Katharina Jaiser zündet in Pliezhausen den Turbo. Foto: Jens Helm

Katharina Jaiser ist vielversprechend in die diesjährige Freiluftsaison gestartet. Das Ziel der 38-jährigen „Lauf-Ommmma“ aus Gechingen ist klar: „Nach mal richtig angreifen!“

Katharina Jaiser hat sich viel vorgenommen für die gerade begonnene Leichtathletik-Saison außerhalb der Halle.

 

Die Gechingerin, die für den VfL Sindelfingen an den Start geht, hat sich im Winter fit gemacht, um den Kampf gegen die zum Teil zwei Jahrzehnte jüngere Konkurrenz aufzunehmen und national unter den Besten mitzumischen.

„Da bin ich doch ganz heimlich in die Saison gestartet“, sagt sie lachend, angesprochen auf ihren ersten Start der Saison über 3000 Meter beim internationalen Läufermeeting in Pliezhausen.

Erstklassiges Feld am Start

„Die Nervosität ist vor solchen Läufen enorm, weil einfach alles da ist, was Rang und Namen hat“, gibt sie zu. Eine erste Standortbestimmung, um zu schauen, „wo ich stehe, bevor ich mir meinen Fahrplan zurechtschustere“.

Ein paar Wehwehchen

Der Winter verlief nicht optimal, Krankheiten und „ein paar Wehwehchen“ pfuschten zuweilen ein wenig dazwischen, doch insgesamt war die ehemalige dreifache deutsche Juniorenmeisterin mit dem Winter zufrieden. „Ich konnte gut trainieren und hab mich mit der Hallen-Bestzeit über 3000 Meter selbst überrascht.“

Nach intensiven Trainingseinheiten („viel Windschattenlutschen im supportenden Team“), neuen Erfahrungen („Bekanntschaft mit Akupunktur“) und ein paar Siegen bei Volksläufen (Merklinger Riedlauf und WerkStattLauf Sindelfingen) ging es in Pliezhausen – wie im letzten Jahr – erstmals wieder auf die Bahn.

Prominente Läuferinnen dabei

Im A-Lauf tummelte sich in der Tat starke Konkurrenz, angeführt von Vanessa Mikitenko, der schnellen Tochter der deutschen Marathonrekordlerin Irina, und der mehrfachen deutschen Jugendmeisterin (Langstrecken, Cross und Berglauf), Julia Ehrle aus Villingen, die für die LG farbtex Nordschwarzwald an den Start geht.

Ehrgeizige Ziele

Das Ziel von Katharina Jaiser: „Das schnelle Feld nutzen, sich reinhängen und eine gute Zeit mitnehmen“, so beschreibt sie ihren Plan, der ein wenig von einer sich anbahnenden Erkältung erschwert wurde. „Ich wollte mich aber trotzdem dieser Herausforderung stellen, weil genau diese Rennen sehr wichtig sind für den Kopf“, erklärt sie. „Kapitulieren, ohne es nicht wenigstens zu versuchen: Das gibt es bei mir nicht. Wenn ich das tagtäglich meinen Kindern beibringe, dann muss ich selbst auch so konsequent sein.“

Alles gegeben: Katharina Jaiser ausgepumpt im Ziel Foto: Jens Helm

Also ab an den Start. Nach dem Startschuss sortierte sich das Feld ein bisschen, und vorne ging wie erwartet von Anfang an die Post ab. Nach Kilometer eins lag die Gechingerin voll im Plan, aber dann meldete sich der Kopf: „Ich habe angefangen zu zweifeln, ob es eine gute Idee war: Der Körper wollte nicht, wie ich das im Kopf hatte.“

Unterstützung von außen hilft

Doch diese Situation ist für Katharina Jaiser nichts Neues. Sie nennt es den „Alters-Bonus“: „Wenn du schon oft genug bei solchen Veranstaltungen warst und nicht unbedingt schüchtern bist, dann kennt dich gefühlt jeder. In eben genau dieser Situation voller Zweifel habe ich in jeder Ecke meinen Namen gehört. Diese Unterstützung hat mich angetrieben, es doch noch mal zu versuchen.“

„Klein Kathi“ kämpft

Nach den verbummelten Runden drei bis fünf, in denen die Spitze natürlich enteilt war, kämpfte „klein Kathi alleine gegen den Gegenwind“, fasst es Katharina Jaiser lachend zusammen.

Die Spitze rückt ins Visier

Die Verfolgergruppe wurde langsamer, Katharina Jaiser kämpft, berappelt sich und schließt auf. Während sie an ihrer „Lieblings-Konkurrentin“ vorbeizieht, versucht sie, sie zum Mitkämpfen zu bewegen. Die Motivation hilft ein Stück, doch dann muss sie abreißen lassen, Katharina Jaiser kämpft wieder allein. Für die drei Besten „bin ich zu spät aufgewacht. Einfach mal mutig sein. Das steht auf meiner To-do-Liste ganz oben.“

Die Bestzeit fällt – Rekord!

Doch ihre erzielten 9:39,81 Minuten sind persönliche Bestzeit, am Ende belegt sie Platz 12 von 49 ins Ziel Gekommenen, vier Konkurrentinnen hatten aufgegeben. „Es ist nicht das, was ich wollte“, gibt Katharina Jaiser zu, „aber es ist in guter Start. Dass ich mich innerhalb eines Rennens noch mal so gefangen habe, ist für mich selbst ein großer Fortschritt und lässt mich erahnen, dass ich ein großes Stück weiter bin als letztes Jahr.“

Die Nerven des Trainer sollen geschont werden

Und wo soll es in dieser Saison hingehen? „Die Ziele sind: Schneller sein als letztes Jahr! Jedes Rennen genießen und das Beste rausholen! Vorbild sein!“ und vor allem will sie „die Nerven meines Trainers schonen“, wie sie lachend ergänzt.

Der Urlaub ist 2025 gestrichen

Ehe es Ende Mai bei der Running Night in Karlsruhe daran geht, über 5000 Meter die Norm für die DM zu erreichen (B-Norm 17:05 Minuten/A-Norm 16:30), denkt Katharina Jaiser auch daran, wie Familie, Freunde und Verein sie bei ihrem Angriff auf die Spitze unterstützen „und mich immer wieder neu dazu bringen, über mich hinauszuwachsen“. Und Opfer zu bringen, denn zugunsten eines intensiven Trainingslager wurde im Hause Jaiser in diesem Jahr der Urlaub komplett gestrichen.