Was immer Simon Freund als Künstler produziert, ist digital frei zugänglich. Foto: Haberer

Kultur: Villa Jamm Artist nutzt Internet als Projektionsfläche

Lahr - Während der russischen Liederabende im Parktheater wurde auch das Kunstprojekt "aplaceweshare.com" von Villa-Jamm-Artist Simon Freund vorgestellt. Jeder, der sein digitales Kunstprojekt besucht, wird als bunter Farbfleck dargestellt.

"Ich heiße Simon Freund und bin Simon Freund", sagt der ursprünglich aus dem Taunus stammende 31-Jährige und lässt es damit erst einmal bewenden. Er hat mehrere Jahre als freischaffender Modedesigner gearbeitet und in München bei dem Bildhauer Hermann Pitz Kunst studiert.

Sein Zugang zur Kunst ist geprägt von philosophischen Ansätzen sowie von einer kritischen Distanz gegenüber Konsum, Selbstdarstellung und den gängigen Mustern des Kunstmarkts. Freund bewegt sich auf dem Feld der digitalen Kunst. Vermeidet es aber ganz bewusst, sich selbst als Künstler zu bezeichnen.

Er hat als Abschlussarbeit das offiziell noch gar nicht erteilte Kunstdiplom der Akademie ausgestellt und damit der Prüfungskommission ihr eigenes Zeugnis zur Bewertung vorgelegt. In einer Galerie hat er sein Handy platziert und überall in der Stadt die Nummer verteilt. Der erfolglose Versuch, den Künstler zu kontaktieren, wird so zum Gegenstand der Kunst.

Freund hat sich aufgemacht, die Zwänge des Marktes, des klassischen Broterwerbs zu hinterfragen und letztendlich abzustreifen. Er will nicht als Kunstproduzent wahrgenommen werden, sondern als kreatives Individuum, das einer neuen Daseinsebene entgegenstrebt.

Was immer der 31-Jährige als Künstler produziert, ist digital frei zugänglich, das Internet ist Projektionsfläche und Showroom in eigener Sache. In allem, was er tut, schwingt eine subtile, letztlich aber radikale Kritik an gesellschaftlichen Mechanismen, dem Wertesystem des Kapitalismus, dem Schmierfett der westlichen Welt mit. Das bereits 2020 gestartete Projekt "aplaceweshare.com" ist zum Beispiel ein virtueller Raum, der nur zum Leben erwacht, wenn ihn jemand betritt. Als Türöffner fungiert ein kreativer Akt: Der Besucher muss ein Farbfeld kreieren, um eintreten zu können.

Ist er allein im Raum, füllt das eigene Farbfeld den gesamten Bildschirm aus. Im Idealfall sind mehrere Besucher unterwegs und der eigene Farbfleck ist Teil eines kollektiven Kunstwerks, das allen gehört.

Freund hat sich mit seiner Rolle als Villa Jamm Artist schwergetan. Es drängt ihn nicht auf die Bühne, die Idee, eine temporäre Installation im Stadtpark zu realisieren, ist in der konzeptionellen Diskussion mit Kulturamt und Parkverwaltung stecken geblieben. Er hat stattdessen den Dialog mit Kulturschaffenden und Besuchern gesucht, über gesellschaftliche Utopien und Chancen und Risiken einer digitalisierten Welt gesprochen.

Wer mehr über Simon Freund und seine Kunst erfahren möchte, kann auf seiner Webseite https://simonfreund. com vorbeischauen. Der Künstler sucht übrigens aktuell nach Förderern, die ihn und seine Idee von einer freien Kunst mit jeweils einem Euro im Monat unterstützen wollen.