Allein auf weiter Flur: Wladislaw Esipowitsch, Pächter der »Krone« in Friesenheim, hat seit Monaten sowohl mit den verwaisten Tischen im Restaurant als auch mit den leeren Zimmern im Hotelbereich zu kämpfen. Seine Umsatzeinbußen: rund 90 Prozent. Foto: Sadowski

Wirtschaft: Finanzielle Situation verschärft sich bei vielen Gastronomen / Zahlungen lassen auf sich warten

Lahr und Region - Die Corona-Pandemie setzt den Gastronomen in der Region schwer zu. Im Gespräch mit der LZ klagen viele über mangelnde Unterstützung durch den Bund. So seien die versprochenen finanziellen Hilfen teils noch gar nicht überwiesen worden.

Gastronomen fühlen sich im Stich gelassen 

Viele Gastronomen machen sich Sorgen. Seit Monaten müssen sie ihre Türen geschlossen halten. Und was die vom Bund versprochenen Zahlungen angeht, scheint noch Sand im Getriebe zu sein: Viele Wirte haben trotz rechtzeitig eingereichtem Antrag noch keine oder nur einen geringen Anteil der Hilfen erhalten.

Adler (Reichenbach): Inhaber Daniel Fehrenbacher geht aktuell von lediglich 25 Prozent Umsatz im Vergleich zu einem normalen Monat aus. Das größte Sorgenkind sei der Hotelbetrieb, da momentan fast gar keine Zimmer gebucht werden. Ohne Kurzarbeit könnte sich der "Adler" kaum über Wasser halten.

Die angekündigte staatliche Hilfe lasse Fehrenbacher ruhiger schlafen – obwohl bislang nichts eingegangen sei. "Zu Beginn des Jahres sind die Kosten sehr hoch, wir mussten alles vorstrecken", klagt Fehrenbacher.

Bürgerstüble (Kippenheim): Roland Göppert kommt mithilfe seines Abholservices und verringerten Öffnungstagen aktuell über die Runden. Schaden würde seinem Betrieb die nächtliche Ausgangssperre, da so der Umsatz zwischen 19 und 20 Uhr verloren gehe.

Die staatliche Hilfe habe sein Steuerberater verhältnismäßig spät beantragt, eine erste Anzahlung sei bereits eingetroffen. Göppert verspricht: "Da wir momentan in etwa auf Null rauskommen, werden wir wegen Corona sicher nicht schließen müssen."

Krone (Friesenheim): Pächter Wladislaw Esipowitsch macht Corona schwer zu schaffen. Während der Pandemie habe man lediglich zehn Prozent des einkalkulierten Umsatzes verbucht. Auch der Hotelbetrieb laufe schlecht, da viele Geschäftsreisende in Kurzarbeit seien.

Da erst Ende Dezember ein kleiner Anteil der Novemberhilfe eingegangen sei, habe man aus den eigenen Reserven schöpfen müssen, um überhaupt überleben zu können. Esipowitsch ist sich sicher: "Der entstandene Schaden ist durch die staatlichen Hilfen nicht wettzumachen."

Rebstock (Lahr): Peter Becherer ist mit der Resonanz auf seinen Abholservice zufrieden. Mit etwa 40 Prozent des normalen Umsatzes segelt der "Rebstock" in vergleichsweise ruhigen Gewässern.

Den Antrag auf staatliche Hilfe habe er gestellt, angekommen sei noch nichts. "Essentiell ist die Unterstützung noch nicht", so der "Rebstock"-Chef, "ich werde kämpfen, solange ich kann".

Schutterblick (Schuttertal): Inhaber Michael Schwendemann hat laut eigenen Angaben mit einem Umsatzrückgang von rund 80 Prozent zu kämpfen. Besonders schwer wiegen die fehlenden Einnahmen von Hochzeiten, Vereinsfeiern und Co.

Die laufenden Kosten seien mit dem Status quo nicht zu decken. Schwendemann ist aber zuversichtlich, dass die staatlichen Hilfen bald auf dem Konto sein werden. Seine Hoffnung: "Es wäre gut, wenn wir mit ähnlichen Bedingungen wie zwischen den harten Lockdowns spätestens zu Ostern wieder öffnen dürften."

Sonne (Münchweier): Das Hauptgeschäft von Katja Deningers "Sonne" stellen die Bewirtung von festlichen Gesellschaften sowie die Pension dar. Beides fehlt momentan komplett. Deninger glaubt, dass von der staatlichen Finanzspritze nach Abzug der Kosten, beispielsweise für den Steuerberater, nicht viel übrig bleibt.

Erschwerend hinzu komme die komplizierte Abwicklung des Antrags. Sollte sich bis zum Sommer nichts ändern, müsse nach weiterem Einsparpotenzial gesucht werden. Eines ist für die Gastronomin aber klar: "Ich werde alles dafür geben, nicht beim Personal kürzen zu müssen."

Eventhaus Vetter (Lahr): Für Gastronomen wie Peter Vetter, die sehr stark von großen Veranstaltungen abhängig sind, ist die Lage besonders prekär. "Unsere momentanen Einnahmen betragen etwa 20 bis 25 Prozent vom erhofften Betrag. Damit können wir unsere Kosten nicht einmal ansatzweise decken", stöhnt Vetter. Die ersten staatlichen Hilfen seien Anfang des Jahres eingegangen. Dennoch: "Wir müssen auf private Mittel zurückgreifen, die Rücklagen werden von Monat zu Monat weniger."

Partyservice Vögt (Friesenheim): Ähnlich besorgniserregend sehen die Umsatzzahlen bei Harald Vögt aus: "Wir leben von der Substanz und sind dankbar für die treuen Kunden, die uns unterstützen."

Normalerweise hätten der November und der Dezember die hohen wiederkehrenden Kosten im ersten Quartal ausgeglichen, sagt Vögt, dieses Jahr müsse alles vorgestreckt werden. "Die Situation ist dramatisch."

Wolkenkratzer (Lahr): Peter Wochnig hat noch keine statliche Hilfen bekommen. Er schießt privates Kapital zu. Seine Befürchtung: "Für uns Kneipen und Cafés wird es wohl nie wieder so werden wie früher."

Hilfe vom Staat

Um die drastischen Umsatzrückgänge von coronabedingt geschlossenen Betrieben zumindest teilweise aufzufangen, hat der Bund finanzielle Mittel bereitgestellt. Die sogenannte November- beziehungsweise Dezemberhilfe. aber auch eine kurzfristige Überbrückungshilfe kann von jedem betroffenen Betrieb beantragt werden.