Die Idee eines Taubenschlags in Lahr könnte schon bald wieder Geschichte sein. Foto: Strauch

Tierschutz: Stadtrat Jürgen Durke ist enttäuscht über die Reaktion aus dem Rathaus auf den Taubenschlag

Lahr - Der Lahrer Gemeinderat war sich einig: Die Tauben in der Stadt sind ein Problem, das angegangen werden muss. Die Stadt hat nun Bedenken wegen eines Taubenhauses geäußert. Jürgen Durke von der Tierschutzpartei kann das nicht verstehen.

Stadtpark wäre die bessere Lösung

"Ich habe gedacht, dass manche in der Stadt mal über ihren Schatten springen. Aber offenbar liegt die Priorität hier beim Geldverdienen und nicht beim Tierschutz", ärgert sich Stadtrat Jürgen Durke. Er könne nicht verstehen, dass zum Beispiel ein Schlachtbetrieb gefördert wird, aber sinnvolle Ideen wie ein Taubenschlag nicht.

Nichtsdestotrotz sei er nach dem bisherigen Austausch "nicht überrascht" von der abwehrenden Haltung der Stadt gewesen. Die Stadtverwaltung hatte zuvor den Vorschlag eines Taubenhauses geprüft und Bedenken geäußert (wir berichteten). In der Begründung der Stadt heißt es, die Tiere könnten nur schwer aus der Innenstadt verbannt werden. Durke erzählt von dem sogenannten Augsburger Modell (siehe Info), bei dem die Tauben mittels Signalen aus der Stadt weggelockt würden. Allerdings hält auch er den LGS-Park als neue Taubenheimat für eher ungeeignet.

"Der Stadtpark wäre da schon die bessere Lösung, so könnten sich auch die beiden Tierpfleger noch mit um die Tauben kümmern. Denn beispielsweise für das Austauschen der Eier oder dem Verabreichen von Medizin ist Fachpersonal auf jeden Fall nötig."

Für alle anderen Aufgaben wie dem Reinigen des Vogelhauses oder der Fütterung könnten dann Privatleute zuständig sein. Durke habe auch schon eine Anfrage einer Privatperson erhalten, die für die Tauben ihre Unterstützung angeboten hat.

Es gäbe bei Weitem nicht nur Menschen, die die Stadttauben ablehnen, sondern auch viele Taubenliebhaber. Ein Taubenhaus, in welchem die gefiederten Tiere leben könnten, sei einerseits sinnvoll, damit die Population durch das Austauschen der Eier kontrolliert werden könnte, andererseits aber auch hilfreich, um Krankheiten auszurotten – dafür müsste man wissen, wo die Vögel nisten.

Personalkosten sind das Hauptproblem

"Ich denke, so wurde es im Gemeinderat auch schon angesprochen, dass die Personalkosten das Hauptproblem sind. Dabei könnten die beiden Tierpfleger in Verbindung mit Ehrenamtlichen die Arbeit gemeinsam locker schaffen", ist sich Durke sicher.

Dass die Stadt nun höchstwahrscheinlich die laut Durke sinnvollste Lösung eines Taubenschlags verhindert, kann der Stadtrat nicht verstehen. "Die Tauben sind offenbar nur überflüssiger Abfall und werden nicht als Lebewesen gesehen. Die anderen Methoden, die Tauben auszurotten oder zu vertreiben, sind alles andere als tierfreundlich", gibt Durke zu bedenken.

Das einzige Glück der Tiere sei es, dass sie in innerstädtischen Gebieten nicht geschossen werden dürften. Durke will jedenfalls seine Chance im Umweltausschuss, in dem die Tauben thematisiert werden, noch einmal nutzen, um ein Statement aufzubereiten und sich für das Wohl der Tiere einzusetzen.

"Eigentlich war es mein Ziel, mit den anderen Gemeinderatsmitgliedern im Team zusammenzuarbeiten und Kompromisse und Lösungen zu finden. Es scheint aber eher so, dass eine Mehrheit die Einfälle der Anderen einseitig ablehnt und sich dagegenstellt – und das ist sehr schade."

Auch Umweltverbände setzen sich für den Erhalt des "liebenswerten und intelligenten Tiers" ein, wie die Taube vom Deutschen Tierschutzbund bezeichnet wird. Dieser hat sogar eine Taubenschutz-Kampagne gestartet, denn die städtischen Mitbewohner hätten trotz aller Vorurteile vor allem eines verdient: Respekt.

Das Augsburger Modell

Die Stadt Augsburg hat es vor rund 20 Jahren vorgemacht: Auf ihrer Internetseite informiert sie über "ein bestens funktionierendes Taubenmanagement": An allen Brennpunkten Augsburgs sind Taubenschläge errichtet worden. Dort bekommen die Tauben Futter und Wasser.

Ab dem Brutbeginn werden die Tauben-Eier gegen Kunststoffeier getauscht. Auch in Freiburg gibt es inzwischen drei Taubenschläge, einen davon im Rathaus. Das Stadttaubenkonzept der Stadt Karlsruhe, was unter anderem betreute Taubenschläge vorsieht, ist 2019 sogar mit dem Tierschutzpreis des Landes ausgezeichnet worden.