Landwirte aus der Ortenau, wie auch Fritz Fellmeth aus Friesenheim, verwenden Glyphosat lediglich zur Bekämpfung von hartnäckigem Unkraut. Foto: Goltz

Landratsamt gibt Entwarnung / Vom Naturschutzbund kommt heftige Kritik

Beim Herbizid Glyphosat gehen in der Region die Meinungen auseinander. Landwirte und Landratsamt versichern, das umstrittene Mittel werde nur punktuell eingesetzt. Umweltverbände dagegen sind alarmiert.

Lahr/Friesenheim. "So wie die Medien den Wirkstoff Glyphosat als ein schlimmes Umweltgift bezeichnen, müssen es die Menschen ja glauben", sagt der pensionierte Friesenheimer Landwirt Fritz Fellmeth verärgert zu der Diskussion, die durch das Ja von Bundseslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CDU) zu einem weiteren Einsatz in der Landwirtschaft entstanden ist. 60 Jahre lang war er in der Landwirtschaft tätig. Seine 92 Hektar großen Flächen, auf denen er Getreide- und Weinbau betrieben hatte, hat Fellmeth vor gut einem Jahr seinem Sohn Markus übergeben, er hilft jedoch weiterhin mit. "Es ist unmöglich für uns Landwirte, kein Spritzmittel einzusetzen", erklärt er.

Glyphosat kommt laut Fellmeth nach der Ernte im Sommer dann zum Einsatz, wenn neues Unkraut zu sehen ist. "Lediglich das hartnäckige Unkraut wie Disteln wird mit Glyphosat bekämpft", so der Landwirt. Das Mittel habe ausschließlich eine Unverträglichkeit auf das Blattgrün – Chlorophyll – der Pflanze. Das allein bewirke das Absterben, erklärt er. Schließlich gebe den Landwirten auch die Zulassungsbehörden der EU, die Agentur für Lebensmittelsicherheit EFSA und die Agentur für Chemikalien grünes Licht: Glyphosat sei bei korrekter Anwendung für den Menschen unbedenklich. Nicht zu spritzen, bedeute für den Landwirt einen geringeren Lebensmittelertrag, für den Verbraucher weniger Angebot und auch höhere Preise. Es gebe bisher keine andere Möglichkeit, die Felder zu bespritzen. "Bis ein neues Schädlingsbekämpfungsmittel getestet und genehmigt wird, dauert das zehn Jahre – oder noch länger. Bislang gibt es jedoch kein geeigneteres Mittel zur Behandlung von hartnäckigem Unkraut auf dem Markt, Landwirte sind auf Glyphosat angewiesen", so der 78 Jahre alte Friesenheimer.

Volker Heitz, Pflanzenschutzberater Ackerbau beim Landratsamt in Offenburg, bestätigt das: "Es gibt bislang kein anderes Herbizid, das so flächendeckend wirkt, wie Glyphosat es tut." Der Anwendungsanteil im Ortenaukreis befinde sich auf der minimalsten Ebene. "Auf 50 Prozent der Felder im Ortenaukreis wird Mais angebaut, wo Glyphosat ohnehin nicht eingesetzt wird", sagte Heitz. Bei den restlichen landwirtschaftlichen Feldern würde das Herbizid nur punktuell angewendet. "Jeder Spaziergänger kann selbst sehen, ob ein Feld gespritzt wurde oder nicht. Diese sehen dann gelblich aus", erklärt Reinhard Schultze, Fachgebietsleiter Landwirtschaftliche Produktion beim Landratsamt. Auch er versichert, dass das Glyphosat im Ortenaukreis – wenn überhaupt – nur einmal im Jahr zum Einsatz kommt.

"Die Debatte darüber zeigt, dass in Deutschland relativ genaue Untersuchungen durchgeführt werden – was doch auch positiv zu werten ist. In anderen Ländern wird die Produktion solcher Mittel weniger beobachtet", sagt Schultze. In der Herstellung seien also die Augen sehr wachsam.

Wolfgang Huppert vom BUND Friesenheim bezweifelt jedoch stark, dass bei der Anwendung – trotz aller Regeln des Menschenschutzes – immer alle Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. "Wo bleiben die Experten der Uni Hohenheim, welche Alternativen gibt es für den konventionellen Anbau?", fordert er, mehr Forschung in dieser Richtung zu betreiben.

Deutlich wird dagegen der Naturschutzbund: "Das ist eine Katastrophe", betonte Walter Caroli vom Nabu Lahr auf Anfrage unserer Zeitung. Immer werde die Krebsgefahr für den Menschen in den Vordergrund gestellt. Übersehen werde dabei, dass durch Glyphosat der Insektenbestand in erschreckendem Maße abnehme. Ob Bienen oder Schmetterlinge: "Das ist eine Artenvernichtung", betonte Caroli. Eigentlich müsste man dafür sorgen, dass die Arten wieder zunehmen. Caroli: "Eine Kehrtwende ist notwendig."

INFO

Das Mittel

Glyphosat ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Phosphonate. Es wurde seit der zweiten Hälfte der 1970er.Jahre als Wirkstoff unter dem Namen Roundup zur Unkrautbekämpfung auf den Markt gebracht. Weltweit ist es seit Jahren der mengenmäßig bedeutendste Inhaltsstoff von Herbiziden.