Damit im Alter nicht nur ein paar Groschen übrig bleiben, sollte man sich mit seiner späteren Rente früh befassen, raten Experten wie Harry Herzog. Acht solche Versichertenberater gibt es im Ortenaukreis. Foto: Kästle

Harry Herzog hilft in seiner Freizeit anderen Bürgern bei Fragen zur Rente.

Lahr - Wer im Berufsleben steht, sollte frühzeitig an die Rente denken und Tipps von Profis beherzigen. Das bringt mitunter im Ruhestand lebenslang bares Geld, weiß der Lahrer Versichertenberater Harry Herzog. Er hat schon allerhand Kurioses erlebt.

Sich mit der späteren Rentenzeit zu befassen macht so viel Spaß wie die Steuererklärung oder die Nebenkostenabrechnung für Mieter. Also keinen. "Doch man sollte sich überwinden und rechtzeitig um die eigenen Rentenansprüche kümmern. Da geht es um viel Geld, das man nicht dem Staat schenken sollte", rät Harry Herzog (65) aus Lahr.

Seit 20 Jahren ist er ehrenamtlicher Versichertenberater der Rentenversicherung und im Einsatz in Lahr, Kippenheim und in den Riedgemeinden. Im Berufsleben war der Rentner einst bei der DAK. Herzog ist einer von acht Experten im Ortenaukreis, die in ihrer Freizeit anderen Bürgern kostenlos in Rentenfragen weiterhelfen. Wir haben uns mit dem Burgheimer getroffen und für die Leserinnen und Leser der Lahrer Zeitung Tipps und Ratschläge zusammengetragen.

Wann sollte man an die Rente denken?

Nicht zu spät, empfiehlt Harry Herzog. Schon mit den Ausbildungszeiten gehe es los, also zum Berufseinstieg, wenn kaum ein junger Mensch an die Rente in späteren Jahrzehnten denkt.

Was ist für Azubis in Sachen Rente wichtig?

"Ausbildungszeiten werden bei der Rente am Ende höher bewertet, die sollte man sich deshalb explizit bestätigen lassen, etwa mit einem Ausbildungszeugnis. Nur eine Bescheinigung, dass man in dieser Zeit irgendwo angestellt war, genügt für die Rentenberechnung nicht."

Was sind die größten Fehler, die man bei der Rente machen kann?

"Ganz klar: Unvollständige Unterlagen!", weiß Herzog. "Wenn Bescheinigungen fehlen, dass man gearbeitet hat, gibt es Lücken im beruflichen Lebenslauf. Die lassen sich später, nach Jahren, manchmal nicht so einfach wieder ausbügeln. Etwa, wenn es die betreffende Firma dann gar nicht mehr gibt, weil sie pleite ging." Herzogs Tipp: Ordner anlegen, alles sauber abheften, nachprüfen, ob man alle Nachweise lückenlos beisammen hat. Auch für Bundeswehr- oder Zivildienstzeit, zum Beispiel.

Reicht das nicht, wenn man alles einfach mal in eine Kiste wirft, für später?

"Ha!" Da lacht Herzog. "Ich hatte mal einen Beratungsfall, da hat ein Mann einfach alles in Schachteln gesteckt, am Ende kam er mit zwei vollen Koffern zu mir. Briefe waren teils noch ungeöffnet. Ein schreckliches Durcheinander. Da kann ich dann leider auch nicht helfen und die Rentenberater in den Kommunen und Rentenzentren auch kaum."

Die Rente kommt automatisch, oder?

Wieder schmunzelt Herzog. "Ja, das denken manche. Stimmt aber nicht. Man muss die Rente beantragen." Das mache aber nicht jeder. Er erinnert sich an einen Fall, als ein Lahrer auf ihn zukam und sich beschwerte, keine Rente zu bekommen, wo er doch schon altersmäßig einen Rentenanspruch habe. "Automatisch kommt gar nichts."

Wann muss ich mich um den Rentenantrag kümmern?

Wenn die Unterlagen sortiert und zwischenzeitlich auch mal von der Rentenstelle geprüft worden sind, sollte man drei, vier Monate vor dem geplanten Renteneintritt bei der Rentenversicherung anklopfen, rät Herzog.

Und wenn nicht alles klar ist?

"Dann gerne ein halbes Jahr vorher." Gerade bei Arbeitnehmern, die teils im Ausland gearbeitet haben, sei die Rentenberechnung oft mühsam und zeitraubend. "Lieber nicht zu spät reagieren", empfiehlt der Experte.

Wenn ich 45 Jahre gearbeitet habe, bekomme ich garantiert Rente, richtig?

Nein, nicht unbedingt, weiß Herzog. "Man muss zu den 45 Jahren auch die entsprechende Altersgrenze erreicht haben. Wer sehr früh eine Ausbildung begonnen hat, der ist nach 45 Jahren mitunter noch nicht alt genug für die Rente. Da gab es schon großes Erstaunen und viel Unmut in Beratungsgesprächen", berichtet Herzog.

Ehrenamtliche Versichertenberater für die Deutsche Rentenversicherung kümmern sich kostenlos als "Pfadfinder im Rentendschungel" um Anliegen der Versicherten, nehmen Anträge auf und lassen beim Rentenversicherungsträger den Rentenanspruch berechnen. Harry Herzog macht pro Jahr rund 100 solche Beratungen. Diese laufen derzeit vor allem telefonisch. Zu erreichen ist er per Mail unter der Adresse harry.f.herzog@web.de und per Telefon unter 07821 – 90 89 438.