Die Schindelbrücke wird künftig nur Fußgänger und Radfahrer über den Neckar tragen. Saniert werden muss sie dennoch. Foto: Alt

Die Schindelbrücke in der Au wird saniert. So ganz einverstanden war der Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr mit der Planung dennoch nicht.

An der neuen KFZ-Brücke in der Au geht es voran. Am Donnerstag wurden frühmorgens die Stahlträger eingehoben. Doch um den Baufortschritt an dieser Brücke sollte es in der Sitzung des Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschusses gar nicht gehen.

 

Vielmehr um die historische Schindelbrücke daneben, auf der künftig nur noch Fußgänger und Radfahrer den Neckar passieren sollen. Denn für den Schwerlastverkehr wie ihn die Landesgartenschaubaustelle und die weiteren Arbeiten an der Revitalisierung des Neckars mit sich bringen, ist sie ganz und gar ungeeignet.

Ohnehin ist die Schindelbrücke in einem schlechten Zustand. Ihre Sanierung ist aufwendig und teuer. 1,2 Millionen setzt die Stadt dafür an, wobei 720 000 Euro über Fördertöpfe wie die Städtebauförderung Sanierungsgebiet In der Au kommen.

Anpassung nötig

Markus Vollmer vom Büro Tragwerk erklärte den Ausschussmitgliedern die vorgesehene Planung. Die Asphaltschicht der Fahrbahn soll entfernt und dafür ein Holzboden eingezogen werden. Weil die neue KFZ-Brücke daneben und die Bereiche vor der Schindelbrücke nach den Bauarbeiten etwas höher liegen werden, muss auch der neue Belag der alten Schindelbrücke angepasst werden. 30 Zentimeter sind das – und daran störte sich so mancher Stadtrat.

Nun muss man wissen, dass die Schindelbrücke eigentlich aus zwei Teilen besteht. Dem neuzeitlichen Unterbau aus Beton, in dem Leitungen verbaut sind, und der oben mit der Asphaltdecke abschließt. Und dem aus dem Jahr 1804 stammenden, hölzernen Überbau darüber.

Der historische Holzbau wird nicht nur saniert: Größere Öffnungen, so genannte „Lichtbänder“, werden die Optik verändern. Foto: Alt

Und weil man – auch aus Kostengründen – eben nicht die gesamte und funktionierende Unterkonstruktion abreißen und neu bauen möchte, bleibt auch das Niveau des Unterbaus so wie es ist. Um einen barrierefreien Durchgang durch die Schindelbrücke hinzubekommen, ist damit ein Aufbau um jene 30 Zentimeter eigentlich alternativlos.

Stimmige Lösung

Dennoch sah Hermann Breucha (Frei Wähler) darin keinen Sinn. Bürgermeisterin Ines Gaehn entgegnete, dass man ohne die 30 Zentimeter Stufen einplanen müsse – zwei in die Brücke hinein und zwei hinaus. Mit der Barrierefreiheit war’s das dann. Und Fachbereichsleiter Rudolf Mager betonte: „Wir würden es bereuen, wenn man da spart.“ Die Planer hätten eine stimmige Lösung hinbekommen.

Damit der Unterbau auch die nächsten Jahrzehnte hält, sollen das Mauerwerk saniert und der Korrosionsschutz der Stahlträger ausgebessert werden.

Am Überbau sind folgende Maßnahmen geplant: Das Fachwerk wird, wo es nötig ist, ausgetauscht, instandgesetzt, ausgesteift und ausgerichtet, das Schindeldach erneuert.

Außerdem ist vorgesehen, die Holzfassade zu erneuern. Hier sollen größere Fensteröffnungen – so genannte Lichtbänder – mehr Licht in die Brücke lassen. Ein Netz zur Absturzsicherung sei ebenfalls vorgesehen, so Vollmer.

Optik erhalten

Dass die ikonische Optik der Schindelbrücke verändert wird, missfiel Ralf Banholzer (CDU). Generationen von Rottweilern hätten durch die schmalen Fensteröffnungen auf die Stadt und den Neckar geschaut, Bilder gemacht. „Die Brücke hat ihren eigenen Charakter. Ich sehe keine Notwendigkeit, die Optik zu ändern“, betonte er.

Und Hubert Nowack (Grüne) brach eine Lanze für den geplanten Bodenbelag: „Eine Holzbrücke hat einen Holzboden.“ Nach 45 Minuten Generaldebatte stimmten die Ausschussmitglieder dann mehrheitlich dem Sanierungsvorschlag der Planer zu. Die Arbeiten sollen Anfang 2026 ausgeschrieben und im März 2026 vergeben werden. Der Baubeginn soll noch im zweiten Quartal erfolgen, so dass die Brücke ein Jahr später fertig ist.

Übrigens: Mit dem Beschluss gewährte der Ausschuss der Stadtverwaltung auch freie Hand, bei Kostensteigerungen bis maximal 20 Prozent Arbeiten an der Brücke vergeben zu können, ohne nochmals vorher das Gremium zu fragen. „Das macht Sinn“, betonte OB Christian Ruf.