Susanne Eisenmann geht siegesgewiss in die finale Wahlkampfwoche. Foto: Graner

Acht Prozent liegt die Landes-CDU nach dem jüngsten BW-Trend hinter den Grünen. Die Masken-Affäre, bei der sich der Mannheimer CDU-Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel und sein bayerischer CSU-Kollege Georg Nüßlein wie es aussieht durch Geschäfte mit Corona-Masken bereichert haben, kann den Christdemokraten im Südwesten am Sonntag entscheidende Stimmen kosten.

Oberndorf - Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann gibt sich beim Redaktionsgespräch mit unserer Zeitung in Oberndorf a. N.ckar dennoch siegesgewiss und will mit vollem Elan die finale Woche vor der Landtagswahl am 14. März beschreiten. Ob sie noch daran glaube, mit den Christdemokraten stärkste Kraft im Land zu werden? "Auf jeden Fall!" Dieser grenzenlose Optimismus, trotz nicht optimaler Vorzeichen erinnert ein wenig an die Durchhalteparolen des mehr als abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten Schalke 04. Woche für Woche heißt es; rechnerisch sei ja noch nichts entschieden.

Auf die Frage, wie Eisenmann zu diesem Sportvergleich steht, kontert die Kultusministerin schlagartig und erinnert an das Champions-League-Finale 1999 zwischen dem FC Bayern München und Manchester United, als die Engländer das Blatt erst in der Nachspielzeit zu ihren Gunsten wendeten. Was sie damit sagen will: "Am Ende wird zusammengerechnet."

Das Spiel ist erst zu Ende, wenn der Schiedsrichter abpfeift

Hoffnung machen ihr die kurz entschlossenen Wähler oder die OB-Wahl in Stuttgart, die Eisenmanns Partei Ende November mit Frank Nopper für sich entschieden hat. Eine Wahl, an die sich die Grünen nicht gern zurückerinnern. Von einem Strategiewechsel, wie ihn so mancher Fußballtrainer in der heißen Phase des Spiels vollzieht, hält die 56-Jährige nichts. "Die kommenden Tage werden noch einmal intensiv – mit digitalen Formaten, Fenstergesprächen und Flyer-Aktionen vor Ort und Medienterminen." Aber das sei in den vergangenen Wochen auch nicht anders gewesen, sagt Eisenmann.

Gut gelaunt und diskussionsfreudig sitzt Eisenmann in der coronabedingt kleineren Runde, doch ist ihr anzumerken, wie sehr sie das Verhalten der Kollegen Nüßlein und Löbel ärgert – nicht nur im Hinblick auf den Wahlausgang am Sonntag, sondern auf das schwindende Vertrauen der Bevölkerung in die Politik. "Das ist völlig inakzeptabel. Und ich hoffe, dass Nikolas Löbel die 250 000 Euro, die er dadurch eingenommen hat, gemeinnützig spendet", meint sie – stellt aber gleichzeitig klar: "Es handelt sich hier um Einzelfälle. Die CDU insgesamt hat kein Korruptionsproblem."

Das Vertrauen der Wähler in dieser entscheidenden Woche nicht zu verlieren ist nur eine Herausforderung, die die Christdemokratin aus Stuttgart meistern muss. Dazu gilt es, den Spagat zu schaffen, einerseits die Baden-Württemberger weg von den Grünen hin zur CDU zu lotsen, andererseits die Koalition mit der Ökopartei noch anständig zu Ende zu bringen – und möglicherweise nach der Wahl auch wieder einen Konsens mit den Grünen und Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu finden.

Wie sie das macht? "Mit Respekt und Wertschätzung für den anderen." Was aber nicht heiße, "dass man nicht auch anderer Meinung sein kann. CDU und Grüne haben völlig unterschiedliche Konzepte und Herangehensweisen." Etwa im Umgang mit der Corona-Krise. Auf drei Maßnahmen komme es an: Testen, Impfen und Hygienekonzepte. "Wir brauchen klare Strategien – sowohl bei den Corona-Schnelltests als auch beim Impfen", stellt Eisenmann klar. Die Umsetzung vor Ort müsse vom Land ausgehen und in Kooperation mit den Kommunen erfolgen. "Wie die Finanzierung geregelt wird, kann man mit dem Bund absprechen." Hauptsache, man verliere nicht wieder unnötig Zeit, bis Maßnahmen letztlich umgesetzt werden.

Das Angebot des Impfstoffes bereitet der CDU-Frau keine Sorgen, da sei man optimistisch, dass bald genügend vorhanden sein wird. Schwieriger wird es, einmal die Nachfrage in kurzer Zeit und ohne Pannen abzuarbeiten und zum anderen Impfgegner und -skeptiker zu überzeugen. "Der Fall Astrazeneca hat gezeigt, dass wir mehr und vor allem sensibler kommunizieren müssen mit den Menschen."

In Sachen Bildung verspricht die zuständige Ministerin "faire, aber keine geschenkten Abschlussprüfungen." Wichtig ist ihr vor allem, dass Schulen und Kitas einen höheren Stellenwert zugesprochen bekommen. Das digitale Lernen habe man zwar im Corona-Jahr 2020 gut vorangebracht, "aber Kinder brauchen andere Kinder und lernen im Präsenzunterricht mit Abstand am besten". So kämpft Eisenmann weiter dafür, einen so gut es geht geregelten Schulalltag aufrechtzuerhalten.

Ob sie dies künftig als Ministerpräsidentin, weiter als Koalitionspartner oder im für die CDU bittersten Szenario aus der Opposition heraus tun kann, ist noch Zukunftsmusik. Noch darf Susanne Eisenmann auf die Wende hoffen oder wie es im Fußball gerne heißt: Das Spiel ist erst zu Ende, wenn der Schiedsrichter abpfeift. So sagt es jedenfalls Susanne Eisenmann – sechs Tage vor der Wahl.