Der Angriff auf den letzten 50 Metern: Katharina Jaiser (links) überholt gleich die Münchnerin Theresa Ortenreiter (in Schwarz). Foto: Jaiser

Sie hat es geschafft: In einem spektakulären Rennen in Karlsruhe lief Katharina Jaiser aus Gechingen über 5000 Meter 16:42,64 Minuten und knackte damit die B-Norm für die DM.

„Ich hoffe mal, dass sich Katharina Jaiser da nicht vertan hat und sich um eine Runde verzählt hat.“ Verwirrt ist nach dem Zieleinlauf der Gechingerin im Trikot des VfL Sindelfingen der Moderator der Karlsruher Laufnacht. Denn der hatte sich auf das Duell an der Spitze konzentriert. Bis zur letzten Runde waren Lara Kiene (LG Hamm) und Theresa Ortenreiter (LG Stadtwerke München) Kopf an Kopf gelaufen und hatten einen guten Abstand zu den Verfolgerinnen gelegt.

 

Jaiser wirft den Motor an

Auch zu Beginn der letzten Runde waren zwischen den beiden Führenden und den beiden scheinbar um Platz 3 laufenden Katharina Jaiser und Inken Siebert (SCC Berlin) rund 100 Meter Abstand. Zu viel zum Aufholen? Katharina Jaiser warf den Motor an – und wären statt 5000 Meter 5050 Meter zu laufen gewesen, hätte sie den Nachmittagslauf der Laufnacht gewonnen. So überholte sie noch Theresa Ortenreiter und stürzte den Moderator in minutenlange Grübeleien, ob denn da alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Doch der Reihe nach. Die Felder der Karlsruher Laufnacht waren sehr gut gefüllt, schließlich ging es um nationale und internationale Normen. Über die 5000 Meter am Nachmittag waren 28 Starterinnen gemeldet, eine davon war für die Pace zuständig. Bei heißen 27 Grad durfte sich Jaiser bei den schnelleren Läuferinnen einordnen, die ein Stück weiter vorne starteten und später zum restlichen Pulk einbiegen.

Loslegen wie die Feuerwehr

Die Pacerin machte ihrem Namen alle Ehre und legte ein schnelles Tempo vor. „Ich bin zu schnell los“, berichtet Katharina Jaiser. „Deshalb hab ich die ersten zwei plus Pace ab circa Runde 3 ziehen lassen und bin meinen Stiefel mit der vereinbarten 82er-Runde gelaufen.“

Das zahlte sich aus. Vorne gab es immer mal wieder Führungswechsel, Jaiser fiel ab und an ein wenig zurück. Zusätzliche Schwierigkeit: „Schon bei Kilometer 3 war die Anzeige falsch: 9:42 Minuten Durchgangszeit wäre etwa Endzeit von Pliezhausen letzte Woche gewesen“, berichtet Jaiser, die sich also auf ihre eigene Zeitnahme verlassen musste.

Die Taktik zahlt sich aus

Und auf ihre Taktik. „Ich sollte Kräfte sparen bis Kilometer 4 bis 4,5“, berichtet sie über die taktischen Anweisungen von Trainer Philipp Riexinger. Die Führungsgruppe war aber schon zu weit entfernt. Die Gechingerin ließ sich nicht entmutigen und machte ab Kilometer 4 „schon einen Zacken schneller“.

Der Überraschungsangriff

Drei Runden vor Schluss: lag sie auf Platz 4, zwei Runden vor Schluss auf Platz 3. Die Taktik ging auf, sie hatte genügend Körner für ihren Überraschungsangriff auf den letzten 50 Metern auf Bahn 2 und stürzte den Moderator in die Verwirrung. „Anzeige im Ziel: 16:22 Minuten“, jubelt Katharina Jaiser innerlich. Persönliche Bestzeit aus der Jugend geknackt! Erster Gedanke: „Wow, klasse!“ Zweiter Gedanke: „Nee, Moment: So schnell war’s nicht!“

Die B-Norm in der Tasche

Aber mit den korrekten 16:42,64 Minuten hat sie dennoch die B-Norm für die deutschen Meisterschaften geknackt. Und die A-Norm (16:30 Minuten) ist nicht weit entfernt. Die letzten 400 Meter legte sie in 69 Sekunden zurück, die letzten 200 nach Zündung des Turbos in 34 Sekunden.

„Ich bin absolut glücklich mit Platz 2“, sagte sie glücklich nach dem Zieleinlauf und gab zu: „Ich habe mit dem Podest geliebäugelt, aber so was mach ich lieber heimlich im Kopf vor einem Rennen und überrasche dann – vor allem mich!“ Mit der Zeit ist sie glücklich. „Als Einstieg in die Saison echt zufriedenstellend: Selbst die DM in Kassel war langsamer. B-Norm abgehakt. Das sollte reichen.“ Und wenn nicht, dann „lauf ich eben noch mal, jetzt weiß ich ja wie es geht“, ergänzt sie lachend.

Neue Chance für den Moderator

Vielleicht weiß dann auch der Moderator, dass sie auf den letzten 50 Meter explodieren kann. Aber wie!