Der Efeu kommt bald um die Ecke, das Postschild zugewuchert: Die alte Post an der Lotzbeckstraße steht jetzt komplett leer. Stadt und Volksbank denken über einen großen Millionen-Neubau nach, der auf diesem Innenstadt-Quartier entstehen soll. Foto: Braun

Innenstadt: Volksbank und Stadt planen "Hand in Hand" – aber noch ohne Zeitdruck

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Lahr - Eine der letzten großen freien Flächen in Lahrs Innenstadt wartet wohl noch länger darauf, wachgeküsst zu werden: das Gelände des alten Postamts an der Lotzbeckstraße. Volksbank und Stadt denken an einen großen Neubau, aber nicht sofort.

An allen Ecken und Enden wird Lahr immer dichter. Freie Grundstücke werden überbaut, Riesenblocks für Wohnungen hochgezogen. Doch das Gelände der alten Post zwischen Lotzbeck-, Schiller- und Friedrich-Geßler-Straße gähnt seit Jahren vor sich hin. Ein innerstädtisches Filetstück. Nachdem die Deutsche Post AG vor einigen Jahren aus dem Anbau dahinter auszog (siehe Info), leerte sich das historische Gebäude komplett.

Zwischenzeitlich wurde in den vergangenen Tagen der frühere, massive Post-Tresor von einer Fachfirma ausgebaut und weggebracht. Als dazu Baufahrzeuge vor der Post anrückten und der Gehweg gesperrt war, dachten Anwohner: Oh, jetzt passiert mit der alten Post was. Doch es passierte wenig, nur der Efeu rankte munter weiter. Er hat bereits fast die ganze Hausfassade überwuchert, samt dem gelben Post-Schild.

Hinter den Kulissen laufen immer wieder Gespräche zwischen Stadtverwaltung, Volksbank und Sparkasse. Die Volksbank hat sich große Teile des Geländes gesichert, samt dem historischen einstigen Hauptpostamt. Sie ist direkter Nachbar in der Schillerstraße und etwas weiter oben besitzt dort die Sparkasse das Gebäude, das im Volksmund noch "Alte Sparkasse" heißt.

Geplant ist ein markanter Neubau

"Die Immobilie ruht und das tut uns im Augenblick auch nicht weh", erklärt Peter Rottenecker, der Chef der Lahrer Volksbank, auf Nachfrage der Lahrer Zeitung. Es gebe zahlreiche Ideen für das rund 22 .000 Quadratmeter große Quartier, aber noch keine zündende. "Anfragen mehrerer Interessenten gab es", sagt Rottenecker. Schließlich sei die Innenstadtlage höchst interessant. Sein Geldhaus wolle aber "keinen Schnellschuss" für solch ein Millionenprojekt, sondern eine fundierte Planung, am liebsten "Hand in Hand mit der Stadtverwaltung".

Diese hat ihre Hand bereits ausgestreckt: Oberbürgermeister Markus Ibert und sein Baubürgermeister Tilman Petters sind persönlich in die Gespräche mit den beiden Banken eingebunden, hört man von allen beteiligten Seiten.

Der Stadt schwebt vor, an Stelle des jetzigen Postgebäudes einen markanten Neubau zu platzieren, ziemlich groß, um darin gleich mehrere städtische Einrichtungen neu unterbringen zu können. Die Volkshochschule und die Mediathek wären dafür Kandidaten. Beiden ist es am aktuellen Standort im Haus zum Pflug in der Kaiserstraße längst zu eng geworden. Gleiches gilt für mehrere Ämter der Stadtverwaltung, die aus allen Nähten quillen und dringend Zusatzräume bräuchten. Ein räumlich naher Neubau im Anschluss an die jetzigen Verwaltungsgebäude an der Lotzbeckstraße wäre ideal.

Im OB-Wahlkampf 2019 war diese Idee schon mal hochgespült worden. OB Ibert will sie weiter aufgreifen und sieht großes Potenzial in der brach liegenden Fläche. Das erklärte er gegenüber der Lahrer Zeitung. Doch zum Wachküssen braucht er Geld, voraussichtlich viele Millionen. Und die sind angesichts der Corona-Haushaltslöcher kaum in Sicht. Von daher wird der Postamt-Efeu noch eine Weile weiterwuchern.

Das war die alte Post

Vor gut 130 Jahren wurde das Lahrer Hauptpostamt gebaut, damals noch schmucker als das heutige Gebäude. 1945 wurde es bei einem Bombenangriff stark beschädigt und danach wieder aufgebaut. 2008 kaufte ein amerikanischer Investor das Objekt, 2013 ging es an einen Lörracher Investor und danach kaufte es die Volksbank, der heute der größte Teil des ganzen Post-Geländes gehört. Ein Teil besitzt die Sparkasse. Die Post zog 2017 ins Nestler-Areal um.