Der Aussichtsturm Himmelsstürmer in Schwäbisch-Gmünd Foto: dpa

Am 30. April öffnet die Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd ihre Pforten. Wir sind mit Geschäftsführer Karl-Eugen Ebertshäuser über das Gelände spaziert.

Am 30. April öffnet die Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd ihre Pforten. Wir sind mit Geschäftsführer Karl-Eugen Ebertshäuser über das Gelände spaziert.

Schwäbisch Gmünd - Auch am Samstagmorgen fährt der Geschäftsführer der Landesgartenschau 2014, Karl-Eugen Ebertshäuser, zur Arbeit nach Schwäbisch Gmünd. Vor seinem Büro am Bahnhof wird gebaut. Bevor der Einhorn-Tunnel eröffnet wurde, machte sich in nächster Nähe die B 29 breit. Einige Schritte weiter steht man auf einer Brücke und blickt auf die Rems. Der Fluss hat sich seit dem Rückzug der Autos ausgedehnt und vereint sich nun mit dem Josefsbach. An der Mündung wird sich bald ein Stadtstrand erstrecken. Terrassen mit Sitzstufen sind schon da.

Herr Ebertshäuser, was ist das Besondere der Landesgartenschau 2014?
Sie ist eng mit dem Städtebau verzahnt. Wir machen hier innerhalb von vier Jahren einen kompletten Stadtumbau. Man könnte sagen, wir setzen die Landesgartenschau als halbjähriges Einweihungsfest obendrauf.
Welche Rolle spielen die Flüsse?
Eine zentrale. Der Name der Stadt Schwäbisch Gmünd geht auf das Wort Gamundia für Mündung zurück, spielt also auf die Rems an. Insofern passt es, dass die Stadtgewässer durch den Rückbau der B 29 wieder sichtbar werden.
Die Modernisierung hebt also auch Historisches ins Bewusstsein.
Die Gartenschau ermöglicht viele Maßnahmen in kurzer Zeit. So wird etwa der Bahnhof behindertengerecht umgebaut. Zugleich erinnern wir mit dem neuen Forum Gold und Silber, in dem sich der Landkreis und die regionalen Wirtschaftsunternehmen präsentieren, an das historische Gmünd als Silberstadt. So ein Projekt sendet einen Impuls, mobilisiert viele Ideen und Kräfte.
Vorausgesetzt, alle ziehen mit.
Dafür gibt es viele Beispiele: Privatleute investieren in historische Villen, richten sie her. Die Partnerstädte Antibes in Frankreich und Barnsley in England haben Stadtgärten am Josefsbach gestaltet. Im Landschaftspark Himmelsgarten sind die Firma Weleda mit einem Heilpflanzengarten und das kirchliche Gästezentrum Schönblick mit einem Gemüse- und Obstgarten unsere Partner. Mit der Pädagogischen Hochschule realisieren wir den Suppenstern. Dort lernen Kinder, dass Suppe nicht aus der Tüte kommt.
Was tut die Landesgartenschau noch, um für junge Leute attraktiv zu sein?
Wir errichten eine Jugendmeile am Güterbahnhof. Hier entstehen die Wissenswerkstatt Eule, der Treffpunkt Grünes Klassenzimmer, der Technikbaum und Sportplätze. Wir wollen Kinder und Jugendliche spielerisch an die Themen Technik und Natur heranführen – etwa durch einen waldpädagogischen Erlebnispfad.
Wie reagiert die Bevölkerung?
Wir haben sie von Anfang an eingebunden. Eine Folge ihrer Mitbestimmung ist, dass die Alte Post nicht abgerissen wurde. Feuer und Flamme sind die Gmünder für den Aussichtsturm. Er wurde aus Spendengeldern finanziert. Wir dachten an eine Summe von 150 000 Euro, mittlerweile haben wir 180 000 Euro beisammen.

