Rottweil sagt Sonja Rajsp (Bündnis 90/Die Grünen): "Ich werde auf jeden Fall weitermachen, ehrenamtlich wie bisher, auch wenn ich natürlich lieber hauptamtlich in Stuttgart weitergemacht hätte. Im Regierungsbezirk Freiburg haben wir soviel Direktmandate, dass die Chance für das Zweitmandat nicht groß ist."

Im Wahlkampf sei so viel angestoßen worden, um das sie sich auch im Wahlkreis weiter intensiv kümmern werde – zum Beispiel Bäume, die dem Hochwasserschutz in Oberndorf geopfert werden sollen. Vielleicht könne man da auch eine andere Lösung finden. "Ich bin geschafft heute Abend, doch ich freue mich sehr, dass die Grünen in Baden-Württemberg die Wahl gewonnen haben. Und ich freue mich auch über das gute Ergebnis in Lauterbach", äußert Rajsp. " Was ich aus dem Wahlkampf mitnehme und ganz toll finde, dass wir eine grüne Jugend haben. Und ich danke meinem Wahlkampfteam, das sich so reingekniet hat, die Leistung war grandios und das Ergebnis ist es auch."

FDP verdoppelt Ergebnis

Für überbordende Emotionen ist der bisherige und künftige FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais nicht bekannt – angesichts seines grandiosen Wahlergebnisses bebt jedoch auch bei ihm die Stimme. Dass er das FDP-Ergebnis glatt verdoppelt hat und im Kreis Rottweil 16,2 Prozent einfährt – davon sei er "völlig überwältigt und überrascht". Er liegt damit deutlich über dem Landesschnitt und hat im Regierungspräsidium die Nase vorn. Woran macht er seinen Wahlerfolg fest? So genau kann er das nicht sagen. "Es scheint gut anzukommen, welche Art der Politik ich betreibe. Für mich ist es wichtig, direkt mit den Leuten zu reden, mich um ihre Anliegen zu kümmern."

Im Wahlkampf hatte der 30-Jährige einen wahren Terminmarathon hingelegt. Die Resonanz bei seinen vielen Gesprächen vor Ort sei gut gewesen – dass er so viele Wähler überzeugen konnte, damit habe er allerdings nicht gerechnet. Wichtig sei ihm auch, dass die FDP überall drittstärkste Kraft wurde und damit die AfD auf die hinteren Plätze verwiesen habe. Ihr sei kein Raum für Zuwächse gelassen worden, freut sich Karrais. Der FDP-Abgeordnete blickt nun gespannt den Sondierungsgesprächen entgegen. "Ich gehe davon aus, dass die Grünen mit uns sprechen wollen." Einfach, das weiß er, werde es für die Liberalen nicht.

Bekommt AfD ein Ticket für Stuttgart?

Ob es für Emil Sänze von der AfD gereicht hat? Es ist am Sonntag eine Zahlenspielerei. Vom Ergebnis auf Landesebene müssten der Partei im Regierungsbezirk Südbaden zwei Sitze zustehen. Die stärksten Ergebnisse im Bezirk hat der Kreisverband Rottweil-Tutlingen in den Wahlkreisen Rottweil und Tuttlingen-Donaueschingen erreicht, sodass es kurz vor Redaktionsschluss danach aussah, als habe der Sulzer Abgeordnete das Ticket für Stuttgart in der Tasche.