Sibylle Krastel-Dibbern vor zwei Bildern ihrer aktuellen Ausstellung in der Galerie des Lahrer Kunstvereins Foto: Schabel

Kunst: Sibylle Krastel-Dibbern stellt beim Lahrer Kunstverein aus – allerdings müssen Galerien im Lockdown geschlossen bleiben

Beim Lahrer Kunstverein hat eine neue Ausstellung mit Malereien von Sibylle Krastel-Dibbern begonnen. Allerdings läuft die Schau "Weisheit des Lebens" pandemiebedingt zunächst fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Lahr - Die 76-jährige zeigt dem Textautor ihre Malereien in der L’art pour Lahr-Galerie in der Obertorstraße. Doch von der Freude, die eine Künstlerin kurz vor dem Start einer Ausstellung verspüren sollte, ist dabei nicht viel zu merken. Der Lockdown macht Krastel-Dibbern zu schaffen, das ist nicht zu übersehen.

Die in Lahr aufgewachsene Künstlerin betreibt mit ihrem Mann Ulrich Dibbern ein Atelier in der Heiligenzeller Hauptstraße. Sie ist die Begründerin der Reihe Kunst im Schlössle und Gründungsmitglied des Lahrer Kunstvereins. Die Kunst hat sehr einen hohen Stellenwert in ihrem Leben – sie ist für sie weit mehr als ein Hobby, mehr auch als eine Leidenschaft.

Denn mit der Kunst verdient sich die 76-Jährige, die bis zu ihrem Ruhestand als Dekorateurin arbeitete, etwas zu ihrer Rente hinzu, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion mitteilt. Der Lockdown des Kulturbetriebs treffe sie deshalb hart.

Sieben Ausstellungen wurden abgesagt

Laufende Kosten etwa für Miete und Versicherungen würden ihre Rente fast ganz aufzehren, die Einnahmen aus ihrer Kunst brauche sie dann "für das Leben", wie sie es formuliert. Doch diese zusätzlichen Einnahmen fehlten nun seit mehr als einem Jahr. Denn seit dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 seien sieben Ausstellungen abgesagt worden, bei denen sie ihre Arbeiten zeigen und zum Verkauf anbieten wollte.

Die von der Politik verordnete faktische Schließung der Galerien (siehe Info-Kasten) hält Krastel-Dibbern für überzogen, da in Kunstgalerien das Abstandhalten kein Problem sei. "Für mich kommt das einem Berufsverbot gleich", bedauert sie.

17 Bilder von Sibylle Krastel-Dibbern hängen an den Wänden der Galerie in der Obertorstraße. Es sind farbintensive Arbeiten, die meist Pflanzen und Tiere des Meeres zeigen. Bei ihr haben sie etwas Filigranes und Feines, mitunter auch etwas Verblüffendes, nämlich dann, wenn sie mit Flora und Fauna des Festlands kombiniert werden.

Ein Nashorn kann auch schon mal auf einer Qualle stehen, auch eine Giraffe findet sich bei ihr in einer Unterwasserszenerie wieder. Es sind Bildkompositionen, die zum Hinsehen und Nachdenken anregen. Die Malereien tragen Namen wie "Gamochonia", die wissenschaftliche Bezeichnung für einen Trichterkraken, den Krastel-Dibbern sich etwa zum Motiv wählte.

"Im Januar hatte ich endlich wieder Kraft und begann eine neue Serie mit den Lebensformen des Meeres. Mich fasziniert das Durchbrochene, Leichte dieser uns weitgehend unbekannten Welt", so die Künstlerin. Diese Welt lasse sich am Besten mit Aquarellfarben zeigen, deren Transparenz und Glut eine enorme Strahlkraft hätten.

Gleichzeitig beschäftige sie sich mit den Weisheiten der Antike. Ein Teil der Ausstellung ist deshalb Tafeln gewidmet, deren Aussagen laut Krastel-Dibbern aktuell sind. "Carpe Noctem" – nutze die Nacht, ist auf einer zu lesen.

Einzelbesuche der Galerie erlaubt

Die Türen zur Galerie und zur Ausstellung von Sibylle Krastel-Dibbern sind nicht gänzlich verschlossen. Erlaubt sind Einzelbesuche, die mit der Künstlerin vereinbart werden können: Telefon 07821/ 3 87 88; 0176/65 19 29 64; E-Mail: artline44@gmx.de.

Die Ausstellung läuft bis zum 5. Juni, wobei Sibylle Krastel-Dibbern natürlich hofft, dass die Corona-Maßnahmen bis dahin gelockert werden, sodass sie ihre Kunst doch noch einem größeren Publikum zeigen kann.