"Temporäre Bewohner" auf dem Horber Festplatz. Foto: Lück

Menschen mit Romani-Hintergrund sind anerkannte Minderheit in Deutschland. Verband froh über Einigung.

Horb - Die "temporären Bewohner" auf dem Festplatz haben für Debatten in den sozialen Netzwerken gesorgt. Die Stadt hatte eine Duldung ausgesprochen, Container und Dixi-Klos aufgestellt. Die Menschen mit Romani-Hintergrund kommen laut Stadtverwaltung für die Kosten auf.

Chana Dischereit vom Landesverband der Sinti und Roma nimmt auf Anfrage unserer Zeitung Stellung: "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Wir begrüßen es, dass sich beide Seiten geeinigt haben." Zu den Anfeindungen sagt die Pressesprecherin: "Antiziganismus – Rassismus gegenüber Sinti und Roma – ist in der Gesellschaft tief verwurzelt. Laut der jüngsten Leipziger Autoritarismus-Studie der Heinrich-Böll-Stiftung denkt über die Hälfte der Bevölkerung, dass Sinti und Roma kriminell seien. Fast die Hälfte der Befragten möchte, dass Sinti und Roma in Innenstädten nicht sichtbar sind. Viele Betroffene bekennen sich nicht zur Minderheit weil sie dadurch Benachteiligung im Alltag erfahren."

Der Begriff "fahrendes Volk" müsse kritisch gesehen werden

"Der Begriff ›fahrendes Volk‹ ist eine rassistische Zuschreibung. Etwa 98 Prozent aller Sinti und Roma in Europa sind sesshaft. Aufgrund von Berufsverboten und Verfolgung wurde der Wohnwagen erfunden, mit dem heute so viele gerne in den Urlaub fahren. Nach der NS-Zeit wurden Menschen mit Romani-Hintergrund zum Teil ihre deutschen Pässe entzogen und sie wurden zu staatenlosen Menschen gemacht. Menschen mit Romani-Hintergrund leben seit 600 Jahren in Deutschland und sind eine anerkannte nationale Minderheit", sagt Chana Dischereit, Pressesprecherin des Landesverbandes der Sinti und Roma mit Sitz in Mannheim.