Emanuel Ogrodniczek in seinem Atelier, in dem er Landschaften und Tiere malt. Foto: Jörger

Der Lahrer Künstler Emanuel Ogrodniczek malt leidenschaftlich Tiere und Landschaften / Zen-Meditationen geben ihm Geborgenheit

Lahr - Blaugraue Wolken bedecken den Himmel. Waldige Hügel ragen auf, dazwischen Wiesen. Für einen Farbtupfer sorgen die hellroten Dächer der Häuser des Örtchens im Kinzigtal. Der Künstler Emanuel Ogrodniczek hat es auf Leinwand festgehalten. "Ach gut Blick nach Nordwesten" hat er das Bild genannt – weil in diesem Titel der Ortsname "Gutach" vorkommt.

Das Werk, das aus drei länglichen Ölgemälden besteht, die nebeneinander gerahmt wurden, ist eines von mehreren, die Ogrodniczek vor Monaten bei der Ausstellung "Kosmos Schwarzwald" im Lahrer Zeit-Areal im Ortenaukreis gezeigt hat. Dort, im dritten Stock eines Sandsteingebäudes auf dem ehemaligen Gelände der Tabakmanufaktur Roth-Händle, hat er ein Atelier. Es besteht aus mehreren Räumen, in die aus großen Fenstern Tageslicht fällt.

Der Künstler, der in Schuttertal (Ortenaukreis) aufgewachsen ist, steht im vorderen Raum an der Staffelei, auf die er das Bild mit dem Blick ins Kinzigtal gestellt hat. Er deutet auf eine Stelle in der Mitte des Werks, an der eine Bergkuppe und etwas Himmel zu sehen sind. "Ungefähr hier stehen in Wirklichkeit drei Windräder", sagt er und rückt sein dunkles Brillengestell mit den runden Gläsern zurecht. "Aber solche von Menschenhand geschaffenen Dinge radiere ich aus. Sie gefallen mir einfach nicht."

Zuerst habe er auch die Hausdächer weglassen wollen, habe sich dann aber doch dafür entschieden, sie abzubilden. Die Landschaft stehe für ihn im Vordergrund. "Es geht mir aber nicht um eine möglichst realistische Wiedergabe", betont der Künstler, der auch Zeichnungen, Skulpturen und Plastiken fertigt.

Seine Porträts von Kühen, die er kurz darauf aus einem weißen Regal in der Ecke des Raums zieht, wirken allerdings sehr naturgetreu. Auch diese Gemälde hat er zur Schwarzwald-Ausstellung beigesteuert. "Alle diese Kühe gibt es wirklich", sagt er. "Die habe ich alle kennengelernt." Die Idee, sie zu malen, komme ihm, wenn er so durch die Landschaft fahre. "Tiere haben mit uns zu tun, wir leben in einer engen Beziehung", sagt er. Die fünf kleinformatigen Werke seien aber eigentlich "Palettenputzerbilder", sagt Ogrodniczek – Bilder, die er gemalt habe, um die Farben "wegzuschaffen".

Mehrere Solche Paletten liegen in seinem Atelier herum. Auf der Fensterbank und auf einem Tisch davor stehen Einmachgläser mit Pinseln. An der gegenüberliegenden Wand lehnen fertige und unfertige Bilder.

Ogrodniczek widmet sich, anders als einige andere Künstler, die ebenfalls an der Ausstellung im Zeit-Areal mitwirkten, nicht absichtlich und ausschließlich dem Thema Schwarzwald. Sowohl die Kuh-Bilder als auch das Kinzigtal-Gemälde seien in anderen Zusammenhängen entstanden, sagt der Künstler.

Er empfinde Schuttertal auch nicht als seine Heimat. Sein Verständnis von Heimat sei ein anderes. "Das hängt nicht am Bollenhut." Stattdessen verorte er den Begriff in sich selbst. "Ich wohne in mir, und da muss ich mich wohlfühlen", sagt Ogrodniczek.

Er steht barfuß und breitbeinig auf dem Teppich in seinem Atelier. Seine dunklen Haare hat er im Nacken zusammengebunden. "Ich habe meine Heimat immer dabei", sagt er. "Das Außen darf zwar nicht vernachlässigt werden, aber darauf muss auch nicht der Fokus liegen."

Ein wichtiger "Heimataspekt" sei für ihn der "Raum der Stille" ein Stockwerk unter seinem Atelier. Jeden Morgen veranstaltet er dort Zen-Meditationen. "Das ist für mich viel mehr Heimat", sagt er über das Ritual, mit dem für ihn jeder Werktag beginnt. Erst danach geht er in sein Atelier.

Gemalt habe er schon immer, sagt Ogrodniczek. 1996 habe er sich dafür entschieden, nur von der Malerei leben zu wollen. Angst, dass ihm die Ideen ausgehen könnten, hat er nicht. "Ich kann gar nicht so lange leben, bis ich all das gemalt habe, was ich an Ideen im Kopf habe."