Sie kommt, die neue Kreisstraße in der südlichen Ortenau. Von den vielen Trassen-Ideen wurde nun zunächst die rote Linie ausgewählt, von Mahlberg an Kippenheim vorbei bis Sulzer Kreuz. Weiter geht es Richtung Lahr. Da ist aber die genaue Trasse (gelbe Linien) noch offen, das soll jetzt Lahr entscheiden. Quelle: Unbekannt

Verkehr: Ausschuss stimmt für Stufenmodell / Kippenheim reagiert erleichtert

Lahr/Kippenheim - Grünes Licht für die neue Kreisstraße zwischen Ringsheim und Lahr: Im Kreistag gab es am Dienstag klare Zustimmung für eine neue Trasse, die seit Jahrzehnten gefordert wurde. Sie soll als Kompromiss in zwei Abschnitten gebaut werden.

Grüne und Linke stimmen gegen das Vorhaben 

Die verkehrsgeplagten Bürger von Kippenheim können aufatmen. Sie bekommen in einigen Jahren eine Umfahrung für ihr Dorf. Der Kreistagsausschuss für Verkehr entschied das mit 16:5 Stimmen. Gegen das Vorhaben stimmten die Grünen und die Linke. Jetzt muss der Kreistag dies noch endgültig abnicken, was aber Formsache sein dürfte. Zwischen 50 uns 60 Millionen Euro wird das Gesamtprojekt kosten.

Landrat Frank Scherer mahnte bei der Sitzung in Offenburg, es sollte eine zeitnahe Lösung gefunden werden, alles andere sei "unerträglich für die Bürger". Es gelte, noch in den nächsten fünf Jahren mit dem Bau zu beginnen. Scherer legte bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik am Dienstag einen Kompromiss auf den Tisch, um eine Entscheidung zu erreichen.

Teil eins führt bis ans Sulzer Kreuz und Teil zwei dann nach Lahr

Konkret soll die neue Trasse zwischen Ringsheim und Lahrs Autobahnzubringer in zwei Abschnitten angegangen werden. Teil eins wird von Ringsheim mit einer Abzweigung bis ans Sulzer Kreuz gebaut. Teil zwei bis weiter nach Lahr/B415 wird später gebaut, aber Lahr fest zugesagt. Offen bleibt vorerst noch, wo genau die Anbindung in Lahr erfolgen wird. Das soll die Stadt Lahr festlegen. Für diesen zweiten Abschnitt gab es eine feste Zusage des Kreises und eine gesicherte Finanzierung.

Vorgestellt wurden in der Sitzung die diversen Untersuchungen, die von Fachfirmen für die Straßenplanung vorgenommen wurden. Aus Naturschutzsicht ist die so genannte Variante 2a die schlechteste aller Trassen. In diesem Bereich wurden brütende und geschützte Vogelarten untersucht, Biotope, Wasserschutzgebiete, Überschwemmungsflächen und der Flächenfraß überprüft. Die kürzesten Trassen schnitten laut Eric Lippe vom Büro Faktor-Grün am besten ab. Diese bringen aber die schlechteste Verkehrsentlastung, räumte der Experte ein.

Entlastung der Bürger ist oberstes Ziel 

Stefan Hattenbach (CDU) nannte als oberstes Ziel, "die Bürger zu entlasten, vor allem in Kippenheim". Man solle sich auf eine Lösung einigen, appellierte er. "Sonst erleben wir diese neue Straße, die uns seit Jahrzehnten beschäftigt, womöglich nie mehr". Es gelte, "einen Knopf dran zu machen". Allerdings dürfe man nicht damit rechnen, dass schon bald die ersten Spaten geschwungen würden.

Valentin Doll (Freie Wähler) blies ins gleiche Horn. "Wir brauchen heute eine Entscheidung, auch für die Stadt Lahr und ihren Flugplatz, der größten wirtschaftlichen Entwicklungsfläche". Eine Entscheidung, die in fünf, sechs Jahren realisierbar sei, müsse her.

Dorothee Granderath (Grüne) warnte vor einem "neuen Lärmteppich", der über manche Orte gelegt werde. Neue Straßen würden neuen Verkehr produzieren und der würde sich dann wieder auf die Straßen verteilen. Die neue Kreisstraße ziehe Tausende Autos von der Autobahn herunter. Die neue Straße werde auch dazu verlocken, schneller ins Schuttertal zu kommen. Folgeproblematiken seien noch nicht bearbeitet worden. Auch der Verlust von Ackerland sei gravierend. "Asphalt kann man nicht essen, haben wir in der Coronazeit gelernt."

Karl-Heinz Seebacher (SPD) sagte, "Entlastung kostet Geld – nur Nichtstun wäre am billigsten". Es gelte, die Kippenheimer Ortsdurchfahrt zu entlasten.

Sven Rothmann (AfD) betonte, man sei es den Bürgern schuldig, für eine Verbesserung zu sorgen. Wenn es einen Konsens in der Region gebe, sollte man diesen auch umsetzen.

Carsten Erhardt (FDP) drängte auch auf eine Entscheidung, sie komme "ohnehin sehr spät". Man könne bedenkenlos zustimmen, die Hausaufgaben seien gemacht.

Lukas Oßwald (Linke) warnte vor dem "Verkehrswahnsinn". Es sei höchste Zeit für die Verkehrswende. Es dürfe nicht noch mehr Fläche versiegelt werden. "Wir brauchen einen Stopp."

Aus Lahr kommt erste Zustimmung zum Vorschlag des Landrats

Guido Schöneboom als Erster Bürgermeister von Lahr und Kreisrat sagte, man brauche für Lahr Sicherheit. Der zweite Abschnitt vom Sulzer Kreuz bis zur B 415 müsse fest zugesagt werden. Dieser Einwurf hatte Erfolg, das wurde schriftlich zugesichert. Insofern war Schöneboom nach der Entscheidung zufrieden, "damit kann Lahr leben", erklärte er gegenüber der LZ.

Kippenheims Bürgermeister Matthias Gutbrod zeigte sich nach der aufreibenden Debatte dankbar für die breite Zustimmung. Mit Lahr werde man eine "gute Lösung" finden. Der Vorschlag des Landrates sei gut und hilfreich gewesen, quasi der "Königsweg", erklärte er gegenüber unserer Redaktion.

Die neue Straße plant der Landkreis. Und er bezahlt sie auch. Für die 50 bis 60 Millionen Euro Kosten gibt es Fördermittel des Landes, rund 60 Prozent. Zehn Jahre lang muss die neue Straße Kreisstraße bleiben, dann könnte sie hochgestuft und zur neuen B3 werden, dann unter Betreuung des Bundes.

Die heutige B3 würde dann heruntergestuft und zur Kreisstraße. Die Grünen forderten, gleich den Bund in finanzielle Haftung zu nehmen und die neue Trasse zahlen zu lassen. Doch das werde der Bund nicht machen, sagen die Grünen. Denn es gebe schon eine Bundesstraße und gleich daneben eine Bundesautobahn.