Das Burenhaus steht am Marktplatz in Schwenningen. (Archivfoto) Foto: Jochen Schwillo

Einen überraschenden Zufallsfund gab es im Burenhaus am Schwenninger Marktplatz. Und es geht um ein besonderes Kapitel der Stadtgeschichte, wie das Stadtarchiv VS schreibt.

Als Ute Schulze, die derzeitige Amtsleiterin für Archiv und Schriftgutverwaltung, 2004 den Dachboden des Burenhauses erklomm, ging sie davon aus, alte Rentenakten zur Begutachtung vorzufinden. Doch es kam ganz anders.

 

Die Feuerwehr hatte gebeten, die alten Akten auf dem Dachboden des Burenhauses aus Brandschutzgründen zu entfernen. So wurde das Stadtarchiv informiert, um die Akten auf Archivwürdigkeit zu überprüfen.

Unter einer Staubschicht

Doch die angeblichen Rentenakten entpuppten sich schnell als Unterlagen ganz anderer Herkunft. Unter einer zentimeterdicken Staubschicht verborgen schlummerten alte Akten der UNRRA (Hilfs- und Rehabilitationsverwaltung der Vereinten Nationen) und des Requisitionsamtes.

Bei genauerer Durchsicht der Unterlagen fiel Ute Schulze in die Hände, was nun das Archivale des Monats Januar 2025 ist.

Es handelt sich um eine Liste, verfasst vom Leiter des Centre PDR (Heim für Vertriebene und Flüchtlinge), in welcher ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz aufgelistet sind. Diese waren im Juni 1945 im Beethovenhaus untergebracht.

Ein besonderes Dokument: 21 ehemalige polnische Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz waren im Juni des Jahres 1945 im Beethovenhaus Schwenningen untergebracht und benötigten dringend angemessene zivile Bekleidung. Foto: Amt für Archiv und Schriftgutverwaltung

Unterhalb der Liste vermerkte der Leiter: „Alle hier aufgelisteten Polen haben nur die Kleidung die sie am Leibe tragen, überwiegend Kleidung des deutschen Reichsarbeitsdienstes. Sie brauchen Zivilbekleidung.“

Das Centre PDR und der Militärgouverneur in Rottweil ordneten für die Stadt Schwenningen und auch andere umliegende Gemeinden mehrfach an, von ihren Bürgerinnen und Bürgern Gegenstände wie Wolldecken, Bekleidung oder Möbel einzusammeln. Die gesammelte Kleidung war für frühere französische Gefangene bestimmt und wohl auch für die ehemaligen Auschwitz-Häftlinge. Bei den Sammlungen handelte es sich um sogenannte Requisitionen, die Beschlagnahmung von zivilen Sachgütern.

Zuflucht gefunden

Dank des Zufallsfundes aus dem Jahr 2004 ist heute bekannt, dass auch ehemalige Auschwitz-Häftlinge nach der Befreiung des Konzentrationslagers am 27. Januar 1945, diese jährt sich dieses Jahr zum 80. Mal, in Schwenningen temporär Zuflucht fanden.