Das Büro A24 Landschaft aus Berlin hat den Wettbewerb für das Kerngebiet der Landesgartenschau gewonnen. Nun ist das Interesse an den Entwürfen groß. Am Mittwoch stellte Jan Grimmek persönlich seine Konzeption vor.
Rottweil - Schon am Wochenende war der Andrang in der Ausstellung mit den insgesamt 25 Wettbewerbsbeiträgen enorm. "150 Interessierte schauten schon am Sonntag in der Stadthalle vorbei", berichtete Oberbürgermeister Ralf Broß, als er am Mittwoch Medienvertretern den Siegerentwurf und den Mann dazu, Grimmek als einer der beiden Inhaber von A24 Landschaft, präsentierte. Nachmittags gab es dann die Gelegenheit für Bürger, sich aus dem Mund des Planers alles erläutern zu lassen.
Erfahrenes Büro
A24 Landschaft ist in Sachen Landesgartenschau ein erfahrenes Büro. Seit 2005 hat das Team immer wieder den Zuschlag erhalten – angefangen von Rosenheim bis hin zu Schwäbisch Gmünd. Trotzdem: Rottweil sei keine einfache Aufgabe gewesen, räumt Grimmek ein. Die vielen Teilbereiche mit verschiedensten Anforderungen, die es zunächst mal zu verstehen galt, und die Topografie – "die Eigenheiten gilt es zu bewahren und zu verstärken und damit ein Gesamtbild zu schaffen".
Tolle Qualität und Quantität
Die 15-köpfige Jury war sich einig, dass Grimmek und seinen Mitarbeitern das am besten gelungen ist. "Gute Lösungen gibt es auch in den 24 anderen Entwürfen", ist Broß mit dem Jury-Voting rundum zufrieden, "aber nicht so überzeugend wie beim Preisträger". Und auch Dietrich Koch als Vertreter des Landes aus dem Ministerium für Ländlichen Raum unterstreicht nicht nur die hohe Qualität, sondern auch die Quantität der Wettbewerbsbeiträge.
Die Stadt mit dem Neckar und dem Land zu verbinden – mit einer neuen Brücke als Fuß- und Radweg über den Fluß und die Bahn zum Langen Berg – ist ein zentraler Kern der Konzeption. Barrierefrei soll das Tal erreicht werden, die bislang mühevollen Umwege Geschichte sein: 2028 und vor allem im Anschluss. Im jetzigen ENRW-Gebäude zieht Gastronomie mit Biergarten ein, auf dem alten Gaswerk-Gelände und vor der Bahnunterführung entstehen Sportanlagen und Neckarstrand, auf dem Bahndamm durchzieht ein Radweg das Areal und aus dem Stadtgraben wird eine verträumt-romantische Parkanlage mit Kaskadenweg und üppiger Vegetation.
Gegenüber wollen die Planer einen Panoramaweg als Abschluss des Wiesenparks im Tal setzen. Verschiedene Terrassenebenen, Aussichtsbalkone und Sitzstufen laden dann zum Blick auf die Silhouette der historischen Innenstadt ein.
Die Landschaft im Vordergrund
Im Gegensatz zu anderen Wettbewerbsteilnehmern hat sich das Team von A24 Landschaft dafür entschieden, stärker auf das Vorhandene zu setzen. "Wir wollen die Landschaft in den Vordergrund stellen", erklärt Jan Grimmek. Auf eine große Maßnahme im Zentrum des Kerngebiets der Landesgartenschau, "die dann inselartig im Tal hängt", sei deshalb verzichtet worden.
In der Ausschreibung war vom Aufgreifen "besonderer ortstypischer Begebenheiten" die Rede, wie Koch erinnerte. In der Konzeption spiegelt sich das in vielen Detaillösungen wider. Die Stadtansicht mit Mauer, Türmen und Viadukt wird nicht verbaut, sondern darf bei A24 Landschaft zur Geltung kommen. Ja es werden sogar neue Aussichtsplätze geschaffen, die den Blick auf die Silhouette möglich machen – aus der Neckaraue und vom Panoramaweg aus.
Überzeugendes Wegekonzept
Viele Gedanken haben sich die Berliner für ihre Konzeption zu den Wegen gemacht. Entstanden ist ein Netz an Verbindungen, das beides erlauben: verschiedene Rundwege machen das Flanieren in der Natur möglich, viele kleine Querverbindungen – auch über Brücken – lassen es aber auch zu, dass Ziele direkt angesteuert werden.
"Die Planung ist nun für uns im Gemeinderat Grundlage und kann weiter diskutiert werden", blickt OB Broß auf die nächsten Schritte, wenn die Ausstellung für die Bürger in der Stadthalle wieder abgebaut ist. Er ruft aber auch in Erinnerung: Jetzt werde das Feintuning folgen in Gesprächen mit den Planern. Es gehe nicht um eine 1:1-Umsetzung des jetzt prämierten Plans. Zwei Ansatzpunkte gibt es bereits, über die mit A24 Landschaft gesprochen werden wird: ob die Aufzugstürme näher an die Felsen gerückt werden können und die Höhe der Neckarbrücke. Indes brachte Bürgermeister Christian Ruf in Erinnerung, dass es zur Gestaltung der Brücke noch einen eigenständigen Wettbewerb geben werde.
Ein "weiterer Schritt in Richtung Landesgartenschau 2028 ist genommen", sagte Dietrich Koch, der das Ministerium auch im Preisgericht vertrat. Aus Sicht des Landes könne er der Stadt zu diesem Sieger-Entwurf nur gratulieren. Kerstin Vinandi vom Büro Planstatt Senner aus Überlingen, die den bisherigen Landesgartenschau-Prozess begleitet hat, fasste es schließlich so zusammen: "Das Gelände wird jetzt wachgeküsst."