Die Planungen zum neuen Rottweiler Landratsamt schreiten voran. Seit Montag ist nun auch klar, in welche Richtung man in Sachen Wärme- und Kälteversorgung gehen will.
Kreis Rottweil - Wärmepumpe, Fernwärme, Pelletskessel oder Gas-Brennwertkessel? Das Thema Energie ist derzeit allgegenwärtig. Kein Wunder, dass es auch bei der Frage nach dem Wärme- und Kälteversorgungssystem für das neue Landratsamt intensiv diskutiert wurde.
Im Juli hatte der Gemeinsame Ausschuss Verwaltungsgebäude den Auftrag erhalten, fünf Varianten genauer zu untersuchen. Die Ergebnisse wurden nun in der Sitzung am Montag präsentiert.
Zu berücksichtigen war, dass die Wärmeversorgung des Gebäudes Stadionstraße 5 ein höheres Temperaturniveau zur Beheizung benötigt, weshalb die neue Wärmeerzeugung sowohl eine Niedertemperaturversorgung für den Neubau als auch ein höheres Temperaturniveau zur Verfügung stellen muss.
Nachhaltg und wirtschaftlich
Das Planungsbüro Maurer Energie- und Ingenieurleistungen hatte die Varianten auf Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit überprüft. Dabei spielten die Faktoren Energiebedarf, Nutzungszeiten und natürlich auch die Energiepreise eine entscheidende Rolle.
Machbar seien alle Varianten gewesen, so Planer Maurer. Favorisiert wurde aber die Variante, die in der Grundlast die Wärmeerzeugung per Wärmepumpe und die Kälteerzeugung über die freie Kühlung aus einem Eisspeicher vorsieht sowie in der Spitzenlast Wärme über einen Pelletkessel und Kühlung über Kompressionskälte. Diese liegt mit einer Gesamtkostenentwicklung über zehn Jahre in Höhe von rund zwei Millionen Euro etwa in der Mitte, sie enthalte aber den höchsten Anteil an nachhaltiger Energieerzeugung. Lediglich 40 Tonnen CO2 würden über diese Variante jährlich ausgestoßen.
Versorgungssicherheit für 15 Jahre
Ähnlich positiv bei der CO-Bilanz war die Variante Wärmepumpe/Fernwärme beziehungsweise Freie Kühlung/Kompressionskälte (Gesamtkosten über zehn Jahre: 2,4 Millionen Euro). Dabei wäre man auf eine externe Wärmequelle angewiesen und nicht autark, so Maurer. Die ENRW gebe zwar eine 15-jährige Versorgungssicherheit für die Belieferung mit Fernwärme, für die Zeit danach gebe es jedoch keine Garantie, so dass dann gegebenenfalls ohnehin eine neue Wärmequelle (Gas oder Pellets) installiert werden müsste.
Eisspeicher bei Kreissparkasse
Bezüglich des Eisspeichers informierte Herbert Halder (CDU) den Ausschuss darüber, dass die Fraktion mit der Kreissparkasse (KSK) Rottweil Kontakt aufgenommen habe. Diese verfügt über einen solchen für ihren Neubau. Das System habe sich für die KSK trotz höherer Anschaffungskosten als idealer Kreislauf herausgestellt, gab Halder wieder.
Ein Eisspeicher besteht aus einer Zisterne, die komplett unter der Erdoberfläche verborgen ist – laut Maurer wäre nur ein Schachtdeckel sichtbar – und in der sich Leitungen befinden, in denen frostsicheres Sole-Wasser zirkuliert. Die thermische Energie entsteht dadurch, dass eine Wärmepumpe dem Wasser so viel Energie entzieht, dass es gefriert. Bei der Umwandlung zu Eis entsteht genügend Heizenergie. Im Sommer kann der Eisspeicher, für den Maurer eine Lebensdauer von 30 Jahren angab, zur Kühlung genutzt werden.
Wärmepumpe als hauptsächliche Quelle
Für das neue Landratsamt werden in etwa 496 000 Kilowattstunden an Nutzenergie zum Heizen benötigt, für das Gebäude Stadionstraße 310 000 Kilowattstunden. Der Nutzenergiebedarf zur Kühlung liegt beim Neubau bei 114 000 Kilowattstunden, beim Gebäude Stadionstraße bei null.
Der Neubau könnte fast ausschließlich über die Wärmepumpe mit Wärme versorgt werden, erklärte Maurer auf Nachfrage von Halder. Lediglich für die letzten zehn Prozent würde auf den Pelletkessel zurückgegriffen. Das Gebäude Stadionstraße 15 könnte man zu etwa 50 Prozent über die Wärmepumpe versorgen. Eine Kalkulation habe ergeben, dass man in etwa 3,8 Lastwagen pro Jahr für die Pellet-Lieferung benötigen würde.
Vertragsausstieg möglich
Halder wollte wissen, ob man so ohne Weiteres aus dem bestehenden Fernwärme-Vertrag rauskomme. Mit dem Rückbau des alten Landratsamtes sei die Kündigung möglich, erklärte die Verwaltung. Und da die Stadionstraße 15 ebenfalls über das Hochhaus versorgt werde, sei man auch da aus dem Vertrag raus.
Franz Rohrer (FDP) brachte den Energieträger Hackschnitzel als Alternative zu den Pellets ins Spiel. Planer Maurer erwiderte, Hackschnitzel seien zwar noch ein wenig umweltfreundlicher, jedoch könne es, je nach Lieferung, höhere Feinstaub-Emissionen bei der Verbrennung geben. Sie seien außerdem schwerer zu transportieren und zu lagern. Auch eine Geruchsentwicklung sei möglich. All das sei in der Innenstadt eher negativ.
Preissituation dynamisch
Sonja Rajsp-Lauer (Grüne) gab zu bedenken, dass Pellets zurzeit sehr teuer und schwer zu bekommen seien. Maurer verwies darauf, dass das vor allem am Holzpreis liege und Hackschnitzel ja auch aus Holz bestünden. Die Preise seien teils Folge der knappen Kapazität, die künftig aber wieder höher sein werde, so seine Prognose.
Peter Schumacher (FWV) erinnerte daran, dass er das Thema Hackschnitzel bereits im Sommer eingebracht hatte. Damals habe aber niemand etwas davon wissen wollen. Deshalb sollte das Pferd jetzt nicht von hinten aufgezäumt, sondern endlich abgestimmt werden, forderte er. Bei zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme sprach sich der Ausschuss für die von Verwaltung und Planern favorisierte Variante aus.