Corona: Heranwachsende ziehen in Gruppen durch Stadt / Polizei: "Achten darauf"
Lahr - Es ist ein alltägliches Bild, das für Kopfschütteln sorgt: Kinder und Jugendliche streifen scheinbar unbehelligt durch Lahr – in Gruppen, ohne Abstand und Maske. Die Polizei nimmt die Sache ernst, die Stadt verweist auf allgemeine Kontrollen.
Zahlreiche Kommentare in den sozialen Medien
"Heute habe ich wieder welche gesehen, für sie scheint es keine Pandemie zu geben", "Ist Lahr coronafrei? Man könnte es meinen, wenn man das Treiben so beobachtet", "Die Eltern sollten da mal durchgreifen". Kommentare wie diese finden sich derzeit zuhauf in den sozialen Medien. Gemeint sind Kinder- und Jugendgruppen, die nahezu täglich bei Einbruch der Dunkelheit in der Lahrer Fußgängerzone unterwegs sind. Sie quatschen, albern herum, schubsen sich gegenseitig – was man in dem Alter eben so macht.
Das Problem: Die bekannten Regeln, die eingeführt wurden, um das Infektionsgeschehen einzudämmen, scheinen sie nicht zu interessieren. Sie halten keinen Abstand, tragen Maske, wenn dann unterm Kinn, und sind in großer Zahl unterwegs. Unsere Redaktion hat dieser Tage mehrfach am Abend gut 20 Halbwüchsige, vor allem Jungen, im Bereich Marktstraße und Rathausplatz gezählt. Die jüngsten etwa acht, die älteren um die 16 Jahre alt.
Polizei will sich um die Regelverstöße kümmern
Was sich viele Kommentatoren im Internet fragen: Warum schreitet da niemand ein? Die LZ hat beim stellvertretenden Lahrer Revierleiter Joachim Ohnemus nachgehakt. Der versichert: "Es ist aktuell eines unserer Hauptthemen, auf die Einhaltung der Corona-Verordnung zu achten." Allerdings: "So wie das Phänomen jetzt geschildert wurde, wurde es bislang noch nicht an uns herangetragen und haben wir es selbst auch noch nicht wahrgenommen." Für Letzteres hat Ohnemus eine denkbar einfache Erklärung: "Die Kinder und Jugendlichen wissen, dass das, was sie tun, verboten ist, und nehmen deshalb sofort Reißaus, wenn sie die Polizei sehen."
Der Lahrer Vize-Revierleiter berichtet, dass man "zurzeit Probleme mit mehreren 13- bis 14 Jährigen" habe, die durch "viel Aggressivität, Sachbeschädigungen, Diebstähle und Körperverletzungen auffallen". Die Heranwachsenden seien der Polizei teilweise namentlich bekannt, es liefen mehrere Ermittlungsverfahren. Ob sie indes Teil der umherstreifenden Gruppen sind, vermag Ohnemus nicht zu sagen.
Auch die Eltern sollen zur Verantwortung gezogen werden
Uniformierte schauen "regelmäßig mit dem Streifenwagen und auch zu Fuß" in der Stadt nach dem Rechten, erklärt der Polizist. "Wir werden da künftig verstärkt auf das junge Klientel achten." Ohnemus sichert zu: "Wir nehmen das Thema ernst und werden klar machen, dass das so nicht geht, auch den Eltern gegenüber." Um den Corona-Regelbrechern habhaft zu werden, setzen die Ordnungshüter auf die Mithilfe der Bevölkerung: "Wir sind froh um jeden Tipp."
Die Verwaltung müsste vom Rathaus aus eigentlich einen guten Blick auf das Treiben der Jugendlichen und Kinder haben. Tatsächlich kontrolliere der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) bei seinen Streifen das Versammlungsverbot und überprüfe auch die Ausgangsbeschränkungen, "im Rahmen seiner Möglichkeiten", teilt die Verwaltung mit, ohne konkret auf das Problem der Jugendgruppen einzugehen.
Keine genauen Zahlen aus dem Rathaus
Es seien einige Verstöße festgestellt worden, heißt es aus dem Rathaus, genaue Zahlen könne man nicht nennen. Zumal nicht alle Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen zur Anzeige gebracht würden: Manchmal würde der KOD es bei einer mündlichen Verwarnung belassen.
Das sagt die Polizei: Man habe "ständig ein Auge auf die Einhaltung" der Corona-Bestimmungen, sagt Sprecher Yannik Hilger. Allein am vergangenen Wochenende (18. bis 20. Dezember) seien im Offenburger Präsidiumsbezirk rund 380 Fahrzeuge und 1000 Personen kontrolliert worden.
Dabei notierten die Beamten 370 Verstöße, wovon wiederum 60 zur Anzeige gebracht worden seien. Im Detail wurde 190 Mal die Maskenpflicht nicht eingehalten, 99 Mal waren Menschen "ohne triftigen Grund" im öffentlichen Raum unterwegs.
Das steht im Bußgeldkatalog: Wer sich nicht an die Ausgangsbeschränkungen hält, muss zwischen 50 und 500 Euro berappen, wobei der Regelsatz bei 75 Euro liegt, so Hilger. "Die Strafe kann auch höher ausfallen, etwa bei wiederholten oder bewussten Verstößen."
Auch im Raum Lahr habe die Polizei bereits Bußgelder im Zusammenhang mit den Ausgangsbeschränkungen verhängt, berichtet der stellvertretende Revierleiter Ohnemus: "Der absolute Großteil hält sich an die Regeln und ist kooperativ." So hätten Menschen, die nachts arbeiten müssen, oft eine schriftliche Bestätigung des Arbeitgebers dabei.