Klassentreffen: Dieter Stadler organisiert Jahrgangsfeiern nun schon seit 1963
Lahr - Der gebürtige Lahrer Dieter Stadler organisiert seit Jahrzehnten Klassentreffen für seine Schulkameraden. Dabei gibt er sich besonders viel Mühe: Er hat schon T-Shirts gedruckt, Broschen erstellt und sogar Lieder eingesungen.
Drei Heimatlieder selbst geschrieben
"Heimatsterne grüßen aus Lahr", schallt es aus den Boxen seines CD-Players. Es ist die Melodie eines der drei Heimatlieder, die Dieter Stadler als Erinnerung an seine Schulzeit eingesungen hat. Er organisiert gemeinsam mit fünf ehemaligen Mitschülern seit fast 60 Jahren die Klassentreffen seines Jahrgangs 1945/46 der Luisenschule und gibt sich dabei ganz besonders viel Mühe.
"Jedem der Klassenkameraden, die zu den Treffen kommen, schicke ich Weihnachtsgrüße und Geburtstagsgrüße per Post", erzählt der Lahrer. Die Karten gestaltet er aufwendig selbst, mit Bildern und einer persönlichen Botschaft auf Briefpapier. Sogar einen Briefkopf hat er erstellt, dieser zeigt das Lahrer Rathaus.
Verbindung mit Lahr ist ihm sehr wichtig
Heimatverbundenheit ist für den "waschechten Lohrer und Friedensheimer" wichtig. Etwa alle zwei Jahre kommen Stadler und seine Klassenkameraden inzwischen zu einem Treffen zusammen – ein ganzes Wochenende lang. Obwohl rund 85 Prozent der ehemaligen Schüler nicht mehr in Lahr wohnen, findet jedes Treffen hier statt. Der am weitesten entfernte Kamerad komme zu jedem Klassentreffen aus Spanien wieder nach Lahr zurück.
Auch die drei Heimatlieder sprechen von der Verbundenheit zu Lahr, der früheren Zeit und gemeinsamen Erinnerungen an die Schule.
Sein Jahrgang sei auch historisch gesehen kein gewöhnlicher, erzählt Stadler. "Wir waren die erste Klassenstufe, die in dem 1952 neu gegründeten Baden-Württemberg in die Schule gegangen ist."
Eine Jungen-, eine Mädchen- und eine gemischte Klasse habe es damals gegeben. Bis zur sechsten Klasse seien Stadler und seine rund 140 Kameraden in die Luisenschule gegangen, ab der sechsten Klasse mussten alle auf die Friedrichschule wechseln.
Einzigartige Chronik dokumentiert Geschichte
Eine laut Stadler einzigartige Chronik dokumentiert die Zeit der Lahrer Schüler vom ersten Schultag am 28. April 1952 bis zu dem ersten Rentnertreffen im Jahr.
Zum letzten Mal hatten sich rund 20 der ehemaligen Friedrichschüler 2018 getroffen. Damals ließ Stadler sogar T-Shirts mit Jahrgangs-Aufschrift drucken, mit denen die Klassenkameraden im Publikum bei "Immer wieder sonntags" im Europa-Park zu sehen waren.
Stadler startet Suchaktion in ganz Deutschland
Bis sich die regelmäßigen Klassentreffen mit den rund 25 Stammkameraden etabliert hatten, war es aber ein langer Weg: Stadler und seine damals noch zwei Mitorganisatoren versuchten einige Jahre nach der gemeinsamen Schulzeit, alle Kameraden ausfindig zu machen. Dazu startete er eine Suchaktion in ganz Deutschland und verschickte 154 Anmeldungen mit Fragebogen. Jeder Schulkamerad sollte angeben, ob er Interesse an einem Treffen hat.
"Einige Briefe konnten nicht zugestellt werden, weil viele weggezogen waren oder die Frauen geheiratet hatten und nun einen neuen Namen trugen. Wir haben dann sogar die Bürgerbüros angeschrieben", erzählt Stadler, der mit 18 Jahren für seine Lehre als Maschinenschlosser nach Karlsruhe gezogen ist und dort mit seiner Frau immer noch wohnt.
Vor elf Jahren extra einen Laptop gekauft
"Für all diese stundenlange Arbeit muss man Interesse haben und sich gut mit seinen Kameraden verstehen. Ich finde es schön, anderen eine Freude zu machen." Für die Organisation der Klassentreffen und das Erstellen der Jahrgangs-Chronik habe sich Stadler vor elf Jahren sogar extra einen Laptop gekauft.
Die Kosten von rund 150 Euro pro Jahr unter anderem für die Einladungen und Briefe decke er aus dem Bankkonto, das er für die Klassentreffen angelegt hat, und auf das die Kameraden vor jedem Treffen die Kosten für die Unternehmungen am gemeinsamen Wochenende einzahlen.
Beim ersten Treffen kamen nur wenige
Zum ersten Klassentreffen anno 1963, nachdem die meisten ihre Lehre abgeschlossen hatten, kam nur eine Handvoll der ehemaligen Schüler. "Offenbar hat es damals vielen gefallen, denn zum nächsten Treffen kamen 15 Leute mehr als geplant", schmunzelt Stadler. An das erste Treffen erinnert er sich noch genau: "Das war im Gasthaus Zum Greif, mit Tanzkapelle, einem guten Essen und Musik. Wir haben immer einen festen Ablauf: Freitagabend trinken wir etwas in einer Bar, am Samstag machen wir einen Städtetrip oder gehen wandern, und am Sonntag ist dann der Frühschoppen".
Die Partner der Klassenkameraden blieben zuhause, sagt Stadler. "Wir haben so viele gemeinsame Erinnerungen, über die wir sprechen, lachen und nachdenken. Unsere Gemeinschaft ist schon fast wie bei einem Verein – jedes Treffen fühlt sich an wie eine Familie."
Eigentlich könnte er alle sechs Wochen eine Zusammenkunft organisieren, doch durch die Übernachtungen und die Unternehmungen sei das auch nicht ganz billig, so Stadler. Das nächste Treffen sollte eigentlich im vergangenen Jahr stattfinden, doch wegen der Pandemie wurde nichts daraus. Stadler hofft, dass sich bald alle wieder treffen und in Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit schwelgen können.
Die Chronik dokumentiert die Geschichte
Die Chronik des Jahrgangs 1945/46 dokumentiert die Geschichte Lahrs und der Klassenkameraden. Es zeigt den Bähnlebau in der Stadt, die Alte Mühle, historische Gebäude der damaligen Zeit und das Stadtbild zur Gründung Baden-Württembergs. Wer mehr Einblicke dazu bekommen möchte, kann sich per Mail an stadt@lahrer-zeitung.de oder per Telefon 07821/27 83-139 an die Redaktion der Lahrer Zeitung wenden.