Aufführungen und viele Informationen beim Tag der Inklusion auf der Landesgartenschau
Lahr - Der Tag der Inklusion hat viele Besucher angezogen. Neben Darbietungen auf der großen Bühne gab es rund herum auch viel zu dem Thema zu erfahren. Allerdings wirkten die Ränge der Seebühne mit knapp 1000 Sitzen etwas überdimensioniert.
Die inklusive Tanzgruppe "Szene 2wei" mit Sitz im Zeit-Areal hat mit neun Tänzern sowie einem Musiker das Stück "#Atme" inszeniert. Hier zeigte sich, dass Inklusion funktioniert. Die Profis waren durchaus avantgardistisch. Einer der Tänzer entpuppte sich in Zeitlupe aus einer überdimensionierten Plastikplane erst zu einer Figur, die an den Gekreuzigten erinnerte. Mithilfe anderer wurde aus der Figur allmählich ein Mensch. Die Plane pulsierte oder um den Titel zu verwenden, sie atmete. Die Gruppe setzte in ihrer Vorstellung Torso und Glieder einer Schaufensterpuppe zu sphärischen Klängen eines Synthesizers und dem Gekreische einer E-Gitarre zusammen. Mit der Puppe entwickelte die Gruppe ein Spiel mit der eigenen Identität. Die Frage, wer ist Puppe, wer Mensch, zeigte ein Trio, indem – deutlich erkennbar – zwei Schauspielerinnen in die Maske von Gliederpuppen schlüpften. Hier war Inklusion, drei der Darsteller haben Handicaps, eine sehr hohe Kunst. Schade: Bei der Aufführung am Morgen waren es vielleicht 150 Zuschauer.
"Das Sonderling" ist ein Theaterstück, das Mitglieder der Lebenshilfe Lahr gemeinsam mit den "Profis" der Freilichtspiele Seelbach entwickelt haben. Regisseur Johannes Christopher Maier legt Wert auf die Feststellung, dass "Das Sonderling" von dem Ensemble gemeinsam entwickelt wurde. Zwei Drittel des Stücks werde gemobbt. Es sei eben nicht alles schön und gut. Erst im letzten Drittel entwickele sich aus dem Vorurteilen die Inklusion zu einem guten Ende. Die Intention, das Publikum zum Nachdenken anzuregen, dürfte gelungen sein.
Die Guggemusik "Lavvida" der Lahrer Werkstätten waren laut, fröhlich und, was bei dieser Musik oft verkannt wird, sehr präzise. Das Lied der "Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf" (besser bekannt als Pippi Langstrumpf) ist da ein Muss. Der Satz "Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt" ist sehr passend gewesen. Genauso der Hit "Live is Life" von "Opus".
Neben diesen und anderen Vorstellungen auf der Bühne waren ab dem Mittag auch die Stände der vielen und sehr verschieden Angebote für Inklusion in Lahr und der Region gut besucht. Heike Dorow, die bei der Stadtverwaltung die Koordinatorin mit dem "Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderung" ist, war am Nachmittag vom Erfolg des Tags der Integration überzeugt. Es habe hier den ganzen Tag über "viele und immer strahlende Gesichter" gegeben. Im Kleinen zeigte sich das bei einem Stand der Lahrer Werkstätten. Dort konnte, wer wollte, weitere Holzblumen kreieren, die es in der gesamten Stadt und der Region und beim Haus am See bereits gibt. Alle, die da mitgemacht haben, hatten sichtlich Spaß.
Info: Aus Integration wird Inklusion
Tanja Mühlhaus hat zusammen mit Stefanie Kremling-Deinert den Tag der Inklusion am Samstag auf der Gartenschau moderiert. Sie erklärte die Bedeutung der Inklusion aus der Geschichte. Aus der Exklusion, der Trennung mittels Heimen und Sonderschulen, wurde Integration. Das bezeichnet einen Übergang im Wortsinne. Integration heißt, durch Initiative, eine Gruppe in eine andere einzugliedern. Aus diesem Übergang ist heute die Inklusion geworden. "Jeder Mensch ist einzigartig." Jeder gehöre dazu und jeder kann überall mitmachen: in der Erziehung, Arbeiten, Wohnen und in der Freizeit.