Uli Masuth plauderte scheinbar harmlos über den Zustand der Gesellschaft, an der er kein gutes Haar lässt. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Kabarett: Uli Masuth begeistert im Stiftsschaffneikeller

Lahr. Uli Masuth kommentiert mit rabenschwarzem Humor den Zeitgeist, das Leben zwischen digitalem Wahnsinn und Fakenews, einer totalen Überhöhung des eigenen "Ichs". Nebenbei greift er in die Klaviertasten und untermalt seine scheinbar harmlose Plauderei mit wunderbar perlenden Klangkaskaden. Dass die Mischung ankommt, ist bei seinem Auftritt im Stiftsschaffneikeller am Samstag deutlich geworden.

Masuth passt nicht wirklich in das gängige Schema eines politischen Kabarettisten. Sein aktuelles Programm "Mein Leben als Ich" setzt einmal mehr auf eine im Ton eher unverbindliche Plauderei, die er zu allem Überfluss auch noch ganz unaufgeregt mit locker perlenden Klavierläufen, einem Hauch Boogie-Woogie unterlegt. Der erste Schein trügt jedoch. Der Humor von Masuth ist Rabenschwarz, seine am Klavier geübten Finger bohren sich tief in die Befindlichkeiten einer Gesellschaft im Umbruch. Er nimmt eine Welt aufs Korn, in der neben dem eigenen "Ich" allenfalls noch das virtuell erzeugte Selbstbild zählt, die eigenhändig gestickte Fakenews. Der allgegenwärtige Egoismus sei nicht nur im Weißen Haus, der amerikanischen Machtzentrale, auf dem Vormarsch. Die Gesellschaft überschwemme die Welt mit Selfies, ihre Mitglieder überhöhen die eigene Person, die gleichzeitig immer öfter durch eine perfekt inszenierte Idealkopie im Internet ersetzt wird.

Die Mitglieder der Gesellschaft seien zu einer rasant durch das Leben hetzenden Karikatur einstiger Ideale verkommen. Zu gnadenlosen Egoisten, die zu allem Überfluss auch noch von der guten, alten Zeit träumen, dabei aber viel zu oft die Ära der braunen Schergen des Nationalsozialismus heraufbeschwört. Ihre Nachfolger säßen im Bundestag, träumten davon, die alte Heimat zurückzuholen, hetzten gegen alles Fremde.

Die Welt gerät aber laut Masuth auch an anderen Stellen aus den Fugen. Das Kapital regiere die Welt, es werde vom ewigen Leben geträumt, aber man wisse nicht einmal, wie ein würdiges Auskommen für das Alter generiert werden soll oder wie man die hausgemachte Klimakatastrophe in den Griff bekommt.

Masuth gelingt es, dies alles mit einer gewissen Leichtigkeit rüberzubringen. Die überkochende Galle schmeckt bei ihm nicht einmal bitter, obwohl das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt. Die eingestreuten Klavierakkorde nehmen seinem durch und durch politischen Programm die Schärfe, bedienen ganz nebenbei noch die Gier der Gema. Damit dabei alles korrekt zugeht, wird einer der Zuhörer in der ersten Reihe des gut besuchten Stiftsschaffneikellers vorsichtshalber mit der Buchführung beauftragt.