Lahrer Maschinenbau-Firma stellt 25 Mitarbeiter sofort frei / Sonderfertigung wird geschlossen
Lahr - Die Lahrer Maschinenbau-Firma Kohler hat 25 Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung freigestellt. Weitere acht Stellen werden 2020 nicht nachbesetzt. Grund ist die Schließung der Sonderfertigung, erklärte das Unternehmen gegenüber der LZ.
Die wichtigste Botschaft, die Hans-Peter Laubscher, Geschäftsführer Vertrieb, am Donnerstag im Gespräch mit der LZ aussandte: "Nein, Kohler in Lahr wackelt nicht." Man schaue trotz Corona "optimistisch in die Zukunft". Allerdings habe die Krise "Verbesserungspotenzial aufgezeigt".
Entscheidung alles andere als leicht
Das Sorgenkind des Unternehmens: der Sondermaschinenbau, also die Anfertigung nach speziellem Kundenwunsch, die auf die Stückzahl eins ausgerichtet ist und deshalb keine Nachfolgeaufträge mit sich bringt. Diese sei "nicht mehr lukrativ", sagt Laubscher.
"Wir haben festgestellt, dass wir sehr erfolgreich sind, wenn wir in großen Mengen produzieren." Darauf wolle sich Kohler künftig konzentrieren. Mit dem Sondermaschinenbau wird die zerspanende Fertigung geschlossen.
Personell bedeutet das: 25 Mitarbeiter werden entlassen, weitere acht Angestellte gehen kommendes Jahr ohne Nachfolger in den Ruhestand. Damit werden bei der Maschinenbaufirma, die vor sechs Jahren von Oberweier auf das Lahrer Flugplatz-Gelände gezogen ist, 33 Stellen abgebaut. Kohler hat aktuell 145 Mitarbeiter, künftig ist es also ein gutes Fünftel weniger.
Man habe sich "die Entscheidung alles andere als leicht gemacht", sagt Laubscher. Doch habe der Blick auf die Zahlen keine Alternative gelassen. "Wir nehmen uns für jeden betroffenen Mitarbeiter so viel Zeit, wie es braucht, und sitzen momentan fast täglich mit dem Betriebsrat zusammen, um gute individuelle Lösungen zu finden", berichtet der Geschäftsführer, der vor fünf Jahren zu Kohler kam.
Je nach Betriebszugehörigkeit wird den Betroffenen bis zu sechs Monate weiter volles Gehalt und anschließend eine Abfindung gezahlt. So sieht es der Sozialplan vor. Nach LZ-Informationen befinden sich unter den Anfang der Woche freigestellten Mitarbeitern nicht wenige, die dem Unternehmen seit Jahrzehnten treu sind. Auch wenn sie vor Ablauf der Kündigungsfrist einen Job finden, soll ein Teil der Gelder weiterfließen.
Das vergangene Jahr hatte Laubscher bei der Vorstellung der Unternehmensbilanz im Mai als "ein starkes" bezeichnet. Kohler freute sich zum dritten Mal in Folge über zweistellige Wachstumswerte. 33 Millionen Euro bedeuteten ein Umsatzplus von zehn Prozent im Vergleich zu 2018. Im Bereich Metals innerhalb der Wintersteiger-Gruppe, zu der das Unternehmen gehört (siehe Info), schloss das Geschäftsjahr 2019 mit neuen Höchstwerten ab, hieß es.
Kurzarbeit nur noch "auf niedrigem Niveau"
Davon kann 2020 angesichts der wirtschaftlichen Folgen durch Corona freilich keine Rede sein, wie Laubscher erklärt: "Das erste halbe Jahr war wirklich schlimm, das war, als hätte jemand das Licht ausgeschaltet." Zwar zeige die Kurve seit Juli wieder nach oben, mit Zahlen "teilweise über Vorjahresniveau", doch werde am Ende ein Minus stehen. Wie hoch das Defizit ausfällt, vermag der Geschäftsführer noch nicht zu sagen.
Bis in den März hinein hatten die noch gut gefüllten Auftragsbücher für eine ordentliche Auslastung in Fertigung und Montage bei Kohler gesorgt. Auf den folgenden pandemiebedingten Einbruch reagierte das Unternehmen zunächst mit dem Abbau von Resturlaub und Zeitkonten, bevor man, wie viele andere Unternehmen, Mitarbeiter nach Hause schicken musste. "Im Mittel lagen wir bei etwa 25 Prozent Kurzarbeit, je nach Sektor", sagt Laubscher. Aktuell gehe es bergauf. Man fahre Kurzarbeit nur noch "auf niedrigem Niveau".
Das ist Kohler
Die Produkte: Die Firma Kohler baut Maschinen zur Metallbearbeitung, vor allem Bandrichtanlagen und Teilerichtmaschinen. Mit diesen lassen sich hochpräzise Bleche für diverse Anwendungen herstellen, etwa für die Autoindustrie.
Von Kohler-Maschinen gefertigte Teile finden sich nach Firmenangaben in fast allen bekannten Automarken, wie Daimler Benz, BMW oder Porsche. In der knapp 60-jährigen Firmengeschichte wurden mehr als 6700 Maschinen gebaut.
Die Geschichte: Das Unternehmen wurde 1963 in Oberweier von Waltraud und Franz Kohler gegründet. 2011 übernahm die im oberösterreichischen Ried ansässige Wintersteiger AG 86 Prozent der Geschäftsanteile. 2014 ging die Firma dann komplett an die Österreicher.
Das Werk: Ebenfalls 2014 folgte der Umzug nach Lahr. Das Werk auf dem Flugplatz-Gelände erstreckt sich über 29 000 Quadratmeter, 9500 Quadratmeter sind der Produktion vorbehalten. Das Grundstück hat eine Gesamtfläche von 50 000 Quadratmetern.
Die Standorte: Neben dem Hauptsitz in Lahr hat das Unternehmen weitere Standorte für Vertrieb und Service in Shanghai, China, Moskau, Russland und Salt Lake City, USA, mit insgesamt zwölf Mitarbeitern.