Aufgrund der enormen Hitze hält sich der Zulauf in Grenzen bei der Prozession, zu der Global Forest und die ehemalige Residentin Tintin Patrone eingeladen haben. Foto: Hans-Jürgen Kommert

Unter dem Titel „Paraden zum Mitmachen“ gab es ein ungewöhnliches Projekt bei der Sommerau in St. Georgen.

Tintin Patrone – vor Monaten war sie Residentin beim Kunstverein Global Forest. Unter dem Titel „Paraden zum Mitmachen“ hat sie nun zum Abschluss zu einem ungewöhnlichen Projekt eingeladen – zu einer Klangprozession zwischen Sommerau und dem Nußbacher Nockenkreuz.

 

Mehrere Monate war Christina Köhler, im Allgemeinen bekannter unter ihrem Künstlernamen Tintin Patrone, beim Kunstverein Global Forest im Rahmen ihrer Residenz zu Gast im Resonanz-Lab. Das Projekt „Heidenei! Heavy Metal Accumulation“, das dabei herauskam, fand im Bereich Sommerau mit einer „Parade zum Mitmachen“ einen ersten Abschluss.

Menschliche Stimme steht im Zentrum

Im Zentrum des Projekts stand die menschliche Stimme – als Medium für Verbindung, Widerstand und Transformation, wie Patrone betonte. Dafür ließ sich die provozierend arbeitende Künstlerin vom traditionellen Schweizer Alpsegen inspirieren, mit Sängern aus der Dreiländerregion in Form mehrerer Musikstücke.

Die Klang- und Performance-Künstlerin war von November 2024 bis Februar 2025 Resindetin bei Global Forest. Dabei nahm sie vielerlei Stimmen auf – einzeln oder im Chor. So mancher musste zunächst von diesem Projekt überzeugt werden.

Aus der Bergstadt konnte sie den katholischen Kirchenchor mit Leiter Josef Spath gewinnen, aber auch den evangelischen Kirchenchor mit Kantor Jochen Kiene, Martina Schwarz mit einem Chor der Jugendmusikschule sowie Angela Hackbarth, die mit Kindern mit Migrationshintergrund dabei war. Dazu konnte sie den ältesten Knabenchor der Schweiz und zwei Heavy Metal-Musiker für das Projekt begeistern.

Unter dem Aspekt „Zukunftsängste“ begleitet wurde das Projekt von der Hochschule Furtwangen (HFU) und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, mit Förderung durch den Wissenschaftsverbund der Vierländerregion. Nicole Weydmann von der HFU schilderte dazu, dass sie zunehmend Ängste und Scham bei ihren Studierenden feststelle – Themen, die weitgehend tabuisiert würden. Daher sehe sie die Wichtigkeit, gemeinschaftlich Räume zum Austausch zu schaffen – dies sei einer davon. Allerdings seien im Resonanz-Lab mehrere Künstler damit beschäftigt, solche Räume zum Austausch und den Menschen Zugänge zu schaffen.

Ritualhafte Demonstration oder Prozession

Die St. Georgener Parade startete auf der Sommerau beim Nockenkreuz, wobei laut Oliver „Olsen Wolf“, Vorsitzender des Kunstvereins, der Familie Nock für die Unterstützung dankte. Das Ganze war laut Patrone als ritualhafte Demonstration oder Prozession gedacht.

Vor allem ging es dabei um Gemeinschaft durch die Stimme, so Patrone. Der malerische Ort mit unglaublicher Fernsicht passe gut für eine Prozession, ergänzte Wolf.