Die elf neuen Berufs-Quereinsteigerinnen freuen sich darüber, ihre Ausbildung zur Erzieherin machen zu können. Foto: Lübke

Stadt beteiligt sich an neuem Programm für Erzieher / Projekt soll ausgebaut werden

Lahr - Sie kommen aus dem Verkauf oder der Medizintechnik: Nun werden elf Frauen in Lahr Erzieherinnen. Die Stadt Lahr fördert zusammen mit der Agentur für Arbeit ihren Quereinstieg in den Beruf.

Die Stadt wächst. Es gibt mehr Kinder – und es braucht mehr Erzieher. Diesen Fakt betonte der Erste Bürgermeister Guido Schöneboom am Dienstag im Bürgerzentrum und ergänzte: "Die Frage ist, wo wir die Kinder unterbringen. Wir müssen kreativ sein, um Menschen, die wir brauchen, beruflich neue Perspektiven zu bieten".

Vorgestellt wurde eine Lösung für diesen Fachkräftemangel: Die Stadt hat zusammen mit der Agentur für Arbeit ein Quereinsteiger-Programm gestartet. Elf Frauen mit ganz unterschiedlichen beruflichen Hintergrund machen seit dem 1. September ihre Ausbildung zur Erzieherin.

68000 Menschen hören mit der Arbeit auf

Die Idee zu dem Projekt entstand im Amt für Soziales, Schulen und Sport. Amtsleiterin Senja Töpfer betonte, wie wichtig ihr das Programm persönlich ist: "Heute ist wirklich ein ganz besonderer Tag. Ich bin gerührt. Sie zeigen, dass das Projekt geklappt hat", sagte Töpfer, an die elf angehenden Erzieherinnen gewandt.

Horst Sarbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg, gab einen Einblick, wie sehr sich der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren verschärfen wird, und betonte damit die Relevanz des Quereinsteiger-Projekts. "68 000 Menschen verlassen den Arbeitsmarkt in den kommenden 15 Jahren. Dreiviertel dieser Menschen sind hoch qualifiziert. Diese Lücke schließen wir nicht nur über den schulischen Weg", so Sarbacher.

Von der Verkäuferin zur Erzieherin

Da die angehenden Erzieherinnen, die schon einen gewissen beruflichen Weg hinter sich haben, nicht mit einer Ausbildungsvergütung abgegolten werden sollten, beteilige sich die Agentur für Arbeit auch finanziell an dem Quereinsteiger-Projekt. Zudem soll die Stadt Lahr nicht der einzige Partner bleiben. "Wir werden gezielt auch andere Träger wie etwa die Kirchen ansprechen. Das Quereinsteiger-Programm kann ein Vorbild für den ganzen Ortenaukreis sein", sagte Sarbacher.

Erst verkaufen, jetzt erziehen

Auch die angehenden Erzieherinnen bekamen im Bürgerzentrum die Gelegenheit, von ihren Motiven für den Quereinstieg zu berichten. Die bisherige Berufslaufbahn der Frauen hatte nicht in allen Fällen etwas mit Kindern zu tun. So arbeitete etwa Klaudie Vaclavova zuvor 16 Jahre im Einzelhandel, Anno Masson war Prozessmanagerin in der Medizintechnik, auch Ilona Michel ist ausgebildete Verkäuferin. Ebenfalls den Schritt zum Quereinstieg im ersten Jahrgang des Projekts wagen Ines Feudel, Renita Hald-Stukert, Natalie Reschetnik, Judith Schmidt, Rojin Aka, Natalie Farzanehfar, Monika Lawson-Somadje und Judith Vazquez.

Über ihre ersten Tage in der neuen Ausbildung zeigte Judith Schmidt im Bürgerzentrum Bilder und Impressionen. Zu sehen waren Bastelaktionen mit den Kindern, Seminare der Erzieherinnen und schließlich die "Einschulung" der Quereinsteiger. Schmidt führt das Tagebuch weiter. Auf der Facebook-Seite der Stadt Lahr sollen zukünftig Eindrücke der Quereinsteiger zu sehen sein.