Die Gruppe "Deutsche Kurden" sorgten bei der Ausstellung mit Ronya Shamsani (am Mikrofon) und ihrem Bruder Farhat (links) für die Musik. Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Ausstellung: "Un-Bekannte" geben im Stadtmuseum Einblicke in ihr Leben

Sind Flüchtlinge in Lahr unbekannte Mitbürger oder – einfacher erklärt – "Neu-Lahrer"? Die Ausstellung "Un-Bekannte Mitbürger – Leben und Alltag von Geflüchteten in Lahr" im Stadtmuseum gibt Auskunft.

Lahr. Die Vernissage eröffneten Sonya Shamsani, die sich im Freundeskreis Flüchtlinge engagiert, Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller und die Gruppe "Deutsche Kurden".

Einladender Raum trotz schwierigem Thema

Der Freundeskreis hat die Ausstellung initiiert und zusammen mit der Museumspädagogik umgesetzt. Ein Zaun zerteilt den hellen Raum, der den Wechselausstellungen vorbehalten ist. Insgesamt sind die Zahl der Objekte sowie Texte samt Grafiken und Bildern gut angeordnet. Der gesamte Raum wirkt dabei – trotz des nicht einfachen Themas – einladend, hell und offen. Eine Ausnahme ist ein Container, der zeigt wie Flüchtlinge, nicht immer, aber doch oft genug, unterkommen.

"Wir wollen Sie für Menschen interessieren, die es auf der Flucht hierher verschlagen hat." Mit diesem Satz sagte Shamsani sehr viel über das Engagement des Freundeskreises aus, der weit mehr leistet, als die gute Idee und Umsetzung eines musealen Projekts anzuregen.

Die Offenheit für etwas Neues sei eine wichtige Voraussetzung für den Umgang anderen gegenüber. Alles zusammen sei dann ein gutes Zusammenleben. Mit der Ausstellung sollten Vorurteile abgeschafft und ein anderer Blickwinkel gezeigt werden. Abschließend hatte Shamsani einen Vorschlag an die Gäste. "Sie können die neuen Mitbürger, die als Flüchtlinge gekommen sind, hier kennenlernen."

Der Lörracher SPD-Landtagsabgeordnete und Justizminister von 2011 bis 2016, Rainer Stickelberger, war ebenfalls zu Gast in Lahr. Ein Syrer entschuldigte sich bei dem Besucher damals ausdrücklich wegen der Ereignisse der Silvesternacht 2015 in Köln.

OB Müller wünschte sich bei der Eröffnung der Ausstellung im Lahrer Museum, dass Wege gefunden werden "wie wir miteinander umgehen". Im Rückblick auf die Situation 2015 und 2016 in Lahr, als viele Geflüchteten zuerst in mehreren Sporthallen in der Stadt unterkommen mussten, sprach er von "Belastungen für alle".

Entscheidend ist der Umgang untereinander

Zum Thema der Ausstellung stellte Müller eine rhetorische Frage: "Kennen wir uns gut genug?" Gemeint waren Lahrer, die am Kanadaring in Dinglingen, in der Schornsiedlung in Kippennheimweiler in Reichenbach oder am Schutterlindenberg zu Hause sind. Eine Antwort gab Müller ebenfalls dazu. Auch "Alt-Lahrer" würden sich nicht gut genug kennen. Und: "Entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen, ohne uns zu kennen".

Neben Texten, die Schicksale von Neu-Lahrern darstellen, gibt es in der Ausstellung einfache Erklärungen und Demonstrationen, was am Zusammenleben nicht so ganz einfach ist.

Arabisch wird beispielsweise von rechts nach links und ohne Vokale geschrieben. Wie das auf Deutsch aussehen würde, können die Besucher in der Tonofenfabrik erleben. Wer hören will, kann sich daran versuchen, die Sprachen Kurdisch, einen Franko-Afrikanischen Dialekt und Pidgin-English zu unterscheiden.

Die Gruppe "Deutsche Kurden" zusammen mit Ronya Shamsani und ihrem Bruder Farhat haben die Vernissage musikalisch umrahmt. Die "Deutschen Kurden" sind Mesud Omar, Nirov Mohammad und Kamal Ismail. Als Sänger wirkte Yaya Singhateh aus Gambia mit.

Die Ausstellung über "Un-Bekannte Mitbürger – Leben und Alltag von Geflüchteten in Lahr" ist bis einschließlich 10. November im zweiten Obergeschoss des Museums in der Tonofenfabrik zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Eine lange Museumsnacht gibt es am Freitag, 25. Oktober. Da hat das Museum bis 22 Uhr geöffnet.