Lahr - Ein maskierter Täter hat am Dienstagmorgen die Sparkassenfiliale in der Lahrer Schillerstraße betreten. Gegen 12 Uhr bedrohte die Mitarbeiter mit einer Pistole und forderte Bargeld. Trotz einer sofort eingeleiteten Großfahndung der Polizei konnte er zu Fuß entkommen.

Das Personal der Sparkasse kam mit dem Schrecken davon – es gab keine Verletzten. Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden am Nachmittag psychologisch betreut.

 Flucht über den Marktplatz

Der Täter flüchtete über den Hintereingang der Sparkasse, von dort über den Marktplatz und den Sonnenplatz in die Obststraße – dort wurde er offenbar zum letzten Mal von einem Zeugen gesehen.

Ein Ladeninhaber am Sonnenplatz, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen möchte, machte gegen 12 Uhr eine Zigarettenpause vor seinem Geschäft, als er einen Mann bemerkte, der über den Platz eilte und an der Löwen-Apotheke vorbei in der Obststraße verschwand. "Der kam im Stechschritt, das war schon auffallend", sagte der Geschäftsinhaber unserer Redaktion. Der Unbekannte sei direkt an ihm vorbeigegangen und habe einen gehetzten Eindruck gemacht.

Ladeninhaber sieht Flucht des Täters

Eine Waffe oder eine Tasche mit dem erbeuteten Bargeld sei nicht zu sehen gewesen. "Das war ein unauffälliger Typ, etwa 1,80 Meter groß. Auffällig waren nur die roten Kordeln an seiner grauen Jacke", so der Zeuge, der diese Aussage auch der Polizei gegenüber machte.

Die letzte Spur des Täters führte somit Richtung östliche Innenstadt – und kurz danach schien die Polizei mit ihrer Fahndung am Urteilsplatz auch Erfolg zu haben. Beamte umstellten dort einen Passanten, auf den die Beschreibung zutraf. Jedoch: Es war nicht der Täter. Nachdem sie ihn durchsucht hatten, ließen die Polizisten den Mann wieder laufen.  

Großfahndung der Polizei

Die Fahndung der Polizei versetzte die Innenstadt am Dienstagmittag in einen Ausnahmezustand. Ein Polizeihubschrauber knatterte über den Häuserdächern, drei Polizeiwagen standen in der Schillerstraße quer, um den Platz vor der Sparkassenfiliale vom Verkehr freizuhalten. Polizisten patrouillierten in großer Zahl durch die Straßen. Die Polizei postierte auch Kräfte vor den Tiefgaragen, offenbar in der Annahme, der Täter könnte dort seinen Fluchtwagen geparkt haben. Auch in der Tiefgarage des Walpotenhauses und der Sparkasse sahen sich die Fahnder um – dort war der Verdächtige aber ebenfalls nicht zu sehen.

Marktfrauen, die auf dem Marktplatz Lebensmittel verkauften, berichteten unserer Redaktion, dass kurz nach 12 Uhr "plötzlich aus jeder Ecke Polizisten aufgetaucht sind, insgesamt sicher 25 Mann". Den Bankräuber, der zuvor an ihren Ständen vorbeigelaufen sein musste, hätten sie allerdings nicht gesehen – "es gehen so viele Menschen vorbei, da kann man nicht auf jeden achten."

Sparkasse schließt

Die Sparkasse machte nach dem Überfall die Hauptstelle Lahr dicht; Kunden konnten nur noch die Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker im Vorraum erreichen, nicht jedoch den eigentlichen Geschäftsraum. Mit einem Aushang informierte das Geldinstitut die Besucher, weshalb sie dort am Nachmittag vor verschlossener Tür standen: "Sehr geehrte Kunden, aufgrund eines Überfalls ist unsere Filiale vorübergehend geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis!" Bei der Sparkasse Offenburg/Ortenau gibt es Mitarbeiter, die eigens dafür geschult sind, um Kollegen nach einem Banküberfall zu betreuen. Diese Mitarbeiter kümmerten sich am Dienstagnachmittag um die Beschäftigten, die von dem Bankräuber mit der Waffe bedroht worden waren.

Auch die Tiefgarage wird durchkämmt

Im Kundenbereich der Hauptstelle arbeiten normalerweise um die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie viele von ihnen mit dem Täter in Kontakt gekommen sind und was sich genau während des Überfalls abgespielt hat, war am Dienstag nicht zu erfahren. Ein Mitarbeiter aus der Leitungsebene in Lahr, den unsere Redaktion am Telefon erreichte, sagte, er sei gerade dabei, "die psychologische Betreuung der Mitarbeiter zu organisieren" und stehe für weitere Auskünfte nicht zur Verfügung, auch weil er bei den polizeilichen Ermittlungen nicht dazwischenfunken wolle. Ein weiterer Sparkassen-Mitarbeiter sagte unserer Redaktion am Telefon, dass es allen Kollegen bis auf den erlittenen Schrecken gut gehe. Das sei jetzt das Wichtigste.

Am Nachmittag sprachen Kripo-Beamte mit dem Sparkassenpersonal und sicherten Spuren in der Filiale. Ob es Videoaufnahmen vom Täter gibt, war am Dienstag noch nicht bekannt. Während die Ermittlungen in der Sparkasse weiterliefen, wurde die Fahndung in der Innenstadt am Nachmittag ohne Erfolg eingestellt.

Was weiß man über den Täter?

Die Polizei verschickte am Mittag eine kurze Pressemitteilung und rückte auch später mit dem Hinweis auf die laufenden Ermittlungen keine ausführlicheren Infos heraus. Laut Beschreibung ist der Täter etwa 1,80 Meter groß und zwischen 30 und 40 Jahre alt. Er soll eine graue Softshell-Jacke mit neonfarbenen Kapuzenkordeln und eine Jogginghose getragen haben. Maskiert war er mit einer roten Sturmhaube. Nach Informationen unserer Zeitung soll der Verdächtige ein europäisches Erscheinungsbild haben. Ob er hochdeutsch oder mit Akzent sprach – das wollte die Polizei für sich behalten. Fest steht, dass der Mann mit Bargeld flüchtete. Über die Höhe der Summe haben die Polizei und die Sparkasse Stillschweigen vereinbart.

Info: So geht es weiter

Die Sparkassen-Hauptstelle in der Schillerstraße, die am Dienstagnachmittag geschlossen blieb, soll heute wieder ganz normal geöffnet werden. Bei der Polizei werden indes weiter Spuren ausgewertet, Vernehmungen geführt und mögliche Videoaufnahmen gesichtet, so die Auskunft des Polizeipräsidiums Offenburg am Abend.