An aufblasbaren Puppen üben die Teilnehmer die Herzdruckmassage. Foto: Breuer Foto: Lahrer Zeitung

Programm: Schüler lernen bei "Löwen retten Leben", wie sie bewusstlose Personen reanimieren können

Von Christine Breuer

"Löwen retten Leben" lautet der Titel eines Programms, das an baden-württembergischen Schulen angeboten wird. Ziel ist es, Schüler zu Ersthelfern auszubilden, die auch die Herzdruckmassage beherrschen. Das gilt auch für Flüchtlingskinder.

Lahr. In der Vorbereitungsklasse der Hauswirtschaftlichen Schulen im Mauerfeld sitzen zwölf Jugendliche aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Rumänien und Gambia. Gerade wird ihnen ein Lehrfilm über die Herzdruckmassage gezeigt – in deutscher Sprache mit relativ wenig Bebilderung.

Die 15- bis 19-Jährigen schauen den Film aufmerksam. Patricia Steffes-Holländer, Lehrerin und Ausbilderin für den Schulsanitätsdienst, sowie ihre Kollegin Jasmin Gollrad erklären dann den Ablauf der lebensrettenden Maßnahme auf Deutsch und Englisch. "Did you understand?", will Gollrad wissen, ob die Schüler alles verstanden haben. "Was macht das Herz?", fragt Steffes-Holländer. "Es pumpt Blood (Blut) ins Gehirn", antwortet ein Schüler. "Weiß jemand die Notrufnummer?", lautet die nächste Frage. Sofort kommt die Antwort: "112". Die Jugendlichen sind recht weit in ihrem Sprachverständnis.

Dann geht es ans Praktische. Die Schulen, die an dem vom Land aufgelegten Programm teilnehmen, sind mit aufblasbaren Puppen ausgestattet worden, an denen die Wiederbelebungsmaßnahme geübt werden kann. Gollrad zeigt, wie und wo die Hände angesetzt werden müssen und wie der Rhythmus sein sollte. Bei jedem Drücken muss es klicken, erklärt sie. "Macht einen geraden Rücken und bringt die Kraft aus der Schulter in die Hände", so ihr Tipp.

"Wenn ihr zu einer bewusstlosen Person kommt, sprecht sie an, schüttelt sie leicht an den Schultern und hört, ob sie atmet. Wenn sie nicht atmet, fangt an mit der Wiederbelebung." Die Jugendlichen tun sich in Paaren zusammen, pumpen die Puppen auf und legen los. "Hallo, hallo, können Sie mich hören?" Vielstimmig werden die reglosen Puppen angesprochen. Es wird auch gelauscht, ob sie atmen. Doch sie antworten nicht und sie atmen auch nicht. Also legen die jungen Leute los.

Um es den Schülern leichter zu machen, den passenden Rhythmus von 60 bis 80 Schlägen pro Minute zu finden, lassen die Lehrerinnen laute Musik laufen. In voller Lautstärke singen die "Bee Gees" "Stayin’ Alive". Die Lehrerinnen klatschen den Takt mit, die Schüler drücken. Die Übungsstunde scheint ihnen Spaß zu machen. Aber sieben Minuten am Stück zu drücken ist anstrengend. So lange dauert es nach Auskunft der Lehrerinnen, bis ein Notarzt zur Stelle ist. "Bittet andere Leute um Mithilfe", raten sie deshalb. Und "um den richtigen Druckpunkt zu finden, müsst ihr die Leute entkleiden. Egal ob Mann oder Frau", legen sie den Jugendlichen ans Herz.

Am Ende der Stunde muss jeder Teilnehmer den gesamten Ablauf einmal demonstrieren. Als Belohnung und zur Bestätigung bekommen die Schüler eine Urkunde.

Hintergrund des Programms ist die Tatsache, dass die Deutschen im Bezug auf Reanimation und als Ersthelfer weltweit an vorletzter Stelle stehen. In den USA etwa lernen die Kinder von Klein auf die Notrufnummern, einen Notruf abzusetzen und mit zunehmendem Alter die notwendigen Maßnahmen. In Deutschland wird die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs meist erst mit dem Erwerb des Führerscheins verlangt.