Früher war er der jüngste Unternehmer der Stadt, jetzt muss er ins Gefängnis: Weil er einen dementen 75-Jährigen betrogen hat, muss der Angeklagte vier Jahre hinter Gitter. Foto: dpa

Früher war er der jüngste Unternehmer der Stadt, jetzt muss er ins Gefängnis: Weil er einen dementen 75-Jährigen betrogen hat, muss der Angeklagte vier Jahre hinter Gitter.

Früher war er der jüngste Unternehmer der Stadt, jetzt muss er ins Gefängnis: Weil er einen dementen 75-Jährigen betrogen hat, muss der Angeklagte vier Jahre hinter Gitter.

Stuttgart - Das Landgericht Stuttgart hat einen der Justiz bestens bekannten Mann wegen Betrugs, Untreue und wegen Missbrauchs von Titeln zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Der falsche Akademiker – er hatte sich seinen Doktortitel für 25 000 Euro in der Ukraine gekauft – soll einen Stuttgarter Arzt um rund 1,5 Millionen Euro betrogen haben. Bei der Urteilsverkündung sparte der Richter nicht mit klaren Worten.

„Es zerreißt mir fast das Herz“, so Ulrich Polachowski, Chef der 7. Strafkammer. Der betrogene Arzt, ein 75-jähriger Mediziner, der an Demenz erkrankt ist, habe sich mit falschen Freunden umgeben. Der Angeklagte und die 20 Jahre jüngere Ehefrau des Arztes hätten ihn betrogen. Seine von dem Mediziner verstoßene Tochter sei dagegen nicht verantwortlich für die Verwerfungen.

Der Richter ging noch weiter. Eigentlich müsste die Ehefrau, die der Arzt erst 2013 geheiratet hatte, auch auf der Anklagebank sitzen. Dann wäre sie ebenfalls zu vier Jahren verurteilt worden. Staatsanwalt Michael Wahl, der die verhängten vier Jahre beantragt hatte, erwägt, Ermittlungen gegen die Frau einzuleiten.

Der Verteidiger hatte einen Freispruch beantragt. Er argumentierte, der 75-jährige Arzt sei sehr wohl Herr seiner Sinne gewesen und sei mitnichten von dem 31-jährigen Angeklagten betrogen worden. Sein Mandant und der begüterte Mediziner seien beide an Immobiliengeschäften interessiert gewesen und hätten eine Immobiliengesellschaft gründen wollen. Dieser Schilderung folgten die Richter nicht.

Der 31-Jährige, der sich einst als „jüngster Unternehmer Stuttgarts“ gerühmt hatte, betrieb eine Unternehmensberatung im Stuttgarter Westen. Der Mann, der vor Gericht geschwiegen hatte, lernte den Arzt offenbar vor mehreren Jahren kennen. Erst soll er sich um den Garten des älteren Herrn gekümmert haben, dann um seine Finanzen.

Mutmaßlich ist er dabei eine unheilige Allianz mit der damaligen Lebensgefährtin und jetzigen Ehefrau des 75-Jährigen eingegangen. 2012 transferierte der 31-Jährige 1,2 Millionen Euro von einem Schweizer Konto des Arztes nach Stuttgart. Das Geld ging allerdings nicht auf einem der Konten des 75-Jährigen ein, sondern auf dem Geschäftskonto seines selbst ernannten Vermögensverwalters.

Mit den 1,2 Millionen Euro kaufte der Angeklagte ein Haus in Bad Cannstatt. Zu dieser Zeit hatte er bereits sein Domizil im Elternhaus des Mediziners im Stuttgarter Westen bezogen. Dann nahm der Bursche weitere Kredite in Millionenhöhe auf, um Immobilien in Cannstatt und Ludwigsburg zu kaufen. Alles angeblich im Einklang mit dem Arzt, dem zwei psychiatrische Gutachter eine beginnende Demenz und eine organische, mindestens temporäre wahnhafte Störung bescheinigen.

Der mutmaßliche Schwindel flog auf, als eine Bank Anzeige wegen Geldwäsche erstattete. Nach intensiven Ermittlungen wurde der 31-Jährige, von dem Nacktbilder mit der Frau des Arztes existieren, im Juli 2013 festgenommen.

Jetzt also muss der „jüngste Unternehmer Stuttgarts“ für vier Jahre hinter Gitter. Es ist jedoch abzusehen, dass er das Urteil anfechten wird.

Im zarten Alter von 18 Jahren hatte der Mann eine Firma für EDV-Beratung und für Computerhandel in Heslach gegründet. Und er verstand es, die Werbetrommel zu rühren. Er schaltete Werbung auf Taxis und kaufte Werbebanden im Daimler-Stadion für etliche Tausend Euro. Auch einen Messeauftritt gab er für 16 000 Euro in Auftrag. Bezahlt hat er diese verkaufsdynamisierenden Maßnahmen allerdings allesamt nicht. Auf großem Fuß lebte er trotzdem. So ließ er sich von einem Limousinenservice ins feine Hotel Königshof nach München chauffieren, wo er mit Freunden prasste und in einer Suite übernachtete. Auch diese Rechnungen blieb er schuldig. Rund 90 000 Euro soll er so versenkt haben.

Nach seiner Flucht nach Mallorca stellte er sich schließlich. Im November 2002 verurteilte ihn das Amtsgericht Stuttgart dann zu 22 Monaten auf Bewährung. Jetzt logiert er erst einmal auf Staatskosten.