Kabarett: Olaf Bossi unterhält die Zuschauer mit seinem aktuellen Programm
Von Jürgen Haberer
Olaf Bossi ist sicherlich mehr Liedermacher als Kabarettist. Bei seinem Auftritt im Stiftsschaffneikeller am Donnerstag hat er trotzdem höchst unterhaltsam und witzig immer auch satirische Spitzen gesetzt.
Lahr. Olaf Bossi, der Sohn einer italienischen Gastarbeiterfamilie, wirkte ein bisschen wie ein schwäbischer Reinhard Mey, ohne diesen auch nur ansatzweise zu kopieren. Was die beiden verbindet, ist die Herangehensweise und das Profil der durchweg selbst komponierten Lieder, die mit verschmitztem Humor und einem Hauch Melancholie konsequent aus den Themen des Alltags schöpfen. Bossi, der sich nach eigenem Bekunden bereits als Schüler dazu entschlossen hat, eine Karriere als Popstar anzustreben, begibt sich zwischendurch aber auf das Feld der Comedy. Er selbst bezeichnet seinen Stil als "Liederkabarett". Zu jedem seiner Songs gibt es darum eine Geschichte, die für Erheiterung in den Reihen der gut 30 Zuhörer im Keller des Kulturkreises sorgte.
Versponnen, aber niemals platt
Bossis musikalische Poesie kommt dabei immer auch ein bisschen versponnen daher, wirkt nie vordergründig oder platt. Reflexionen der ersten Anzeichen einer Midlife-Crisis münden in ein Lied über Sonderkonditionen bei der Altersvorsorge. Sein Blick auf die Medienwelt gipfelt in einer Betrachtung der alltäglichen Hatz der Branche, die manchmal auch vergebliche Suche nach einem Skandal. Er erzählt von der Partnersuche im Internet und den Schätzen im Keller, von denen sich am Ende doch niemand trennt.
Er führt den Zuhörern vor Augen, dass Hip-Hop aus Stuttgart einfach nicht das Lebensgefühl echter Gangster transportieren kann. Einen Stern habe dort jeder, die Kehrwoche sei wichtiger als das Image und überhaupt: Echte Gangster säßen in Stuttgart allenfalls hinter dem Bankschalter oder im Aufsichtsrat eines großen Unternehmens.
Bossi springt bei seiner Show ganz bewusst auf die Schlagerwelle auf, animierte das Publikum zum Mitklatschen und Schunkeln, hielt sein breites Lächeln durch bis zum bitteren Ende. Das war irgendwie dann doch gelebtes Kabarett und Realsatire, die auch durchschlägt, wenn er "Glücklich wie ein Klaus" serviert, den mit spitzer Zunge vorgetragenen Blick auf die Vorstadtidylle, die er im Leben ebenso wenig gesucht hat wie sein Nachbar Klaus. Das Glanzlicht des Abends leitet die Zugabe ein, ein Schlaflied für seinen Sohn, das in unzähligen Schleifen zur Groteske entartet, weil der Bursche einfach nicht einschläft.