Wirtschaft: Naschwerk-Inhaberin Gabriele Lässle spricht über die Schwierigkeit, während des Lockdowns Geld zu verdienen
Lahr - Die Marktstraße ist wie leergefegt. Kaum eine Menschenseele ist unterwegs. Der Blick aus dem Ladenfenster sei traurig, so die Inhaberin, seit neun Jahren selbständig mit ihrem Naschwerk, in dem sie feine Pralinées und Schokoladen, Gebäck, ausgewählte Tees, besondere Kaffeesorten, Liköre und Weine anbietet: "Ich bin in der Marktstraße groß geworden und kenne sie noch, bevor sie überhaupt zur Fußgängerzone wurde – da war immer Leben."
Stammkunden kommen, aber es ist trotzdem sehr leer
An diesem Morgen habe sie innerhalb von vier Stunden zwölf Kunden bedient – "nicht überwältigend". "Ich habe natürlich meine Stammkundschaft, die vorbeikommt, aber alles in allem fühlt man sich schon sehr einsam", erzählt Lässle in ihrem leeren Geschäft.
Seit Beginn der Pandemie habe sie geringere Umsätze gemacht. Aktuell sei sie finanziell komplett auf sich zurückgeworfen. Im Frühjahr habe sie zwar die einmalige Soforthilfe in Anspruch genommen, doch seither versuche sie es alleine.
"Die Lücke, die durch die ganze Pandemie-Situation entstanden ist, ist nicht mehr zu schließen", seufzt Lässle. Dementsprechend zurückhaltend ist sie, staatliche Hilfe anzunehmen, denn derzeit könne sie keinerlei wirtschaftliche Rücklagen bilden, für den Fall, dass die staatliche Unterstützungen doch einmal zurückgezahlt werden muss – "sollte das einmal eintreten, man weiß es ja nicht".
Bereits im Dezember Umsatzeinbußen von rund 30 Prozent
Derzeit macht sie ihre Jahresbilanz: "Jetzt sehe ich erst, was unterm Strich von 2020 übrig ist. Und es wird deutlich weniger sein als die Jahre zuvor." Allein der Dezember, der in ihrer Branche den größten Anteil des Jahresumsatzes ausmache, habe etwa 30 Prozent weniger Umsatz gebracht als 2019. Doch Jammern nutze nichts, und wenn überhaupt nur zuhause vorm Spiegel, sagt Lässle.
Als Selbständige müsse man viel Selbstdisziplin haben und könne nicht einfach wegen Kopfschmerzen zuhause bleiben. "Im Gegensatz zu Selbständigen erhalten Angestellte trotzdem ihr Gehalt", so Lässle, die selber fast drei Jahrzehnte lang als Angestellte arbeitete. Ob sie sich während der Pandemie wohl auf lange Sicht finanziell halten könne? "Ich werde es einfach versuchen. Alles andere, was ich jetzt sagen würde, wäre Spekulation", so Lässle und zuckt mit den Schultern.
Viele Waren können nicht so wie gewohnt geliefert werden
Bei den Warenbestellungen musste sie in den vergangenen Monaten einen Gang zurückschalten: "Ich kalkuliere vorsichtiger und kaufe nicht so ein wie vor zwei oder drei Jahren. Das kann ich gar nicht, weil ich nicht weiß, was passiert, oder wie die Kunden sich verhalten werden." Früher habe sie immer alles da gehabt, was ihre Kunden wollten, jetzt müssten die manchmal auf bestimmte Produkte warten. Denn auch bei Lässles Lieferanten sei Kurzarbeit angesagt; Waren könnten nicht mehr gewohnt schnell geliefert werden. Noch dazu hätten drei bis vier ihrer Lieferanten Insolvenz angemeldet.
Wenn Kunden derzeit mit bestimmten Produktwünschen auf sie zukämen, setze sie alle Hebel in Bewegung. "Wobei das auch nicht immer alles so einfach geht", fährt Lässle fort. Denn es gebe oft eine Mindestmenge, die sie von einem Produkt bestellen müsse, eine gewisse Anzahl an Kartons, eine gewisse Stückzahl oder ein gewisses Gewicht.
"Wenn ein Kunde jetzt zum Beispiel sagt, er hätte gerne ein Kilogramm Gummibärchen, dann muss ich sagen, das kann ich nicht liefern." Wichtig für ihre Stammkunden sei vor allem der Tagesbedarf an Kaffee und Tee, das habe sie immer da. Aufgrund der Pandemie-Umstände sei sie bei ganz ausgefallenen Produkten derzeit etwas zurückhaltender.
Planungen für die kommenden Monate laufen
Auch wenn weniger Kunden kommen, fehlt es ihr nicht an täglichen Aufgaben: "Nach dem Jahreswechsel habe ich die winterlichen Sachen ein bisschen auf die Seite geräumt. Und ich bin schon in den Vorbereitungen für das Valentinstags- und Ostergeschäft." Außerdem müsse sie in ihrem Laden Reinigungsarbeiten und Kleinreparaturen vornehmen.
Und es stehen die Planungen für die kommenden Verkaufsmonate ins Haus: "Ich habe schon die neuen Kataloge, die muss ich durcharbeiten und mich nach aktuellen Angeboten umsehen", so Lässle. "Wenn ich alleine im Laden bin, konzentriere ich mich auf meine Arbeit, abends plane ich immer, was am nächsten Tag zu tun ist. Insofern wird mir nicht langweilig", schließt die Ladeninhaberin.
Wer hat sonst noch offen?
Das Lahrer Naschwerk gehört zu den Geschäften des täglichen Bedarfs und darf so auch während des Lockdowns geöffnet bleiben. Doch das hilft Inhaberin Gabriele Lässle kaum, denn es fehlt die Laufkundschaft.
Auf der Webseite der Lahrer Werbegemeinschaft erfahren Kunden, welche Geschäfte auch während des Lockdowns geöffnet haben oder alternativ ihren Kunden mit einem Abhol- oder Lieferservice zur Verfügung stehen. Zu finden ist die Liste unter www.werbegemeinschaft-lahr.de.