Bald dürfen Verkehrsteilnehmer hier in der Ortsdurchfahrt von Unterhaugstett nur noch 40 Kilometer pro Stunde schnell sein. Foto: Biermayer

Das Thema Verkehr auf der Ortsdurchfahrt beschäftigt die Unterhaugstetter schon lange. Jetzt hatten die Bemühungen Erfolg, die Geschwindigkeit von 50 auf 40 Kilometer pro Stunde zu reduzieren.

Bad Liebenzell-Unterhaugstett - Bereits in den 1960er-Jahren wurde der Bau einer neuen Schule in Unterhaugstett auch damit begründet, dass in den Klassenräumen im alten Rathaus an der Stuttgarter Straße wegen des Verkehrslärms kein Unterricht mehr möglich gewesen sei. Auch in der jüngeren Vergangenheit störten sich die Bewohner immer wieder am hohen Verkehrsaufkommen und der hohen Geschwindigkeit der Fahrzeuge. So sehr sogar, dass eine Gruppe 2018 bei der Bürgerversammlung zum Thema unter Protest den Saal verließ. Der damalige Bürgermeister Dietmar Fischer verwies auf die Zuständigkeit des Landratsamtes. Er ließ Geschwindigkeitskontrolltafeln aufstellen. Geholfen hat dies wenig.

Angst um die Kinder

Es folgte die Gründung einer Interessengemeinschaft. Eine Liste mit 200 Unterschriften, die dem Landratsamt übergeben wurde, und eine Geschwindigkeitsreduzierung waren immer wieder Thema im Ortschaftsrat. Manche Eltern fürchteten wegen Raserei um die Sicherheit ihrer Kinder. Die Interessengemeinschaft forderte deshalb Tempo 40 auf der Ortsdurchfahrt und zwei Blitzer zur Kontrolle.

Da man sich wohl durch das Sicherheitsargument allein kaum eine Änderung erhoffte, ging man im Gemeinderat schließlich dazu über, die Lärmbelastung ins Feld zu führen. Im Dezember 2020 wurde dann eine Lärmkartierung der Ortsdurchfahrt erstellt. Diese ergab, dass besonders die Häuser direkt an der Straße tagsüber einer Belastung von 60 bis 70 Dezibel ausgesetzt sind.

Ab 65 Dezibel tagsüber und 55 Dezibel Lärmbelästigung nachts hat die Verwaltung einen Handlungsspielraum. Mit Zustimmung des Gemeinderates wurde durch ein Beratungsbüro ein Lärmaktionsplan erstellt und im letzten Frühjahr vorgestellt. Dieser schlug verschiedene Maßnahmen zur Lärmreduzierung vor. Ein neuer Fahrbahnbelag könne demnach die Lärmbelastung um bis zu fünf Dezibel reduzieren, eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde weitere drei Dezibel einsparen.

Als Überbrückung gedacht

Die Verwaltung wollte darauf hin die Auswirkungen von Tempo 40 statt 30 prüfen lassen. Das Ergebnis ist nun da und wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates präsentiert. "Mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 40 Kilometer pro Stunde anstatt 50 Kilometer pro Stunde können die Lärmpegel um 1.2 dB(A) gesenkt werden. Sie ist allerdings nur als Überbrückungsmaßnahme bis zur Realisierung nachhaltiger baulicher Lärmschutzmaßnahmen gedacht", heißt es in dem vom Beratungsbüro Rapp erstellten Papier.

Die Geschwindigkeitsbeschränkung solle mindestens von der Einmündung der Albert-Schweizer-Straße bis zur Neuhausener Straße gelten, könne durchaus aber auch bis zum westlichen Ortsanfang ausgedehnt werden. Bei letzter Variante würden Autofahrer auf der Gesamtstrecke lediglich maximal 15 Sekunden verlieren. Für die Neuhausener Straße selbst gebe es wegen einer geringen Lärmbelastung keinen Handlungsbedarf, erklärte Hochbauamtsleiter Rainer Becht. Zudem hätten das Regierungspräsidium und das Landratsamt als Straßenbehörden sogar Tempo 30 für gerechtfertigt gehalten, meinte er weiter. Man habe sich im Gemeinderat jedoch auf Tempo 40 geeinigt.

Mit Ergebnis zufrieden

Unterhaugstetts Ortsvorsteher Martin Krauth zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. Man brauche die Geschwindigkeitsreduzierung auch für die Sicherheit, gerade beim Zebrastreifen an der Christuskirche. Stadtrat Dietmar Lehmann-Schaufelberger (Grüne) fand es interessant, dass die Straßenbehörden sogar Tempo 30 befürworteten. Seine Fraktion sehe dies auch so. Er wolle die Diskussion aber nicht erneut anfachen. Der Gemeinderat entschied sich schließlich einstimmig für den Beschluss des Lärmaktionsplanes und ein Tempolimit von 40 Kilometer pro Stunde auf der Unterhaugstetter Ortsdurchfahrt von der Einmündung der Neuhausener Straße bis zum westlichen Ortsanfang.

Die Interessengemeinschaft hat also ihr Ziel erreicht. Wann die Entscheidung umgesetzt werde, hänge vor allem von der Arbeitsgeschwindigkeit des Landratsamtes ab, erklärte Becht nach der Sitzung. Blitzer, wie von der Interessengemeinschaft gewünscht, würden erst einmal nicht aufgestellt. Die Geschwindigkeitskontrolltafeln blieben jedoch. Diese würden auch das Tempo der Autos messen und speichern. Sollten die Daten ergeben, dass sich niemand an das neue Limit halte, sei die Installation von Blitzern möglich. Aber auch hier müssten die anderen Behörden wieder zustimmen.