Der Zugang zur neuen Flusspromenade entlang des Josefsbachs ist abgesperrt. Mit einem Schlüssel öffnet sich das Gatter. Um etwa drei Meter wurde der Fluss angehoben. Bis zum 12. Oktober darf an seinen Ufern nur wandeln, wer befugt ist oder Eintritt bezahlt hat. Erst dann fallen die Zäune. Während sich der Fluss durch sein neues Bett schlängelt, verläuft die betonierte Promenade in Knicken. Immer wieder tauchen einbetonierte Sitzflächen auf. Geländer gibt es keine. Das wirkt befreiend.
Ruhe versus Abenteuer: Müssen Planer einer Gartenschau einen Spagat hinbekommen?
Eine Landesgartenschau setzt sich wie ein Puzzle zusammen. Die Gegensätze, mit denen wir arbeiten, ergänzen sich und sorgen für Spannung. Während die kleineren Flächen in der Stadt intensiv gestaltet sind, öffnet sich oben im Himmelsgarten der extensive Landschaftspark.
Locken Sie vor allem Familien?
Zum Publikum gehören alle Sparten der Gesellschaft. Das sieht man an den unterschiedlichen Leuten, die sich für die Gartenschau engagieren – mehr als 1000 Ehrenamtliche. Dazu kommen die Kirchen, Freundeskreise, Clubs, die Obst- und Gartenbauvereine, die wiederum ihre Partnerverbände einladen, und so weiter. Auch am Verkaufsergebnis von mehr als 30 000 Dauerkarten sehen wir, dass die Landesgartenschau von der Stadtbevölkerung getragen wird.

Im Himmelsgarten. Die Hügel auf der Hochebene gibt es erst seit kurzem. Damit verschwindet die Straße zumindest optisch. Mittendrin: der Turm. Silbrig glänzen die Spiegel auf dem honiggelben Holz des Himmelsstürmers. Von dem 38,3 Meter hohen Wahrzeichen der Landesgartenschau 2014 ist die Stadt unten im Remstal gut zu sehen.

Sollen Besucher hier oben am Turm starten?
Es fällt leichter, von oben nach unten zu spazieren. Es wird auch einen Bus-Shuttle geben, eine Leihstation für Pedelec-Fahrräder und ein Elektrozügle in der Stadt. Der Wald im Taubental zwischen Stadt und Hochfläche ist das traditionelle Naherholungsgebiet der Gmünder. Durch die Landesgartenschau wird er neu inszeniert. Wir machen letztlich sichtbar, was schon immer hier war.
Wann würden Sie sagen: „Die Landesgartenschau 2014 ist geglückt“?
Wenn die Besucher bei ihren Erkundigungen durch die Anlagen die Zeit vergessen, was bei schönem Wetter leichter gelingt.

Daten zur Landesgartenschau 2014:

Zeitraum: 30. April bis 12. Oktober. Das Gelände ist täglich von 9 bis 19 Uhr zugänglich, mit Dauerkarten bis 20 Uhr, bei Abendveranstaltungen auch länger.

Motto: „Zwischen Himmel und Erde“ – das 14 Hektar Land und ein Hektar Wasserfläche umfassende Areal erstreckt sich von der Innenstadt mit Park und Josefsbach, dem Erdenreich, über den Wald im Taubental, genannt Himmelsleiter, bis hoch zum Landschaftspark Wetzgau, dem Himmelsgarten.

Investitionen: Sieben Brücken wurden neu gebaut, 1000 Bäume und 30 000 Stauden gepflanzt sowie ein 38,3 Meter hoher Aussichtsturm errichtet. Stadt und Land investieren 65 Millionen Euro in das Projekt. Private Mittel mitgerechnet, beträgt die Investitionssumme 150 Millionen Euro.

Eintrittspreise: Eine Tageskarte für Erwachsene kostet 16 Euro, ermäßigt 13 Euro. Kinder und Jugendliche (6 bis 17 Jahre) bezahlen 4,50 Euro. Familienkarten sind für 20 bis 36 Euro zu haben, je nach Anzahl der Erwachsenen. Eine Dauerkarte für Erwachsene kostet bis Ostern 95 Euro, danach 100 Euro.

Weitere Infos: www.gmuend2014.de