Sein Ziel ist, dass der Tierschutz künftig mehr in den Fokus der Politik rückt: Jürgen Durke von der Tierschutzpartei. Foto: Schubert

Jürgen Durke von der Tierschutzpartei wünscht sich, dass alle Menschen auf tierische Produkte verzichten.

Durch mehr Tierrechte den Klimawandel eindämmen, das fordert Jürgen Durke, Kandidat der Tierschutzpartei. Wenn es nach ihm ginge, werden tierische Produkte besteuert. Auch die Corona-Impfung hätte komplett vegan sein sollen.

Lahr - Schwer beschäftigt mit dem Wahlkampf ist Jürgen Durke, Bundestagskandidat der Tierschutzpartei. Von Haslach über Denzlingen bis nach Lahr – in 41 Kommunen im Wahlkreis Emmendingen-Lahr sei er in den vergangenen Wochen unterwegs gewesen. 376 Plakate mussten dort angebracht werden, den Wahlkampf stemme er aktuell quasi rund um die Uhr.

Doch die Fünf-Prozent-Hürde auf Bundesebene zu überwinden, dürfte für die Tierschutzpartei schwierig werden, räumt Durke im Gespräch mit der Lahrer Zeitung ein. 3,5 bis vier Prozent sei der wahrscheinlichste Wahlausgang.

Das Kreuzchen bei der Tierschutzpartei zu setzen, sei trotzdem wichtig: "Tierschutz spielt noch immer eine kleine Rolle." Wenn man seine Partei wähle, gebe man den Stimmlosen eine Stimme, setze ein Zeichen, dass mehr für Tierrechte und Tierschutz getan werden muss.

Zugute kommen würde das nicht nur den Tieren, sondern auch dem Klima und letztlich den Menschen. "Massentierhaltung ist von den Emissionen her sehr viel schädlicher als der gesamte Verkehrssektor – Schienenverkehr, Flugzeuge und Autos inbegriffen", erläutert Durke, "wir können die Menge an Fleisch, die wir verzehren und produzieren, so nicht aufrechterhalten – aus Klimaschutzgründen."

Auf bundespolitischer Ebene würde er das Thema Fleischpreise und Massentierhaltung vor allem über indirekte Maßnahmen regeln. Keine Subventionen für Fleisch- und Milchprodukte, stattdessen mehr finanzielle Unterstützung für pflanzliche Waren. Zusätzlich sollten tierische Produkte besteuert werden: "Natürlich gibt es dann immer noch Menschen, die Fleisch essen können, aber sie zahlen eben mehr Geld dafür." Dieses Geld könne man dann wiederum für den Klimaschutz ausgeben.

Subventionen für pflanzliche Produkte

Dass solche Maßnahmen Konfliktpotenzial bergen, ist Durke bewusst. Die Menschen würden sich nicht vorschreiben lassen wollen, was sie essen dürfen. Auf der anderen Seite bestehe aber die Dringlichkeit des Klimawandels. Manche Entscheidungen müsste man dann doch treffen, auch gegen den Willen der Menschen, so Durke.

Je weniger Fleisch und tierische Produkte, desto besser, findet er. Das Ziel der Tierschutzpartei sei es, eine vegane Gesellschaft zu fördern. Nicht nur die Massentierhaltung solle abgeschafft werden, sondern Tierhaltung generell. "Denn überall, wo der Mensch mit Tieren in Kontakt kommt, gibt es Schwierigkeiten", sagt der Kandidat. Hier spielt er unter anderem auf das Insektensterben an. Politisch werde dies nicht als Tierschutzproblem behandelt, sondern unter dem Aspekt Umweltpolitisches eingeordnet. Dabei könnten Insekten auch fühlen, so Durke. Auch Fische sollten in den Tierschutz einbezogen werden. Gerade wenn es um die Überfischung der Meere gehe. Eine friedliche Koexistenz mit den Tieren, darum solle es gehen.

Auch bei der Corona-Politik findet Durke einen Ansatzpunkt, um den Tierschutz aufzugreifen. "Ein großer Punkt ist die Corona-Impfung, die nicht ganz vegan hergestellt wurde", gibt er zu bedenken. Er habe die Impfstoffhersteller angeschrieben, um mehr über die Inhaltsstoffe der Corona-Impfung zu erfahren, allerdings dann kaum Antworten erhalten. Nur die Hersteller des Impfstoffs Astrazeneca meldeten sich zurück: Die Impfung sei pflanzlich. Kurze Zeit später sei dies allerdings durch eine Reportage des Mitteldeutschen Rundfunks widerlegt worden, erklärt Durke. In der Reportage sei kundgetan worden, dass die Impfung das tierische Produkt Cholesterin enthalte: "Es gibt viele Veganer, die das nicht wollen. Es ist keine vegane Impfung, und man muss sie trotzdem nehmen, wenn man verantwortlich für die Gesellschaft handeln möchte."

In Lahr zog Durke in der Vergangenheit Aufmerksamkeit durch eine Rede im Gemeinderat auf sich. Dabei kritisierte er einen Zuschuss der Stadt Lahr von 15 000 Euro für das Schlachthaus der Erzeugergemeinschaft Weideland Schuttertal in Wittelbach. Das Schlachthaus sollte um Kühl- und Zerlegeräume erweitert werden. Die Mehrheit der Ratskollegen hatte den Zuschuss befürwortet. Doch Redebeiträge sollten vor dem Hintergrund der Pandemie an diesem Sitzungsabend kurz gehalten werden. Darum hatte OB Markus Ibert zu Beginn gebeten. Doch das bezog Durke nicht auf sich. Und hielt eine rund 15-minütige Rede, in der er die Erzeugergemeinschaft Weideland als "Verein der Hobbyschlächter" bezeichnete. Mehrere Räte verließen daraufhin aus Protest den Saal.

"Für mich als Vertreter der Tierschutzpartei war das ein essenzielles Thema", blickt Durke im Gespräch mit der Lahrer Zeitung zurück. Bei den großen Parteien, nicht nur im Lahrer Gemeinderat, würde Tierschutz keine große Rolle spielen, zumindest so, wie er ihn begreift: Tiere sollten nicht getötet werden, egal wie die Bedingungen im Schlachthaus sind. Das Argument aller großen Parteien sei gewesen, dass es bei der Bezuschussung des Schlachthauses um Biolandwirtschaft gehe. De facto sei nun aber einfach nur mehr Schlachtkapazität aufgebaut worden: "Vielleicht wird dort jetzt wirklich besser geschlachtet. Aber es handelt sich hierbei um zusätzliche Schlachtungen und nicht um eine Reduzierung der Massenhaltungstiere."

Zur Person

Jürgen Durke ist 46 Jahre alt und lebt in Lahr. Von Beruf ist er Diplom-Designer mit der Fachrichtung Industrial-Design. Seit 2015 ist er Mitglied der Tierschutzpartei, seit 2018 engagiert er sich politisch in der Partei, vergangenes Jahr wurde er dann zum Bundesgeschäftsführer gewählt. Privat verzichtet Durke auf jede Art tierischer Produkte, fährt gerne Motorrad und besucht Rock- und Metallkonzerte.