Kakadu "Dudu", der gerne Frank Sinatra hört, hat sich mit Sabine Murza auf der Bühne angelegt. Foto: Baublies

Kabarett: "Murzarella" alias Sabine Murza tritt im Stiffsschaffneikeller auf / Mischung aus Musik und Comedy

Lahr - Mit "Bauchgesängen und anderen Peinlichkeiten" hat "Murzarella" ihr Publikum im Stiftsschaffneikeller überzeugt. Am Samstag verfolgten knapp 80 Besucher, wie sich "Dudu", "Kalle" und "Fräulein Adelheid" mit der Kabarettistin anlegten.

Auftakt mit Gesangseinlage 

Sabine Murza, die – entgegen den Behauptungen ihrer Figur "Kalle" – wohl nicht im Jahre 1958 eingeschult wurde, hat eine klassische Gesangsausbildung absolviert. Daher machte sie den Auftakt im Stiftsschaffneikeller mit den Titel "There’s no Business like Showbusiness".

Sie kam bis zum Ende der ersten Strophe, als aus einer Kiste auf der Bühne ein lautes Klagen kam. "Lass mich hier raus" und "Bitte". Das letztere hätte auch den letzten Stein des Gewölbes irgendwann erweicht, daher kam die Sängerin dem Flehen nach. Kakadu "Dudu" hatte seinen ersten Auftritt. Da sich der schräge Vogel als Reinkarnation Frank Sinatras versteht, kam es schnell zu verbalen Konflikten.

Kakadu als Schreihals auf der Bühne

Murza hat zweifellos Talent als ausgebildete Sängerin mit einem kräftigen Alt. Was sie aber mit ihren Figuren auf der Bühne fabriziert, ist außergewöhnlich. Der Kakadu ist ein Schreihals und erklärt der Sängerin kurzerhand: "Ich bin ein Vogel", daher könne er den letztgenannten auch nicht haben. Da "Dudu" neben "Frankieboy" auch Helene Fischer verehrt, war der Schlager-Hit "Atemlos" im SSK unvermeidlich.

"Fräulein Adelheid", eine weitere Puppe, hat ihre besten Jahre wohl hinter sich. Was an Corona und ihrer Vorliebe für Schwarzwälder Kirschtorte und Likörchen liegen mag. Das Murzarella gut Bauchreden kann, hat sie mit "Kalle" und "Dudu" schnell klargestellt. Das "Fräulein Adelheid" dann aber – wohlgemerkt ohne jede erkennbare Mimik der Sängerin Sabine Murza – die Arie der "Königin der Nacht" aus Mozarts "Zauberflöte" zum Besten gab, sorgte bei den Zuschauern erst für Verblüffung und dann für sehr viel verdienten Applaus.

Kalle liebt Schwermetall und Lieder von "AC/DC"

"Kalle" ist eine waschechte Kanalratte aus Wanne-Eickel und hofft – übrigens seit dem letzten Erfolg 1958, dass Schalke 04 irgendwann mal wieder Deutscher Meister wird. Die Figur heißt korrekt Karl-Heinz Koslowski, weshalb der Kosename "Kalle" die Kanalratte wohl doch besser ist. "Kalle" ist, was man niederdeutsch einen "Proll" nennt.

Er liebt "Schwermetall" und seine Interpretation von "Highway to Hell" mischte den SSK das erste Mal richtig auf. Da hatte dann sogar die Königin der Nacht das Nachsehen. War das ein Kunststück? Das Original von "AC/DC" aus dem Jahr 1979 mit der Stimme von Bon Scott besticht sicher nicht durch gesangliche Qualitäten. Das Timbre der Kanalratte im Keller der Stiftsschaffnei übertraf das Original um Längen.

Applaus für Appell zu Theaterbesuchen 

Der Auftritt der Sängerin Sabine Murza als Komödiantin "Murzarella" mit den Handpuppen, denen sie mit ihrer versteckten Stimme und einer grandiosen Mimik Leben verlieh, war das Ende einer längeren Durststrecke nicht nur im Stiftsschaffneikeller. Am Ende bat die Künstlerin, dass man doch auch viele andere Theater besuchen sollte. Dafür bekam sie den meisten Applaus.

Aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln dürfen derzeit in einer Vorstellung maximal 40 Besucher in den Stiftsschaffneikeller. Das Team des Kulturkreises reinigt alles, was angefasst wird für jede weitere Vorstellung. Derzeit gilt eine Einbahnregelung: Der Ausgang führt über die Bühne direkt auf den Urteilsplatz.