Rund 800 Geflüchtete aus der Ukraine leben derzeit im Meßstetter Ankunftszentrum, vor dem auch die ukrainische Flagge weht. Foto: Müller

Rund 800 Geflüchtete aus der Ukraine leben derzeit im Ankunftszentrum in Meßstetten – Frauen, Kinder, ältere Menschen. "Wir wollten nicht wie andere Landkreise Turnhallen anmieten", sagte Sozialdezernent Georg Link in der gemeinsamen Sitzung von Schul-, Kultur- und Sozialausschuss und Migrationsbeirat.

Balingen/Meßstetten - Außerhalb des Ankunftszentrums, hielt Georg Link fest, seien derzeit 1500 Menschen gemeldet, die hauptsächlich bei Verwandten, Freunden oder Bekannten lebten. Auch die Kommunen hätten Wohnraum angemietet; bislang seien an 392 Personen private Wohnungen vermittelt worden. Die meisten Geflüchteten aus der Ukraine lebten derzeit in Albstadt, gefolgt von Balingen und Hechingen. Für alle, die vor dem 24. Februar ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in der Ukraine hatten, gebe es eine Aufenthaltserlaubnis für zunächst zwei Jahre und sofortige Arbeitserlaubnis.

Im Ankunftszentrum seien unter anderem Küchen eingerichtet worden. Viele Unternehmen, private Spender, Städte und Gemeinden hätten, wie Landrat Günther-Martin Pauli sagte, den Umbau und die Einrichtung der ehemaligen Kasernen- und späteren Lea-Gebäude unterstützt. Möbel, Geschirr, Töpfe und Pfannen seien beschafft worden. Es gebe einen kleinen Shop, Kinderbetreuung und Sprachkurse, ein medizinisches Versorgungszentrum, psychologische Betreuung, und sogar ein kleines Tierasyl.

Die Kommunikation, bemerkte Link, funktioniere auch ohne Dolmetscher, "dank Google-Translator". Vorrangiges Ziel: "Wir müssen schauen, dass die Leute in Arbeit vermittelt werden." Mitte Juli sei eine Jobbörse mit dem Jobcenter geplant.

Häufig, sagte Dezernent Karl Wolf, werde gefragt, wie es ab Herbst mit der Schule oder dem Studium weitergehen werde. Landrat Pauli berichtete von einer Online-Unterrichtsstunde, bei der der Lehrer in Kiew im Bunker saß.

Die Geflüchteten, weiß er, wollten gerne auf eigenen Beinen stehen, ein Großteil wolle irgendwann zurück in die Heimat. Im Ankunftszentrum sei es möglich, "dass die Menschen selbst verwalten und gestalten. Das unterstützen wir gerne."

Flüchtlinge erhalten "Taschengeld"

Das "temporäre Engagement" des Landkreises nannte der Landrat einen "Kraftakt", und zur Ausgangssituation in den nach Schließung der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge nicht mehr genutzten Räumen bemerkte er, dass man froh sein müsse, dass die Feuerwehr "nicht gekotzt, sondern kräftig angepackt hat".

Um der Gerüchteküche vorzubeugen, erklärte Sozialdezernent Link, es gebe bei Ankunft für die Erwachsenen ein "Taschengeld" von 130 Euro im Monat, "plus Kost und Logis". Jörg Würfel, Chef des Jobcenters, verwies auf die späteren Leistungen: 450 Euro im Monat für Erwachsene, für Kinder entsprechend weniger, plus die Kosten für eine menschenwürdige Unterkunft – und keinesfalls um "gehobenen Standard".