10 000 Quadratmeter Blumenbeete erwarten den Besucher Foto: LGS Schwäbisch Gmünd GmbH

Am Mittwoch startet die Landesgartenschau in der Stauferstadt. Sie hat nahezu die komplette Stadt umgekrempelt. Gäste erwartet einige Überraschungen.

Schwäbisch Gmünd - Wer die 60 000-Einwohner-Stadt im Ostalbkreis dieser Tage besichtigt, erkennt sie kaum wieder: Die Züge halten am aufwendig modernisierten Gmünder Bahnhofsplatz, historische Bauwerke blieben hier erhalten, sind sorgsam restauriert – und der Besucher befindet sich schon mitten auf dem Gelände der Landesgartenschau, die von Mittwoch, den 30. April, bis zum 12. Oktober läuft und mehr ist als nur eine Blumenschau.

Die Landesgartenschau krempelt die ganze Stadt um. Und fast hätte sich Schwäbisch Gmünd mit den Stadtsanierungsplänen, die seit 2003 entstanden, für das grüne Jahrhundertereignis übernommen. Zunächst für das Jahr 2012 geplant, kam es gerade noch rechtzeitig zum Tauschverfahren mit der Stadt Nagold auf 2014, um Gmünd Spielraum für die gewaltigen Vorbereitungen zu schaffen.

Aufwendiger Stadtumbau

Denn erstmals in diesem Umfang geht eine Landesgartenschau so eng verknüpft mit einem solch nachhaltigen Stadtumbau und auch mit einer derartig aufwendigen Straßenbaumaßnahme einher: Der aktuell mit 280 Millionen Euro teuerste und modernste Straßentunnel Deutschlands hat zunächst die älteste Stauferstadt vom Durchgangsverkehr der wichtigsten Verkehrsachse zwischen Stuttgart und Ostwürttemberg (B29) befreit. Erst der sogenannte „Einhorn-Tunnel“ (benannt nach dem Gmünder Wappentier) machte den Weg frei für die Planung der Landesgartenschau mit dem Motto „Zwischen Himmel und Erde“.

Herzstück der Landesgartenschau im unteren Teil, den die Veranstalter „Erdenreich“ getauft haben, ist im neuen Gamundia-Viertel am Bahnhof der Remspark mit dem Grünen Band. Es umschließt rund 1000 Meter weit die Innenstadt Gmünds im Westen. Am Zusammenfluss von Rems und Josefsbach wurde dazu mitten in der Stadt eine renaturierte Gewässerlandschaft mit Terrassen und Strandatmosphäre geschaffen.

Das machte auch den größten Posten bei der Finanzierung des 166 Tage anhaltenden Großereignisses aus. 110 Millionen Euro kostete die Landesgartenschau insgesamt, heißt es aus der Stadtverwaltung. „Wir haben den Josefsbach und die Rems höher gelegt, um so Wasser in die Stadt zu bringen“, sagt der Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU). Entlang des Josefsbachs führt nun eine Promenade, auf der Besucher flanieren können. Kaum zu glauben, dass hier noch vor wenigen Jahren nicht der „Wildbach rauschte“, sondern sich Verkehrslawinen mit bis zu 40 000 Fahrzeugen pro Tag über die kanalisierte Rems wälzten.

Fördergelder und Investoren

Losgetreten hat die Landesgartenschau so etwas wie eine Investitionslawine. Die Stadt selbst trug 38,8 Millionen Euro. Das Land investiert für eine Landesgartenschau ein Startkapital von 9 Millionen. Hinzu kommen jedoch rund 65 Millionen Euro Fördermittel, die von Land und Europäischer Union nach Gmünd flossen.

Den Großteil dieser Summe habe das Land getragen, das für Straßenbauprojekte wie Brückensanierung zuständig ist, heißt es seitens der Stadt. Und viele der Baumaßnahmen zogen wiederum private Investoren an, zum Beispiel wurde ein Einkaufszentrum gebaut. „So eine Ereignis ist wie ein Schlüssel zu Fördergeldern“, so ein Sprecher der Stadtverwaltung.

Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) spricht zudem von einer „phänomenalen Beteiligung und Motivation der Bürgerschaft“, die nötig war, um die Schau zu ermöglichen. Mehr als 1230 Gmünder hätten sich gemeldet, die als freiwillige Besucher auf den weitläufigen Schauplätzen betreuen und begleiten wollen. Zu den freiwilligen Helfern zählen auch 65 Asylbewerber und Flüchtlinge, die zum Beispiel aus Nigeria oder Kamerun stammen und schon bei den Vorbereitungen mitgeholfen haben (Seite 2).

Drei Bereiche der Schau

Die Schau teilt sich in drei Bereiche. Den Landschaftspark Wetzgau nennen die Veranstalter „Himmelsgarten“. Ein Hanf-Irrgarten und großformatige Bienenkörbe befinden sich in diesem Gebiet sowie ein grünes Trauzimmer, in dem Heiratswillige sich das Ja-Wort geben können. Kinder können einen Streichelzoo besuchen und auf dem Wasserspielplatz spielen.

„Himmelsleiter“ nennt sich der Taubentalwald, eine 15 Hektar große Fläche, die in die Landesgartenschau eingebunden ist und den Landschaftspark „Himmelsgarten“ mit dem „Erdenreich“, dem Stadtgebiet Schwäbisch Gmünd, verbindet. Zum ersten Mal in der Geschichte der Landesgartenschau wird ein Wald in eine Ausstellungsfläche eingebunden. In ihm bietet der Waldseilgarten „Skypark“ (kostet extra) Nervenkitzel zwischen Himmel und Erde. Deutschlandweit einmalig: Auch Rollstuhlfahrer können bei einem 75 Meter langen Parcours auf bis zu 15 Metern Höhe Hindernisse überwinden und sich mit ihren Händen an einem Seil entlang der Strecke ziehen, wobei sie von einem Helfer begleitet werden . Wer es im Wald etwas ruhiger will, für den bietet sich der meditative „LebensWeg“ des Künstlers Martin Burchard an. Gäste können auf sieben begehbaren Installationen über das Leben sinnieren.

Im Stadtgebiet, dem „Erdenreich“, wurden sieben marode Brücken abgerissen und in unterschiedlicher Technik neu gebaut sowie zwei denkmalgeschützte Flussübergänge restauriert. So gleicht der Remspark auch einer Ausstellung historischer und vor allem moderner Brückenbaukunst. Eine ganz bemerkenswerte Leistung unter der Regie der Landesgartenschau GmbH ist die Umwandlung des alten Güterbahnhofs in eine zukunftsorientierte Schüler- und Wissenswerkstatt. Hier können Jugendliche über die Jugendmeile flanieren und viel lernen.

Das Großprojekt ist durchaus ambitioniert: Alle 166 Tage während der Schau soll es auf den 4000 Quadratmetern Blütenflor immer wieder etwas Neues zu sehen geben. Schon jetzt müsse man sich deshalb mit den Gärtnereien abstimmen, damit die benötigten Blumen zur richtigen Zeit eingepflanzt werden können. Die Veranstalter erwarten bis Oktober 750 000 Gäste.