Gäufeldens Bürgermeister Johannes Buchter in der KZ-Gedenkstätte Foto: Wagner

Bei der Eröffnung der KZ-Gedenkstätte in Tailfingen soll nun doch kein NPD-Kreisrat dabei sein.

Gäufelden - Gäufeldens Bürgermeister Johannes Buchter hat seine Meinung geändert: Er will den Böblinger NPD-Kreisrat Janus Nowak nicht bei der Einweihung der KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen am kommenden Sonntag dabeihaben und hat ihn wieder ausgeladen. Nowak will trotzdem kommen.

Der Sinneswandel von Johannes Buchter kam buchstäblich über Nacht. Noch am Donnerstag voriger Woche verteidigte Gäufeldens Bürgermeister (Grüne) bei der Vorabführung für Pressevertreter durch das KZ-Dokumentationszentrum im Alten Rathaus von Gäufelden-Tailfingen seine Einladung für NPD-Kreisrat Janus Nowak. Der Landkreis Böblingen und die Nachbargemeinden haben 37.000 Euro für das etwa 200.000 Euro teure Dokumentationszentrum im Tailfinger Rathaus gespendet. Deshalb seien automatisch alle Kreisräte zur Einweihung eingeladen worden, erklärte Buchter - auch Nowak. Am Tag darauf lud er den NPD-Mann wieder aus.

Was war passiert? Er habe am Freitag Nowaks Text über das Dokumentationszentrum und das Mahnmal im benachbarten Rottenburg-Hailfingen auf der Homepage der NPD genauer studiert, so der Rathauschef. Er gibt zu, "die Brisanz des Eintrags" falsch eingeschätzt zu haben, der inzwischen auch der Stuttgarter Staatsanwaltschaft vorliegt. Dass die Kommune als Handlanger der sogenannten "Holocaust-Industrie" bezeichnet wurde, die aus dem Gedenken an die Judenvernichtung der Nazis Kapital schlage, und die jüdischen Häftlinge der KZ-Außenstelle auf dem Militärflughafen als "Kriegsgefangene", war Buchter zu viel. Er lud Nowak per E-Mail am Freitagnachmittag aus.

"Die Sache ist noch nicht ausgestanden"

"Das Schreiben hab' ich noch nicht", sagt der NPD-Kreisrat dagegen am Montagmittag gegenüber unserer Zeitung. Dass er nicht willkommen ist bei dem Festakt mit Überlebenden des Lagers am Sonntag, war aber schon zu ihm durchgedrungen. "Ich hatte keine Provokation vor Ort geplant", beteuert Nowak, "ich hätte die Opfer nicht verhöhnt." Doch im Nachhinein wollte er die Veranstaltung kommentieren. Trotz der offiziellen und persönlichen Ausladung will der NPD-Mann, der seit der Kommunalwahl vergangenes Jahr im Böblinger Kreistag sitzt, am Sonntag nach Gäufelden kommen. Und zwar alleine: "Die Sache ist noch nicht ausgestanden."

Die Polizei reagiert gelassen auf die bevorstehende Einweihung der Gedenkstätte. "Wir wollen keine Polizeiveranstaltung daraus machen", sagt Frank Natterer, Sprecher der Polizeidirektion Böblingen. Beamte der Böblinger und der Tübinger Direktion "werten vorab einschlägige Foren aus" und werden kurzfristig über den Einsatz am Sonntag entscheiden.

Birgit Kipfer ist über Buchters Entscheidung "erleichtert", die er "ohne mein Zutun" getroffen habe, betont die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete und Koordinatorin der Sektion Böblingen-Herrenberg-Tübingen des Vereins Gegen Vergessen - Für Demokratie. Der Verein hat maßgeblichen Anteil an der Realisierung der Gedenkstätte. "Jetzt können wir uns auf das eigentliche Ereignis konzentrierten", so Kipfer.