Erfolgreicher Modellversuch (von links): Hans Marz (Integrationszentrum), Martin Burkhardt (Ausbildungsleiter bei Schaeffler ), Achim Noefer (Vorstandsvorsitzender AGJ Freiburg), Projektteilnehmer Kadir Karci, DRV-Landeschef Hubert Seiter, Wolfgang Indlekofer (Leiter Rehaklinik Freiolsheim) und Bundestagsabgeordneter Peter Weiß. Foto: Alexander

Modellprojekt "BISS" hat in Lahr Erfolg. Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg plant eine Regelfinanzierung des Projekts.

Lahr - Ein erfolgreiches Modellprojekt wird im Lahrer Integrationszentrum weitergeführt. "BISS" bedeutet "Berufliche Integration nach stationärer Suchtbehandlung". Die Deutsche Rentenversicherung hat nun eine Regelfinanzierung zugesagt.

Kadir Karci hat seinen Platz in der Arbeitswelt gefunden. Seit einem Jahr ist der 28-Jährige als Industriemechaniker bei Schaeffler Technologies (INA) in Lahr angestellt. Dass er diesen Weg einschlagen wird, war vor einigen Jahren noch nicht abzusehen. Der junge Mann hatte Drogenprobleme, er war in Behandlung.

Der Wiedereinstieg gelang über ein sechswöchiges Praktikum. "Er war hochmotiviert", erinnert sich Martin Burkhardt, Ausbildungsleiter bei Schaeffler. Die anschließende zweijährige Ausbildung habe er fast mit der Bestnote abgeschlossen. Unterstützung hat er durch das Projekt "BISS" erhalten. "Ich weiß nicht, wie ich ohne Ansprechpartner nach der Therapie gehandelt hätte", sagt Karci heute. Über diese Ansprechpartner war auch der Arbeitgeber froh, und stellte am Ende den Ausbildungsplatz bereit. "Ich weiß nicht, ob wir es ohne 'BISS' gewagt hätten", sagt Burkhardt.

"Nach drei bis vier Monaten im Betrieb gibt es oft Schwierigkeiten", sagt Christoph Schönfelder. Er ist Leiter des Lahrer Integrationszentrums. Das Projekt hilft dabei, die schwierige Zeit nach der Therapie zu meistern. Ende 2006 sei die Idee entstanden. Dann wurde sie mit Unterstützung der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg nach und nach umgesetzt.

Die Ergebnisse: Von 78 Teilnehmern haben 45 (58 Prozent) das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Sie waren nach einem Jahr in einem Arbeitsverhältnis und abstinent. 22 befinden sich derzeit im Projekt, darunter sind drei Alkoholkranke. Elf Teilnehmer haben bislang abgebrochen oder gekündigt. Fünf neue Teilnehmer seien derzeit in Aussicht, so Schönfelder.

Die Deutsche Rentenversicherung hat für mehr als 100 000 Euro eine Projekt-Evaluation an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg finanziert. Außerdem gab es eine jährliche Unkostenpauschale. Es sei wichtig, sich nicht nur um Versicherte zu kümmern, sondern auch um "zukünftige Versicherte", sagt DRV-Landeschef Hubert Seiter. Sein Fazit: "Es soll ein Regelprojekt werden, das nicht nur auf Lahr bezogen ist."

Darüber freut sich Wolfgang Indlekofer, Therapeutischer Gesamtleiter der Klinik in Freiolsheim. Von der Rentenversicherung soll es nun eine zweite Pauschale geben. Über deren Höhe wird noch verhandelt. Langfristiges Ziel sei es, alle Rentenversicherungsträger sowie Krankenkassen mit ins Boot zu holen.

Das Lahrer Pionierprojekt erregt bereits überregional Aufsehen. Schönfelder spricht von Interessenten aus Sigmaringen, aber auch aus Hamburg oder München.