Corona: Mitarbeiter und Patienten positiv getestet / Aufnahmestopp auf zwei Stationen
Lahr - Im Lahrer Ortenau-Klinikum hat es einen großen Corona-Ausbruch gegeben. Auf zwei Stationen ist ein Aufnahmestopp für Patienten verhängt worden. Verschiebbare Operationen werden nicht mehr ausgeführt.
Wie es zu den insgesamt 42 Infektionen gekommen ist und ob es eventuell eine Sicherheitslücke gibt, ist noch nicht klar. Trotz strenger Hygienemaßnahmen sei es nicht gelungen, die Ansteckungen zu verhindern, teilt das Klinikum mit.
Was ist passiert?
Seit Anfang der vergangenen Woche sind 18 Beschäftigte und 24 Patienten auf Normalstationen positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Wie hat die Klinik reagiert?
Alle entlassfähigen Patienten der betroffenen Stationen sind entlassen, alle weiteren Patienten isoliert oder auf Covid-Stationen verlegt worden. Positiv auf das Coronavirus getestete Mitarbeiter befinden sich in Quarantäne.
Welche weiteren Maßnahmen wurden getroffen?
Auf drei Normalstationen –Non-Covid-Stationen – ist die Aufnahme von Patienten in den vergangenen Tagen gestoppt worden. Während die Station 2A (Gefäßstation) am Mittwoch wieder wie gewohnt in Betrieb ging, gilt nach LZ-Informationen für die Stationen 4A (Innere Ambulanz) und 6A (Gastrologie und Kardiologie) der Belegungsstopp auch weiterhin. Auch auf diesen beiden Stationen werden nach wie vor Patienten versorgt. Allerdings wartet man nun ab, bis alle entlassen werden können – sobald beide Stationen nicht mehr belegt sind, werden sie komplett desinfiziert. Danach solle es dort einen "Neustart" geben, sagte Klinik-Pressesprecher Christian Eggersglüß auf Nachfrage.
Was sind die weiteren Konsequenzen?
Operationen, die gefahrlos verschoben werden können, werden ausgesetzt. "Wegen der Einschränkungen in der Bettenbelegbarkeit haben wir alle planbaren und verschiebbaren Behandlungen, sogenannte elektive Fälle, verschoben", bestätigt Verwaltungsdirektor Christof Mutter.
Zurzeit steht noch nicht fest, wann dieser OP-Stopp wieder aufgehoben wird, die Klinikleitung nimmt aber wohl an, dass er nicht lange in Kraft bleibt. "Wir gehen davon aus, dass wir das Infektionsgeschehen durch unsere Maßnahmen zeitnah in den Griff bekommen und mit dem elektiven Betrieb bald wieder beginnen können", sagt Verwaltungsdirektor Christof Mutter. Außerdem hat das Klinikum ein absolutes Besuchsverbot verhängt. Darüber informiert ein Aushang am Eingang. Als Begründung wird dort die "aktuelle Infektionslage" genannt.
Was ist mit der Notfallversorgung?
Der Betrieb am Klinikum ist durch die Corona-Fälle eingeschränkt, aber nicht komplett lahmgelegt. "Die Versorgung von Notfällen ist jederzeit gewährleistet", betont Mutter. Auch die Geburtshilfe sei voll in Betrieb, so Eggersglüß. Nur Patienten mit verschiebbaren Eingriffen würden derzeit nicht aufgenommen.
Was geschieht als Nächstes?
Auf allen Stationen laufen Reihentestungen bei Mitarbeitern und Patienten. Die Zentrale Klinikhygiene untersucht indes, wie die Ansteckungen überhaupt möglich waren. Nach Abschluss aller Maßnahmen werde man den Betrieb dann schrittweise wieder umfassend aufnehmen, heißt es.
Wie schützt die Klinik ihre Patienten und Mitarbeiter vor Corona?
Die Sicherheitsstandards seien sehr hoch, teilt die Klinik auf Nachfrage mit – auch deshalb ist man nun offenbar ratlos, wie es zu den vielen Ansteckungen kommen konnte. So sei zum Beispiel geregelt, dass kein Personal im Klinikum arbeitet, das Symptome auf eine Covid-19-Erkrankung aufweist oder positiv getestet wurde. Um Übertragungen zu vermeiden, müssten alle Mitarbeiter im direkten Patientenkontakt schützende FFP2-Masken oder bei Bedarf Schutzkleidung tragen.
Patienten haben, wenn möglich, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Auch bei der Schutzausrüstung lege man Wert auf hohe Standards, so die Klinik. So überprüfe die Abteilung Arbeitssicherheit und Ökologie alle eingesetzten FFP2-Masken vor dem Einkauf, bei Wareneingang sowie Lagerbestände stichprobenartig auf die Einhaltung der Qualitätsstandards.
"Uns ist nicht bekannt, dass andere Kliniken in Baden-Württemberg die Produkte so intensiv prüfen", teilte Markus Herrel, Leiter der Abteilung Arbeitssicherheit und Ökologie am Ortenau-Klinikum, dazu im November mit. Gelegentlich würden sich auch andere Krankenhäuser sowie Träger des Rettungsdienstes in der Ortenau an diese Abteilung wenden, um Masken beim Ortenau-Klinikum kontrollieren zu lassen.
Ist das jetzt der erste größere Corona-Ausbruch am Lahrer Klinikum?
Nein, bereits um den Jahreswechsel waren dort mehrere Corona-Fälle aufgetreten, damals waren insgesamt um die 20 Beschäftigte und Patienten positiv auf das Virus getestet worden. Darüber hatte das Krankenhaus die Öffentlichkeit nicht informiert.
Ausbruch ist kein Einzelfall
Auch an den anderen Standorten des Klinikverbunds gibt es laut Sprecher Eggersglüß "immer wieder" vereinzelte Corona-Fälle, "aber nicht in der Dimension wie aktuell in Lahr". Kurz vor Weihnachten wurden am Acherner Krankenhaus mehr als 20 Menschen positiv auf Covid-19 getestet. Zu schwereren Verläufen soll es nicht gekommen sein.