Archäologiestudenten der Uni Freiburg und Mitglieder des gallo-römischen Freundeskreise arbeiten weiter am Römerofen. Hier wird ein Miniaturmodell das erste Mal zu Testzwecken in Betrieb genommen. Foto: Baublies

Archäologen testen Brand an "Mini"-Ofen / Verfahren wie vor 1900 Jahren

Lahr - Die Arbeit am Römerofen geht vorwärts. Am Samstag testete das Team, das aus Archäologiestudenten der Uni Freiburg und Mitgliedern des gallo-römischen Arbeitskreises Lahr besteht, den Lehm an einem Miniaturofen mit einem ersten Brand.

 

Der eigentliche Ofen steht im Garten des Streifenhauses unter einem Zeltdach, der das Gebilde aus Lehm und Stroh vor Regen und vor allzu großer Hitze schützt. Die Kuppel fehlt noch. Allerdings haben die "Römer" jetzt bereits eine erste Schicht Lehm aufgetragen, die zeigt, wo die Öffnung zum Befüllen der späteren Brennkammer unter der Kuppel endet.

Der angelieferte Lehm bereitet Probleme

Der Lehm ist weich, daher müssen alle Mitarbeiter Geduld haben. Frank Wiesenberg, der die Arbeiten als Fachmann anleitet, erklärte bei der Visite im Bürgerpark, wie man später eine Stütze für die freitragende Kuppel in der Brennkammer unterbringen wird: Ein aufgeblasener Gummischlauch eines Autoreifens werde die Last tragen. Da ist sich der Archäologe sicher. Die Frage, wie die Römer im zweiten Jahrhundert diese Kuppel aufgeschichtet und stabilisiert hatten, beantwortet Wiesenberg: Die Bewohner im einstigen "Vicus Lahr-Dinglingen" hätten einen solchen Ofen an einem Stück aufgebaut. Dagegen macht die Gruppe, die den Ofen jetzt nachbaut, das "nur" an Wochenenden.

Wie berichtet, macht das Material den "Römern" etwas Probleme. Der Lehm, den die Gruppe als Trockenmasse bekommen hat, ist zu sandig. Daher hat ein Teil der Gruppe am Morgen – neben den Arbeiten am großen Ofen – damit begonnen, aus dem Lehm und unter Hinzufügung von Stroh eine Miniaturausgabe zu schichten. Die Arbeit ist am Nachmittag weitgehend fertig: Im Brennraum der transportablen Miniatur prasselt ein Feuer. Der oben noch feuchte Lehm sorgt für ordentlichen Qualm.

Die Archäologen wollen damit ausprobieren, wie sich das Material verhält, wenn Hitze in der Brennkammer entsteht. Wiesenberg schätzt, dass man in der Miniatur etwa 900 Grad erreichen kann. Was passiert also, wenn der noch feuchte Lehm der Hitze des Holzfeuers ausgesetzt ist?

Regelmäßiges Brennen stabilisiert den Ofen

Die Antwort liefert Archäologin Bérénice Jayme, die das Streifenhaus samt den Anlagen für die Stadt betreut. Sie erklärt, das allein beim Schichten des nassen Lehms und dem notwendigen langsamen Trocknen immer wieder Risse in unterschiedlichen Größen entstehen. Die können die "Römer" aber mit feuchtem Lehm problemlos flicken. Sie zeigt auf einige Stellen und erklärt, dass der Lehm im großen Ofen auch nach mehreren Wochen noch nicht getrocknet sei.

Der Lehm trocknet nur an der Luft und in der – indirekten – Sonne. Damit ist die Konstruktion aber nicht wetterfest. Anders sieht es aus, wenn ein Holzfeuer, das am unteren Luftloch entzündet wird, den Ofen richtig einheizt: Die Flammen schlagen durch die Lochtenne – ein Rost aus Lehm zwischen Feuerstelle und Brennraum – bis zum Loch in der Kuppel. Daher stammt das Wort "Brand" in der Sprache der Keramiker. Das regelmäßige Brennen würde den Ofen stabilisieren, so Wiesenberg. Aber zu viel Hitze könnte auch das Gegenteil bewirken: Je nach Zusammensetzung entstehe Glas aus dem Lehm, oder das Material wird wieder weich.Auch da hat die Gruppe noch viel zu tun.

Info: Experimentelle Archäologie

Sobald die Kuppel irgendwann an den kommenden Wochenenden fertig ist, gehen die Tests zunächst weiter. Dann wird der Ofen – zuerst ohne Keramiken im Brennraum – mit etwa 700 Grad befeuert. Derzeit stecken einige Nägel in den Wänden – in diese Löcher kommen später Sensoren zum Messen. Die "Römer" heute wollen bei ihrer experimentellen Archäologie ja herausfinden, wie sich der Ofen aufheizt und wie sich das Material bei welchen Temperaturen verhält.