Labinot Xhoxhaj (links) setzt sich gegen seinen deutlich größeren Gegner Oleksandr Zarkhozhyi zu Wehr. Foto: Murat

Labinot Xhoxhaj bekam ganz unverhofft die Chance, in Heidelberg um den EM-Titel im Schwergewicht zu kämpfen. Sein Gegner war schwerer, größer, bislang noch unbesiegt – und trotzdem der Verlierer.

Die Emotionen brachen direkt nach Kampfende aus Labinot Xhoxhaj heraus. Nachdem die Kampfrichter seinen Punktesieg bei der Boxnacht in Heidelberg gegen Oleksandr Zarkhozhyi bestätigt hatten, bildete sich eine Jubeltraube im Ring. Anschließend ging Xhoxhaj in die Knie und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Der EBU EM-Titel im Schwergewicht kam unverhofft und war der bisher größte Erfolg des 31-jährigen Lahrers.

 

Eigentlich hätte der Schweizer Arnold Gjergjaj gegen Zarkhozhyi an diesem Abend kämpfen sollen. Doch wenige Tage vorher sagte er ab und der Promoter aus Heidelberg kam auf Xhoxhaj zu. „Fünf Tage vorher haben wir die Anfrage bekommen. Wir haben dann noch zwei Tage auf die Erlaubnis des Verbandes gewartet und waren dann auch schon fast im Ring. Unvorbereitet waren wir nicht, denn wir waren sowieso im Training“, sagt Toklir Xhoxhaj, Cousin von Labinot und zudem sein Manager wie Trainer im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Verband musste noch sein Okay geben, da Labinot Xhoxhaj eigentlich für das Cruiser-Gewicht gelistet ist und für den großen Kampf in Heidelberg eine Gewichtsklasse aufsteigen musste. „Die Erlaubnis war aber kein Problem, denn der Verband weiß, dass Labinot in der Weltklasse angekommen ist“, sagt sein Cousin.

Die Experten waren sich vor dem Kampf sicher: Da Oleksandr Zarkhozhyi schwerer und deutlich größer war, würde er auch den Kampf gegen Xhoxhaj gewinnen. „Wir haben das allerdings ganz anders gesehen und waren siegessicher“, sagt Toklir Xhoxhaj. Er hat als Trainer seines Cousins Gegner Zarkhozhyi in der Kürze der Zeit analysiert. „Entscheidend war die rechte Hand von Labinot. Die sollte immer oben sein. Wenn er mit der durchkommt, wächst dort, wo sie trifft, kein Gras mehr“, berichtet Toklir Xhoxhaj vom taktischen Plan. „Ab der zweiten Runde hat er den Kampf dominiert.“

Erfolg soll nur eine Etappe für den ganz großen Wurf sein

Für den Manager und Trainer ging mit dem EM-Titel von Labinot Xhoxhaj ein Traum in Erfüllung, den er sich selbst als aktiver Boxer gerne erfüllt hätte. „Da ich geschäftlich zu sehr anderweitig eingebunden bin, musste ich dieses Ziel als Aktiver aufgeben. Aber ich habe mir geschworen, eines Tages als Trainer einen Schützling so weit zu bringen. Auch deshalb war es sehr emotional für uns .“

Wann eine Titelverteidigung ansteht, steht aktuell noch in den Sternen. „Wir genießen diesen großen Erfolg erstmal. Labinot ist noch etwas erschöpft, weil sein Gegner mehrmals gehalten und geschubst hat. Das war sehr unsauber geboxt“, kritisiert Toklir Xhoxhaj, der seit zwei Jahren Manager, Trainer und auch Sparringspartner seines Cousins ist.

Labinot Xhoxhaj kam 2022 aus der Schweiz zu seinem Cousin in Lahr. Zunächst konnten beide nur in einer kleinen Halle in Sulz trainieren und haben mittlerweile in Dinglingen optimale Bedingungen gefunden. Der EM-Titel soll noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Dieser Erfolg ist für uns nur eine Etappe. Wir wollen Weltmeister werden – und werden das auch schaffen“, gibt sich Toklir Xhoxhaj selbstbewusst.