Konzert: David Helbocks "Random/Control" begeistert rund 70 Zuhörer
Lahr. Pianist David Helbock und seine Gruppe "Random/Control" haben in Lahr ganz groß aufgetrumpft. Lieblingsstücke großer Jazzpianisten wurden mit mehr als zwei Dutzend Instrumenten in einen ganz eigenen Klangkosmos überführt. Rund 70 Zuhörer im Stiftsschaffneikeller erlebten ein Konzert voller Feinheiten und Überraschungen.
Feinsinnige Klavierakkorde flimmern durch den überraschend gut besuchten Stiffsschaffneikeller, die Beat-Box verwandelt Vokallaute in wummernde Rhythmen, dann schlagen Tuba und Trompete, Tenor- und Sopransaxofon gleichzeitig auf, obwohl nur drei Musiker auf der Bühne stehen. "Random/Control" tritt beim Konzert im Rahmen der Reihe "Jazz im Keller" mit mehr als zwei Dutzend Instrumenten und Klangkörpern an. Das wuchtige Alphorn zählt dabei ebenso dazu wie der Gong auf dem Schoß von Pianist David Helbock, das Tambourin und die Schellen, die sich Blechbläser Johannes Bär an das Bein gebunden hat. Andreas Broger wechselt von Saxofon oder Klarinette zur Blockflöte, spielt wie Johannes Bär oft auf zwei Instrumenten gleichzeitig. Das Trio, das erst vor wenigen Wochen bei der "Jazzpassage" in Offenburg für Furore gesorgt hat, legt in Lahr noch einmal spürbar nach. Das Konzert ist gut eine halbe Stunde länger, die faszinierend angelegte Klangreise schlägt zusätzliche Kapitel auf.
Helbocks "Random/Control" überrascht immer wieder neu, obwohl die drei Musiker "nur" ihre Lieblingsstücke großer Jazzpianisten auspacken. Chick Corea, Carla Bley und Keith Jarrett kommen zu Wort, Joe Zawinul und Duke Ellington. Unter dem Strich schlagen die Interpretationen der drei Österreicher dabei aber immer auch ein neues Blatt auf. Die Songs werden verfremdet und erweitert, in einer außergewöhnlichen Instrumentierung wunderbar erfrischend aufbereitet. Der Auftritt fasziniert, weil die drei Musiker immer wieder Neues wagen, in der Reduktion nach der Essenz des Themas forschen, es dann aber auch aus dem Handgelenk heraus mit viel Schwung verdichten. Es wird locker gegroovt, die Beat-Box peitscht den Song vorwärts. Dann versinkt das Trio wieder in einer sphärischen, fast elegischen Aura, wartet mit einer ungemein feinsinnigen Klangrede auf, in der jeder Ton einzeln trägt.
Die Jazzreihe des Kulturkreises startet mit einem dicken Ausrufezeichen in das neue Jahr, einem Konzert, das die Messlatte für die Reihe auf einer neuen Ebene neu justiert.