Armin Laschet verliert laut Umfragen an Zustimmung. Quelle: Unbekannt

Wahl: CDU- und Grünen-Politiker äußern sich zum Wirbel um ihre Kanzlerkandidaten

Lahr - Es läuft überhaupt nicht gut für Armin Laschet und Annalena Baerbock im Wahlkampf, die Umfrage-Werte der beiden Spitzenkandidaten gehen nach unten. Wir haben hiesige Vertreter von CDU und Grünen befragt, wie es jetzt weitergehen soll.

Lachen im Hochwasserkatastrophengebiet, Ungereimtheiten im Lebenslauf: Der CDU-Chef und die Grünen-Chefin haben sechs Wochen vor der Bundestagswahl einen schweren Stand. Vor allem in der Union werden viele nervös, laut einer aktuellen Umfrage des Nachrichtenmagazins Der Spiegel plädieren 70 Prozent der Anhänger von CDU/CSU für einen Wechsel der Kanzlerkandidatur zu Markus Söder.  

Annette Korn: Die Chefin des CDU-Stadtverbands hält nichts davon, Söder jetzt noch zum Kanzlerkandidaten zu machen. Das würde ihrem Demokratieverständnis widersprechen, betont sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Es gelte jetzt einfach, Laschet bestmöglich zu unterstützen. Aber woran liegt’s, dass es immer mehr Kritik am CDU-Spitzenmann gibt? Aus Sicht von Korn ist der "ein Getriebener", der sich mit unbequemen Themen "von der Flut bis zur Lage in Afghanistan" auseinandersetzen müsse und deshalb kaum dazu komme, aktiv Wahlkampf zu betreiben. Bei der Flutkatastrophe habe er zudem auch als Landesvater Verantwortung übernehmen müssen. Olaf Scholz habe es da besser, der SDP-ler könne sich auf seinen Wahlkampf konzentrieren. Dieses Ungleichgewicht empfinde sie als unfair, so Korn.

Yannick Bury: Der CDU-Bundestagskandidat merkt an, dass Laschet später in die heiße Wahlkampfphase gestartet sei als die übrigen Kandidaten: "Nämlich erst, nachdem er als Ministerpräsident die Nothilfen für die Flutopfer in Nordrhein-Westfalen und den Katastrophenfonds des Bundes auf den Weg gebracht hat." Doch auch aus Sicht von Bury ist es für Laschet bisher nicht optimal gelaufen: "Es muss jetzt deutlich mehr Tempo in den Wahlkampf", sagt er. So richtig Kritik an Laschet üben will Bury aber nicht. Vielmehr betont er, dass Laschet mit einem breit aufgestellten Team in die kommenden fünf Wochen starte: "Genau da liegt seine Stärke."

Sven Täubert: Der Sprecher der Grünen im Lahrer Gemeinderat hält nichts von der schwelenden Debatte um die Ablösung der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock durch Co-Parteichef Robert Habeck. Und das trotz ihrer jüngsten Patzer im Wahlkampf. Plagiatsvorwürfe, nicht gemeldete Sonderzahlungen, Nachbesserungen am Lebenslauf ließen Baerbock in Erklärungsnot geraten. Genau wie Co-Chef Habeck, der kürzlich in einem Interview erklärte, dass ein Wechsel der Kanzlerkandidatur zu ihm "Kokolores" sei, spricht sich auch Täubert klar für Baerbock aus: "Selbstverständlich stehe ich hinter ihr". Im Wahlkampf sei nicht alles optimal gelaufen, aber Baerbock stelle Themen, die den Grünen wichtig seien, etwa Klimaschutz und Menschenrechte, gut in den Vordergrund. 

Heike Dorow: Die Grünen-Kandidatin für den Bundestag findet, dass die "ungeschickten" Fehler Baerbocks im Wahlkampf viel "zu hoch gehängt" worden seien. Plagiatsvorwürfe gebe es auch in anderen Parteien. In letzter Minute den Kanzlerkandidaten zu wechseln, lehnt Dorow vehement ab. Im Gespräch mit unserer Zeitung macht sie ihrem Ärger darüber Luft, dass es in der heutigen "schnelllebigen", von "spontanen Gefühlen" geleiteten Zeit oft mehr um Personalfragen in der Politik gehe als um politische Inhalte. "Es geht nicht nur um Personen, sondern um einen Politikwandel und wir streiten uns jetzt um solchen Kleinkram. Wir sollten mehr auf Inhalte gucken", fügt sie an.

Könnten die Wähler direkt aus einem der drei Kanzlerkandidaten wählen, stünde Olaf Scholz als Merkel-Nachfolger offenbar fest – er baute seinen Vorsprung in der Kanzlerfrage sogar aus. Laut RTL/ntv-Trendbarometer liegt Scholz jetzt mit 29 Prozent 17 Prozentpunkte vor Laschet (unverändert 12 Prozent). Annalena Baerbock kommt auf 15 Prozent.