Die Teiche in der Nähe des Hausener Hofs sind bei Fröschen und Kröten ein begehrter Laichplatz. Damit das auch in Zukunft so bleibt, hat die Hechinger Ortsgruppe des Naturschutzbunds (Nabu) hier einiges an Arbeit investiert. Doch diese ist nicht für die Ewigkeit.
Hechingen - "Hier kommen sie über die Wiese und durch den Wald", sagt Eckhart Rommel von der Hechinger Ortsgruppe des Naturschutzbunds (Nabu) und zeigt auf die Wiesen nahe des Hausener Hofs, die zur Verbindungsstraße nach Weilheim hin leicht abfallen. "Und dann müssen sie hier über die Straße", um zu ihren Laichplätzen auf der anderem Seite zu gelangen. "Sie" sind vor allem Grasfrösche und Kröten, die jedes Jahr aufs Neue die Reise auf sich nehmen. Ihr Ziel: die beiden Amphibienteiche knapp unterhalb der Straße.
Hier legen die Amphibien ihren Laich ab, aus dem zuerst Kaulquappen schlüpfen, die sich dann zu Fröschen beziehungsweise Kröten weiterentwickeln. Dabei bevorzugen die Tiere seichte Gewässer, erklärt Rommel vom Nabu, da sich diese schnell aufheizen und sich der Laich entsprechend zügig entwickelt. Doch solche seichten Gewässer bergen auch ein großes Risiko: Bei heißem Wetter in Verbindung mit geringem Niederschlag trocknen solche Gewässer schnell aus – und der Froschlaich mit ihnen.
Bereits 2018 beginnen die Planungen
Auch die Amphibienteiche nahe des Hausener Hofs hatten dieses Problem, erzählt Rommel. "Das war hier alles mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen", sagt er und zeigt auf die Ufer der beiden Teiche, die mittlerweile nur noch von etwas Schilf und kleineren Pflanzen gesäumt werden. Unter anderem durch das in die Teiche fallende Laub und den Nährstoffeintrag habe sich auf dem Grund über die Jahre hinweg eine dicke Schlammschicht gebildet. Die Amphibienteiche drohten daher zu verlanden – in niederschlagsarmen Jahren seien sie über die Sommermonate "fast total ausgetrocknet".
Für den Nabu Hechingen war klar: Hiergegen muss man etwas unternehmen – auch, um die Zukunft des hiesigen Amphibienbestands zu sichern. 2018 ging es an die Arbeit. In Kooperation mit dem Besitzer der Teiche, einer Privatperson, und dem Landratsamt, das die Amphibienschutzmaßnahme finanziell gefördert hat, machte sich die Hechinger Nabu-Ortsgruppe an die Arbeit. Der Eigentümer der Teiche habe sich sehr kooperativ gezeigt, erinnert sich Rommel freudig – immerhin seien ihm durch die Maßnahme aber auch keine Kosten entstanden.
Künftig wird man hier wieder anpacken müssen
Im Februar 2019 wurde dann der Forstbetrieb der Stadt Hechingen an den Teichen aktiv: Die Mitarbeiter entfernten die Bäume direkt am Gewässer. Fortan kam wieder deutlich mehr Licht an die Teiche, was für die Entwicklung der Kaulquappen und Jungfrösche ebenfalls wichtig ist. Ende des Jahres 2019 wurden die beiden Amphibienteiche dann ausgebaggert und der dabei zutage beförderte Schlamm am Rand angelagert. Am Rand der Teiche, wo in den Wochen nach der Maßnahme nur nackter Boden zu sehen war, hat sich mittlerweile wieder leichter Bewuchs gebildet. Für die Kaulquappen ist dieser sehr wichtig, betont Rommel, da sie sich hier verstecken können.
Doch er ist auch ein Zeichen dafür, dass die Arbeit, welche die Helfer der Nabu-Ortsgruppe hier geleistet haben, nicht für die Ewigkeit ist. Es sei absehbar, dass eine ähnliche Maßnahme in Zukunft wieder notwendig werden wird, sagt Rommel. "Alle diese Teiche verlanden früher oder später, wenn man da nichts macht." Das lasse sich gar nicht vermeiden.
Wie lange es gehen wird, bis es soweit ist, kann Rommel aber nicht sagen. Nur so viel: Beim größeren Teich, der – wenn er voll ist – bis zu 1,5 Meter tief sei, werde es wahrscheinlich Jahrzehnte gehen, beim kleineren Teich, der näher an der Straße liegt, deutlich schneller. Trotzdem habe man sich bewusst entschieden, einen Amphibienteich tiefer und einen seichter zu machen. "Damit von allem etwas dabei ist", sagt Rommel, der mit dem Ergebnis der Maßnahme sichtlich zufrieden ist. So gut gepflegte Teiche, die nicht verschlammt oder zu stark mit Fischen besetzt sind, meint er stolz, seien "in unserer Region eher selten". "Fast alles, was es mal gab, ist inzwischen verschwunden oder verbaut", bedauert er.
Und wie kommt das Laich-Quartier bei den Fröschen und Kröten an? Schwer zu sagen. Beim Besuch vor Ort hört man zwar einige Vertreter der Art, gleichzeitig fällt Rommels Bilanz der Amphibienwanderung in diesem Jahr eher ernüchternd aus. Der Grund: Die Bedingungen stimmten nicht. Im gesamten Wander-Zeitraum seien vielleicht drei Nächte dabei gewesen, wo das Wetter wirklich so war, wie es den Fröschen und Kröten gefällt, nämlich mild, aber feucht. Während die Amphibienwanderung in guten Jahren innerhalb nur weniger Tage ablaufen kann, habe sie sich dieses Jahr "extrem lange hingezogen".
Eher wenige Tiere treten Wanderung an
Gleichzeitig war die Anzahl der wandernden Amphibien vergleichsweise gering, berichtet Rommel. Zwar wird beim Hausener Hof keine einwandfreie Erfassung der Amphibienzahlen mittels Zäunen durchgeführt. Doch Rommel hat trotzdem einen Überblick über die durchschnittlichen Zahlen. In guten Jahren könne man an einem Abend zwischen 300 und 400 Kröten zu Gesicht bekommen. In diesem Jahr seien es bei Weitem nie mehr als 150 gewesen. Auch die Straßensperren kamen deshalb 2021 nur äußerst selten zum Einsatz. Wahrscheinlich in etwa zehn Nächten, schätzt Rommel, "wenn wirklich Aktivität war". Das sei schon sehr überschaubar.