An den Zufahrten von der Gottfried-Joos-Straße und dem Firmengelände (im Vordergrund) zur Landesstraße 404 in Pfalzgrafenweiler kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Der Abschnitt soll mit einer Schutzplanke gesperrt werden. Foto: Sannert

Viele Unfälle auf der Landesstraße 404, zuletzt ein tödlicher Anfang September, haben die Diskussion um die Sperrung der L 404 auf Höhe der Einmündung in die Gottfried-Joos-Straße in Pfalzgrafenweiler neu entfacht. Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, kann aber wenig entscheiden.

Pfalzgrafenweiler – Bereits im Jahr 2008 hatte der Gemeinderat sich nach Unfällen für die Sperrung ausgesprochen. Nach der damaligen Verkehrsschau wurde auf dem Streckenabschnitt der ehemaligen B 28 und jetzigen L 404 die Höchstgeschwindigkeit auf 70 Stundenkilometer festgesetzt. Dem dort ansässigen Betriebsinhaber wurde per Verkehrszeichen erlaubt, aus Richtung Altensteig kommend, links abzubiegen.

Es sei bekannt, so Bürgermeister Dieter Bischoff, der darauf verwies, dass an dieser Stelle ein Fahrweg lediglich durch Gebrauch entstanden sei, kein Rechtsanspruch auf eine Befahrung bestehe, aber sich "hier niemand an die Vorgaben hält". Zuständig für die Entscheidung einer Schließung sei die untere Verkehrsbehörde.

Polizei: regelmäßig kritische Situationen

Überdies sei die Sperrung das einzig hilfreiche Mittel, so Bischoff. Nicht zuletzt, nachdem beim jüngsten Unfall an dieser Stelle ein von Altensteig kommender Autofahrer in die Zufahrt des dort ansässigen Unternehmens einbogen war. Er übersah einen entgegenkommenden Motorradfahrer. Dieser und der Beifahrer im Wagen des Unfallverursachers wurden tödlich verletzt (wir berichteten).

Der Verkehrsdienst des Polizeipräsidiums Pforzheim, Außenstelle Freudenstadt, stellte bei den Ermittlungen zu diesem tödlichen Unfall fest, dass regelmäßig Fahrzeuge von der Gottfried-Joos-Straße in die L 404 einbiegen und dabei die Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf der Landesstraße unterschätzen. Zudem sei die Sicht auf den Verkehr, der aus Richtung Freudenstadt kommt, wegen einer Straßenkuppe und dem Bewuchs auf Höhe des dortigen Gewerbebetriebs eingeschränkt. Mehrere Brems- und Blockierspuren konnte die Polizei nicht dem Unfallgeschehen zuordnen, was den Schluss zuließ, dass es dort regelmäßig zu kritischen Situationen kommt.

Schild reicht nicht aus

Die bisher gewählten "milderen Mittel" erzielten also aus Sicht der Gemeinde nicht die gewünschte Wirkung. Deshalb soll die Gottfried-Joos-Straße gesperrt und die Zufahrt zur L 404 durch eine Schutzplanke gesichert werden, da nicht damit gerechnet werden könne, dass das bloße Anbringen eines Schilds von den Verkehrsteilnehmern akzeptiert wird.

Bereits vor Eintritt in die Tagesordnung hatte sich in der Bürgerfragestunde Klaus Landenberger zu Wort gemeldet. Er sah für Landwirte das Problem, Umwege "durch den halben Flecken" in Kauf nehmen zu müssen, und befürwortete einen Blitzer wie den bei Hallwangen.

Während der Beratung machte Bürgermeister Bischoff deutlich, dass Umwege besser seien als jede Form der Verkehrsgefährdung. Außerdem bestehe keinerlei Anspruch auf eine dortige Ein- und Ausfahrt. Die Verkehrssicherung diene der Vermeidung von brenzligen Situationen und Unfällen.

Tempo 70 soll bleiben

Ratsmitglied Kurt Kirschenmann führt die dortige Gefahrensituation auf die starke Einschränkung der Sicht zurück, befürwortete aber die Schließung der Straße bei Belassen der Grundstückszufahrt. Gleichzeitig könne man auf der L 404 die Tempobegrenzung wieder auf 80 Stundenkilometer erhöhen. Das sah Eberhard Kaiser nicht so: Tempo 70 solle bleiben, und es solle stark kontrolliert werden. Auch Andreas Ziefle sprach sich gegen eine Erhöhung der zulässigen Geschwindigkeit nach Schließung der Straße aus.

Angesprochen wurde auch das Anbringen einer Schranke, vergleichbar mit dem österreichischen Modell. Diese schleift während der Durchfahrt mit einem Traktor an diesem vorbei. Gemeinderätin Tanja Braun sah darin ein Entgegenkommen für die örtliche Landwirtschaft.

Diese Anregung will die Gemeinde an die Verkehrsbehörde weitergeben. Die Schranke könnte dann im Bereich des dortigen Unternehmens errichtet werden. Laut Hauptamtsleiter Marco Kaupp will die Verkehrsbehörde sowohl die Straße als auch die Grundstückszufahrt schließen und dabei die Sperrung durch eine Schutzplanke sicherstellen.

Neue Zufahrt aus der Ortsmitte braucht Zeit

Ratsmitglied Adolf Gärtner verwies darauf, dass der Gemeinderat keinerlei Entscheidungskompetenz habe. Diese liege bei der Verkehrsbehörde. Allerdings hält Gärtner wegen des hohen Verkehrsaufkommens eine weitere Zufahrt zur L 404 aus Richtung Pfalzgrafenweiler-Mitte für notwendig.

Obwohl bereits vor Jahren beschlossene Sache, will Bürgermeister Bischoff die Anregungen weitergeben und den Gemeinderat informieren, sobald sich die Verkehrsbehörde in dieser Angelegenheit gemeldet hat. Bischoff sieht erst im Zuge des Neubaugebiets "Rechts am Heuwasen" und zusätzlichen Grundstückserwerbs durch die Gemeinde die Möglichkeit, die neue Zufahrt auf den Weg zu bringen.