Die Kreisräte beschäftigten sich in jüngsten Sitzung mit dem Neubau des Landratsamtes inklusive Parkhaus. Unvorhergesehene Kosten sowie die Wegführung führten zu Diskussionen.
Gleich in drei Tagesordnungspunkten beschäftigten sich die Kreisräte in der letzten Sitzung des Gremiums in 2024 mit dem Neubau des Landratsamtes beziehungsweise dem Abriss des alten Gebäudes.
Zuerst berichtete das Amt für Schule und Bauen von gestiegenen Kosten beim Rückbau im Inneren und der Fassade. Im Inneren seien, entdeckt von der von der Firma BERB aus Sulz, die der Kreistag mit dem Rückbau beauftragte, Decken- und Dielenelemente aus Gips gefunden worden. Diese Teile sowie der Ausbau und die Entsorgung von verschiedenen Bodenelementen waren bei der Untersuchung des Gebäudes nicht, beziehungsweise anders erfasst worden.
Asbest im Boden
Ebenfalls hätten Mitarbeiter von BERB beim Rückbau entdeckt, dass in allen Stockwerken ein asbesthaltiger PVC-Belag mit einem asbesthaltigen Kautschukkleber unter dem Teppich verklebt wurde. Um diese Rückstände zu entfernen, müsse beim Abbau jedes Stockwerk als Unterdruckbereich eingerichtet werden, um die Sicherheit der Arbeitenden nicht zu gefährden.
Die Kosten für die Entsorgung sowie der Entsorgungsweg der asbesthaltigen Elemente sei noch nicht absehbar.
... und hinter der Fassade
Auch an der Fassade habe BERB beim Rückbau wieder Asbest entdeckt. Im Rahmen der vorangegangenen Untersuchung wurde die Fassadenverkleidung- und Dämmung als mit Asbest verseucht identifiziert, allerdings habe man die damals schadstoffunverdächtigen Silikonfugen nicht untersucht. Nun stellt sich heraus, das auch diese belastet sind.
Der Bauplan muss geändert werden
Ursprünglich habe man geplant gehabt, die Fensterelemente und Brüstungen nach Rückbau der Verkleidungen als Ganzes abzubauen und am Boden zu separieren. Nachdem die Fassadenverkleidung nun ab ist, sei klar: Das ist nicht möglich. Die Bauweise der Fenster, die bei der Untersuchung weder von außen noch innen sichtbar gewesen sein soll, verhindere dies. Geplant ist nun, das Gebäude mit einem umlaufenden Gerüst einzuhausen, um die schadstoffbelasteten Fensterelemente fachgerecht demontieren zu können.
Warum fällt so viel Asbest erst jetzt auf?
Aus den Reihen der Grünen kam die Frage auf, warum so viel Asbestbelastung erst jetzt auffällt, wo doch für die Planung des Rückbaus extra ein Büro beauftragt wurde. Landrat Michel antwortete, dass man bei einem so großen Gebäude „nicht hinter jede Fensterritze schauen“ könne.
Die FDP merkte an, dass bei vielen Gebäuden aus der Erbauungszeit des alten Landratsamtes Asbest verwendet worden sei, was bei der Prüfung hätte genauer beachtet werden sollen. Dies dementierte das Bauamt. Das Gebäude sei so gründlich wie möglich im laufendem Betrieb untersucht worden. Außerdem sei es bei einer solchen Projektgröße nicht möglich, jedes Bauteil zu betrachten. Tiefergehende Untersuchungen in die Bausubstanz hätten den Betrieb massiv behindert. Landrat Wolf-Rüdiger Michel merkte an, dass der Rückbauplaner MuP für die Ausschreibung 2,56 Millionen Euro veranschlagte. Das Angebot von BERB lag bei 1,15 Millionen Euro. Die damit eingefahrenen Vergabegewinne seien für Nachforderungen beim Rückbau zurückgelegt worden und selbst mit dem nun hinzugekommen Kosten nicht aufgebraucht.
Der Kreistag genehmigte die Nachtragsangebote für Fassade (420 431 Euro) und Innenräume (317 939 Euro).
Neues Parkhaus
Weiter ging es mit der Vergabestrategie für den Bau des Parkhauses am neuen Landratsamt. Das Bauamt erklärte, man verfolge beim Neubau des Parkhauses eine andere Strategie als beim Landratsamtsgebäude. Dieses werde „mittelstandsgerecht“ ausgeschrieben. Beim Parkhaus sei dies zwar theoretisch auch möglich, aber weniger sinnvoll. Parkhäuser, so das Bauamt, würden oftmals auf entsprechende Systemlösungen spezialisierte Unternehmen realisieren. Das sei wirtschaftlicher als eine Planung durch Einzelbüros und -unternehmer. Auch hätten die Systemanbieter Patente auf bestimmte Konstruktionen, die nur sie umsetzen können.
Die Kreisräte beschlossen den Bau des Parkhauses in einem zweistufigen Verfahren. Im Januar 2025 eröffnet der Kreis dazu den Teilnahmewettbewerb, woraufhin sich EU-weit Unternehmen für den Bau bewerben können. Nach Präqualifikation und Verhandlung soll der Kreistag im November 2025, so der Plan, die Vergabe an ein Unternehmen endgültig beschließen.
Ist das neue Landratsamt in Rottweil barrierefrei erreichbar?
Daniel Karrais, FDP, fragte zu diesem Punkt noch nach der Wegführung. Aktuell sei es laut Plan so, dass Besucher, die im neuen Parkhaus parken, einmal um das gesamte Landratsamtsgebäude herumlaufen müssen, um zum Haupteingang, dem einzigen Eingang für die Öffentlichkeit zu gelangen. Besonders Menschen mit Rollatoren, Kinderwagen oder Geheinschränkungen würden dadurch benachteiligt. Landrat Michel antwortete, dass die Wegführung so feststeht, allerdings für betroffene Personen noch andere Lösungen gefunden werden würden – beispielsweise der Zutritt durch Mitarbeitereingänge.